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Dank ehrenamtlicher Unterstützung: Das Museum Hochzeitshaus in Fritzlar wird digitaler

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Von: Daniel Seeger

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Prüfen, vermessen und recherchieren. Dann werden die Daten eingepflegt. Die Arbeit von Dagmar Lohmann (links) und Dr. Anja Eckert erfordert Akribie.
Prüfen, vermessen und recherchieren. Dann werden die Daten eingepflegt. Die Arbeit von Dagmar Lohmann (links) und Dr. Anja Eckert erfordert Akribie. © Seeger, Daniel

Ehrenamtliche erfassen die Bestände des Museums online. Das ist zum Teil spannende Detektivarbeit.

Fritzlar – Dank engagierter Ehrenamtlicher digitalisiert das Museum Hochzeitshaus in Fritzlar derzeit seinen Bestand – und in Kürze werden alle über das Internet zumindest auf die ersten Objekte zugreifen können.

Möglich wird das, weil zwei Fritzlarerinnen das Museum dabei tatkräftig unterstützen. Museumsleiterin Stefanie Mnich ist froh, dass sie mit Dagmar Lohmann und Dr. Anja Eckert zwei Expertinnen an Bord hat, die sich in der Geschichte und der Arbeit mit historischen Objekten auskennen. Lohmann ist pensionierte Geschichtslehrerin, Eckert promovierte Archäologin.

Ihr Job: Sie pflegen die Daten zu den Objekten in die Datenbank museum-digital.de ein. Die ist nach eigenen Angaben gemeinsames Vorhaben verschiedener Museen. Zusätzlich werden die Objekte fotografiert, „auch das wird ehrenamtlich erledigt“, sagt Mnich. So stammen die meisten Bilder vom Fritzlarer Philipp Reinbold.

Das mag zunächst nach trockener Schreibarbeit klingen, doch so einfach und eintönig ist es bei Weitem nicht, sagen Lohmann und Eckert – im Gegenteil. Denn die beiden nehmen die Objekte in die Hand, prüfen die Angaben, messen nach und recherchieren gegebenenfalls zusätzliche Informationen.

Eine deutliche Erleichterung ist, dass vor Jahren schon einmal Vorarbeit geleistet wurde. In 2015 wurde mit Blick auf die Neukonzeption der Ausstellung ein Teil der Objekte, die im Bestand des Museums sind, auf Karteikarten erfasst – ebenfalls ein Projekt, das maßgeblich von Ehrenamtlichen getragen wurde.

„Das wurde damals auf einem wirklich hohen Niveau gemacht. Insgesamt sind es aber weniger als ein Prozent aller Objekte in unserer Sammlung, die dort aufgezeichnet sind“, sagt die Museums-Chefin. Den Bestand schätzt sie auf rund 1,2 Millionen Objekte. Vieles davon archäologische Fundstücke, die teils sehr klein sind.

Die Karteikarten beinhalten zum Beispiel auch interessante Details zur Geschichte des Objektes, zu Vorbesitzern und Fundorten. „Wenn man dann die Leute noch kennt und weiß, in welchem Haus der Gegenstand war, das ist besonders spannend“, sagt Lohmann.

Jedes Objekt wird genau begutachtet und vermessen.
Jedes Objekt wird genau begutachtet und vermessen. © Seeger, Daniel

Die Vorteile der Digitalisierung sind vielfältig, erläutert Museumsleiterin Stefanie Mnich. Zum einen geht es ihr um die Außenwirkung. Es sei gute Werbung für das Museum, wenn man sich an einem solchen Projekt beteilige und die Objekte von überall auf der Welt abrufbar seien. Zum anderen helfe es dem eigenen Haus und auch anderen Museen bei der Konzeption von Ausstellungen. „Wir können auch sehen, was andere zu bestimmten Themen im Bestand haben“, sagt Mnich. Auch den Leihverkehr könne man über das Portal abwickeln. Und: Das Programm ist im Gegensatz zu anderen für das Museum kostenfrei, ebenso die Schulungen. Denn die Fritzlarer sind Teil eines Pilotprojektes des Hessischen Museumsverbandes.

Alte Schule: Im Jahr 2015 wurde ein Teil der umfangreichen Sammlung auf Karteikarten katalogisiert. Diese Arbeit soll nun digital fortgeführt und erweitert werden.
Alte Schule: Im Jahr 2015 wurde ein Teil der umfangreichen Sammlung auf Karteikarten katalogisiert. Diese Arbeit soll nun digital fortgeführt und erweitert werden. © Daniel Seeger

Dass Museen ihre Sammlung digitalisieren, ist grundsätzlich nicht neu, sagt Museumsleiterin Mnich. Was in Fritzlar besonders ist: Es ist ein Projekt, das zum ganz überwiegenden Teil von Ehrenamtlichen getragen wird. Damit das gut funktioniert, mussten Dagmar Lohmann und Dr. Anja Eckert vorher vom Museumsverband geschult werden – ihre berufliche Erfahrung ist bei der Digitalisierung ein großer Pluspunkt, betont Mnich, die als einzige hauptamtliche Mitarbeiterin das Museum leitet.

Damit Einträge auch gefunden werden können, bedarf es einer Systematik, auf die sich alle Teilnehmer einigen. Unter bestimmten Suchbegriffen müssen alle dasselbe verstehen, es braucht einheitliche Schreibweisen und es muss besonders sorgfältig gearbeitet werden, berichtet die Archäologin Anja Eckert. Denn die beste Datenbank bringt nichts, wenn man am Ende nicht das findet, was man sucht.

Wie lange das Digitalisierungs-Projekt angesichts der riesigen Zahl an Objekten dauern wird, lasse sich nicht abschätzen, so Mnich. Immerhin: Mehr Objekte werden es zumindest vorerst nicht. „Wir haben einen Sammlungsstopp.“

Die Museumsleiterin kann sich vorstellen, dass irgendwann beispielsweise auch ein digitaler Ausstellungsbesuch möglich sein wird, wie es andere Häuser bereits etabliert haben. Doch das ist ferne Zukunftsmusik. Nun geht es erst einmal darum, die Datenbank weiter zu füllen – und dafür sucht das Museum noch ehrenamtliche Unterstützung. Wer sich vorstellen kann, einen Arbeitstag pro Woche in ein solches Projekt zu investieren, der kann sich unter museum@stadt-fritzlar.de bei Museumsleiterin Stefanie Mnich melden. Die Ehrenamtlichen treffen sich derzeit jeden Dienstag.

Aus dem Bestand des Museums wurde kürzlich ein Hundeskelett nach Geismar überführt.

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