„Wir sind wirklich stolz darauf, dass die Wahl auf uns fiel“, sagt Kevin Wathling. Insgesamt fünf Paare hatten sich damals beworben. „Für uns ist es eine Ehre, unsere Heimat zu repräsentieren – Fritzlar und Hessen.“
Erfahrung damit, in der Öffentlichkeit zu stehen, bringen die beiden mit: Im Jahr 2017/2018 waren sie das Prinzenpaar des Karnevalsvereins Närrische 11. „Dieses Erlebnis werden wir nie vergessen, doch das jetzt ist noch einmal etwas ganz anderes“, sagt der 33-Jährige. Auf einmal sind sie in der Zeitung, müssen Interviews fürs Fernsehen geben und sind bei vielen öffentlichen Terminen im Einsatz. Beim Hessentag in Pfungstadt im Juni bekommen sie die Hessentags-Fahne übergeben und werden auch beim Umzug dabei sein, der dort am Sonntag, 11. Juni, stattfindet. „Das ist dann auch für uns so etwas wie der Startschuss“, sagt Franziska Wathling. Ab dann sind die beiden Fritzlarer ganz offiziell das amtierende Hessentagspaar. Obwohl der Umzug in Pfungstadt stattfindet, ist er gewohntes Terrain für das engagierte Ehepaar aus Fritzlar. „Das kennen wir ja schon vom Karneval“, sagt die 27-Jährige und lacht.
Mit Kevin und Franziska Wathling repräsentieren zum Hessentag zwei gebürtige Fritzlarer die Dom- und Kaiserstadt. Franziska Wathling könnte man sogar als Ur-Fritzlarerin bezeichnen. „Ich wohne schon mein ganzes Leben hier“, sagt sie. Dass sie in Fritzlar fest verwurzelt ist, zeigt auch ihr Engagement beim Karnevalsverein Närrische 11, das ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde. „Da bin ich schon mit zwei Jahren dabei gewesen – mein Opa war Präsident, jetzt ist es mein Papa, und Kevin ist Vizepräsident.“ Sie selbst trainiert die Garde. Außerdem spielt Wathling Fußball beim FC Anraff in der Nachbargemeinde Edertal.
Und ganz in der Nähe von Fritzlar, in Mandern, ist ihr Mann und Hessentagspaar-Partner Kevin aufgewachsen. Er lebt seit 2015 in der Dom- und Kaiserstadt, ist auch ein begeisterter Fußballer und mittlerweile Co-Trainer bei der SG Bad Wildungen/Friedrichstein. „Ich spiele seit meiner Kindheit Fußball – bis heute und solange es eben noch geht“, sagt der 33-Jährige, der sein Geld als Instandhalter für Elektrotechnik bei VW verdient. Der Fußball ist auch ein verbindendes Element der beiden, die sich über das gemeinsame Hobby kennengelernt haben. Mittlerweile wohnen sie gemeinsam ihrem einjährigen Sohn Milan im eigenen Haus in der Kernstadt. Im Dom haben sich die beiden damals das Jawort gegeben.
Wenn man die Wathlings auf Fritzlar anspricht, kommen sie ins Schwärmen. „Für mich ist Fritzlar einfach Heimat“, sagt Franziska Wathling. „Eine Kleinstadt in der man alles haben kann – nicht zu groß und nicht zu klein. Trotzdem ist es noch recht dörflich und familienfreundlich, das finde ich schön.“ Als Schülerin sei sie immer nach Hause gelaufen und habe sich gewundert, warum in Fritzlar die vielen Reisebusse mit den Touristen stehen. „Wenn man älter ist, versteht man es dann“, sagt sie schmunzelnd. „Dazu kommt, dass die Infrastruktur immer besser wird“, ergänzt ihr Partner Kevin.
Doch warum entscheidet man sich eigentlich dazu, sich als Hessentagspaar zu bewerben? „Wir wurden damals von einigen Seiten angesprochen, ob wir uns das vorstellen können“, sagt Franziska Wathling. „Eigentlich hat mein Mann mich dazu überredet. Obwohl er normalerweise nicht der Typ dafür ist, hat er gesagt: „Komm, lass uns das machen, das wird eine coole Sache.“ Der ergänzt: „Ich dachte mir: Wir werden es jetzt einmal erleben, dass ein Hessentag in Fritzlar stattfindet. Das wird ein einmaliges Erlebnis“
Fest steht jetzt schon, dass die beiden einen vollen Terminkalender haben werden. „Wir mussten natürlich vorher abklären, ob unsere Familie da mitmacht“, sagt die gelernte Physiotherapeutin, die derzeit in Elternzeit ist. „Aber daran hatten wir eigentlich keine Zweifel. Ganz gleich von welcher Seite, wir bekommen wirklich viel Unterstützung.“ Allein in den zehn Tagen des Hessentags können sich die beiden wohl auf Termine in einer dreistelligen Anzahl einstellen.
Beide erinnern sich noch gut daran, als sie offiziell im Soldatenheim vorgestellt wurden und das bis dahin gut gehütete Geheimnis gelüftet wurde: „Nach der Verkündung im Soldatenheim sind wir zurück in die Kabine und unsere Handys waren voll mit Nachrichten von Freunden und Bekannten, die es im Internet bei der HNA gesehen hatten“, sagt die junge Fritzlarerin. Eine echte Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte. „Wir haben nur positive Rückmeldungen bekommen“, ergänzt Kevin Wathling.
Was ganz genau auf sie zukommt, wissen die beiden zwar noch nicht, „aber wir haben schon viel gehört, auch vom anderen Hessentagspaar aus Homberg, das in der Zeitung interviewt wurde“, so Franziska Wathling. Und auch von der Stadt und der Agentur, die sie betreut, habe es schon viele Informationen gegeben. „Aber wie es genau wird, können wir erst sagen, wenn es so weit ist“, ergänzt ihr Partner.
In der Öffentlichkeit stehen sie aber jetzt schon. Selbst beim offiziellen Fotoshooting auf dem Marktplatz wurden sie von Fremden angesprochen. Das habe auch am Kostüm gelegen, der Niederhessischen Spitzbetzeltracht, die man früher in der Region um Fritzlar getragen hat. „Der Betzel war am Anfang schon etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt Franziska Wathling und lacht.
Aber mittlerweile habe sie sich an das für die Tracht so charakteristische Häubchen gewöhnt. Bei den maßgeschneiderten Trachten konnten sie bei der Gestaltung mitbestimmen.
In Kürze werden sie ihre Kostüme in Pfungstadt tragen und die Fahne für die Hessentagsstadt Fritzlar hochhalten. (Daniel Seeger)