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Fritzlarer Kinderhilfswerk Global Care hilft im Libanon: „Das Land befindet sich im Sinkflug“

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Von: Daniel Seeger

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Zu Besuch bei einer Familie im Libanon: Beate Tohmé (zweite von links), Geschäftsführerin Kinderhilfswerk Global Care.
Zu Besuch bei einer Familie im Libanon: Beate Tohmé (zweite von links), Geschäftsführerin Kinderhilfswerk Global Care. © Privat

Das Fritzlarer Kinderhilfswerk Global Care unterstützt Menschen im Libanon. Nun war die Geschäftsführerin Beate Tohmé selbst vor Ort und berichtet von der dramatischen Lage des Landes.

Fritzlar/Beirut – Es sind bedrückende Geschichten, die Beate Tohmé zu erzählen hat. Die Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks Global Care aus Fritzlar war kürzlich zu Besuch im Libanon, eines von insgesamt 21 Ländern, in dem die christliche Hilfsorganisation Unterstützung leistet.

„Das Land befindet sich im Sinkflug, aber die Situation im Libanon ist in Deutschland kaum noch präsent“, sagt Tohmé im HNA-Gespräch. Die Verhältnisse in dem kleinen Land in Nahen Osten seien sehr schlecht. „In Beirut gab es nur drei Stunden am Tag Strom“, berichtet sie. Zudem sei die wirtschaftliche Lage katastrophal. In dem Land, das zwischen Syrien, Israel und dem Mittelmeer liegt, herrsche derzeit eine Hyperinflation. Zudem gebe es eine sehr hohe Arbeitslosigkeit und eine schlechte Infrastruktur. „Wer kann, verlässt das Land“, sagt Tohmé.

Global Care aus Fritzlar hilft syrischen und libanesischen Familien

Hinzu komme, dass das Land, das in etwa halb so groß wie Hessen ist, Heimat für eine enorme Zahl von Menschen geworden ist, die aus Syrien vor dem Bürgerkrieg geflohen sind. Auf rund 4,5 Millionen Libanesen kämen rund zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien.

„Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges waren wir im Libanon aktiv, um geflüchtete Familien aus Syrien zu unterstützen, aber mittlerweile kümmern wir uns auch um libanesische Familien“, berichtet Thomé. Zudem wurde vom Libanon aus auch die Erdbeben-Hilfe für die betroffenen Regionen in Syrien koordiniert. „Mich freut und berührt es, dass wir nach wie vor so engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter vor Ort haben“, sagt Tohmé, denn ohne diese sei die Arbeit der Organisation nicht denkbar.

In der Schule werden den Kindern aus Beirut verschiedene Freizeitaktivitäten ermöglicht. Global Care sorgt auch dafür, dass die Kinder zum Beispiel Ausflüge machen können
In der Schule werden den Kindern aus Beirut verschiedene Freizeitaktivitäten ermöglicht. Global Care sorgt auch dafür, dass die Kinder zum Beispiel Ausflüge machen können © Global Care

Tohmé war bei ihrem Besuch unter anderem in Greater Beirut Evangelical School zu Gast. Die Privatschule wird von dem Kinderhilfswerk unterstützt. Das Dach über dem Spielplatz wurde durch die Explosion im Hafen von Beirut zerstört und mithilfe von Spenden erneuert. Außerdem unterstützt Global Care 40 bedürftige Familien bei der Finanzierung der Schulgebühren. Tohmé sagt, dass der Besuch in dem Land auch ein Zeichen an die vielen, größtenteils ehrenamtlichen, Partner vor Ort ist, dass sie nicht vergessen werden.

Sie berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung von einem libanesischen Mädchen, das von Global Care unterstützt wird, dessen Mutter an Krebs gestorben ist und die von ihrem Vater verstoßen wurde. „Sie lebt bei ihrer Tante, die den Schulbesuch nicht finanzieren kann.“, so die Geschäftsführerin. Das Mädchen ist eines der Kinder, die die Hilfsorganisation bei den Schulgebühren unterstütze.

Es gebe im Land zwar auch öffentliche Schulen, doch diese würden bestreikt. Denn: Durch die Inflation seien die Gehälter der Lehrkräfte extrem niedrig. Neben der Unterstützung für den Schulbesuch engagiert sich Global Care auch dafür, den Kindern eine Auszeit und eine bessere Freizeitgestaltung zu ermöglichen, „psychosoziale Unterstützung“ nennt die Fritzlarerin das. Da geht es zu Beispiel darum, dass Kindern ein Ausflug in die Natur ermöglicht wird. Außerdem dienen die Besuche auch dazu, zu prüfen, ob die Hilfen tatsächlich ankommen. „Wichtig sind da auch die persönlichen Gespräche mit den Familien, die Unterstützung erhalten“, sagt Tohmé.

„Wir waren in Beirut unterwegs, in der Nähe des Orts, an dem sich im August 2020 die große Explosion ereignet hat. Teile des Zentrums sind noch heute wie eine Geisterstadt“. So zum Beispiel das Gebäude der Stadtwerke, das aussieht wie ein Gerippe, leer stehend, beschädigt und ohne Fenster. Bei der Explosion wurden weite Teile der Hauptstadt zerstört, etwa 200 Menschen starben und rund 300 000 Menschen verloren ihr Zuhause. Neben dem Libanon leistet Global Care auch Nothilfe in den syrischen Orten Homs, Jableh sowie Aleppo. kinderhilfswerk.de (Daniel Seeger)

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