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Suche nach der Friedens-Perspektive – Diskussion im Fritzlarer Soldatenheim

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Von: Daniel Seeger

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Es ging um eine Perspektive für den Frieden: Dr. Beate Hofmann und Oberstleutnant Christopher Herz diskutierten im Fritzlarer Soldatenheim.
Es ging um eine Perspektive für den Frieden: Dr. Beate Hofmann und Oberstleutnant Christopher Herz diskutierten im Fritzlarer Soldatenheim. © Daniel Seeger

Wir waren bei einer Diskussion zwischen Bischöfin und Soldat in Fritzlar zu Gast.

Am 24. Februar jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine. Für unsere Themenwoche waren wir bei einer Diskussion um Waffenlieferungen und Frieden in der Ukraine dabei.

Fritzlar – Eine Bischöfin und ein Offizier diskutieren über Waffen und Frieden. Eine Ausgangssituation, die – zumindest auf den ersten Blick – sehr unterschiedliche Positionen vermuten lässt. Doch wer bei der Veranstaltung „Frieden schaffen – mit immer mehr Waffen. Welche Friedensethik braucht unser Land?“ des Evangelischen Forums Schwalm-Eder die ganz großen Kontroversen erwartet hatte, der könnte bereits in den ersten Minuten enttäuscht gewesen sein. Eine gemeinsame Perspektive zu entwickeln, die angesichts der Gewalt in der Ukraine fehlt, das wünschte sich der Leiter des Evangelischen Forums Dierk Glitzenhirn. Er führte durch die Veranstaltung.

Der Wunsch nach Frieden stach bei Diskussion um Waffenlieferungen und Frieden in der Ukraine heraus

Bischöfin Dr. Beate Hofmann und den stellvertretenden Kommandeur des Fritzlarer Kampfhubschrauberregiments 36, Oberstleutnant Christopher Herz, einte insbesondere der Wunsch nach Frieden in der Ukraine. Auch wenn ihre Blickwinkel auf das Geschehen im Osten Europas sehr unterschiedlich waren.

Es ging um eine Perspektive für den Frieden: Dr. Beate Hofmann und Oberstleutnant Christopher Herz diskutierten im Fritzlarer Soldatenheim.
Es ging um eine Perspektive für den Frieden: Dr. Beate Hofmann und Oberstleutnant Christopher Herz diskutierten im Fritzlarer Soldatenheim. © Daniel Seeger

Die Friedensethik mit dem Konzept vom gerechten Frieden, das eine Verknüpfung von Frieden und Gerechtigkeit vorsieht, habe seinen Ausgangspunkt in der Sicherheitsarchitektur der 2000er-Jahre gehabt, sagte die Bischöfin. In dieser sei klar gewesen, dass Menschenrechte und das Haager Kriegsrecht geachtet werden. Doch: „Putin missachtet diese Ordnung und droht mit dem Einsatz von Nuklearwaffen.“ Eine Erkenntnis aus dieser Entwicklung sei, dass es zur Wahrung des Rechts gehöre, die Mittel zur Verteidigung aufzubauen. Ihr Vortrag war geprägt von dem Verweis auf notwendige Abwägungen und der eigenen Ambivalenz in vielen Fragen – auch bei Waffenlieferungen. Einfache Antworten präsentierte die Theologin nicht. „Es ist wichtig unter dem Druck, eindeutig Position zu beziehen, nicht nachzugeben“, sagte sie. In Ihrem Vortrag betonte die Bischöfin die Komplexität des Konfliktes. „Wir müssen nun darüber nachdenken, wie Frieden geschaffen werden kann, wenn unsere Rechtsordnung bedroht ist“, so Hoffmann weiter. Kontakte nach Russland müssten aufrechterhalten werden, auch wenn es manchmal schwer ertragbar sei. Ein Angriff auf die staatliche Souveränität und die Menschenrechte sei nicht hinzunehmen.

Wenig optimistisch gab sich Christopher Herz auf die Frage nach einem baldigen Frieden in der Ukraine

Christopher Herz betonte gleich zu Beginn seines Vortrags, dass er nicht in seiner Funktion als Soldat spreche, sondern vor allem als Privatperson, Familienvater und katholischer Christ. „90 Prozent von dem, was Sie gerade gesagt haben, würde ich sofort unterschreiben“, sagte er in Richtung der Bischöfin. Das Prinzip der Abschreckung sieht der Offizier mit Blick auf die Nato grundsätzlich nicht als gescheitert an – in der Ukraine habe dieses jedoch nicht funktioniert. Aber: „Die Ukraine ist kein Nato-Staat“, so Herz. Man sei in der Vergangenheit in Europa davon ausgegangen, dass man mit Russland die gemeinsamen Werte von Frieden und Wohlstand teile – eine offensichtliche Fehleinschätzung. „Mit unserer Logik ist der Krieg nicht zu erklären“, sagte der Oberstleutnant. Wenig optimistisch gab er sich auf die Frage nach einem baldigen Frieden in der Ukraine. Dieser sei wohl erst möglich, wenn in den Ländern die Kriegsmüdigkeit zunehme – oder wenn eine der beiden Seiten keine militärischen Optionen mehr hat.

Dass der Ukraine-Krieg auch viele Menschen aus der Region beschäftigt, zeigten der gefüllte Saal im Fritzlarer Soldatenheim ebenso wie die Fragerunde im Anschluss an die Vorträge. Die endete nur deshalb, weil die Veranstaltung für zwei Stunden angesetzt war. Der Bedarf für Gespräche und Diskussionen wird trotz des erkenntnisreichen Nachmittags bleiben. (Daniel Seeger)

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