Kaplan aus Fritzlar entdeckte eine Schrift aus dem 13. Jahrhundert

Fritzlar. Kaplan Jürgen Kämpf hat eine historische Schrift aus Fritzlar entdeckt. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Das Kleingedruckte zu lesen, macht keinen Spaß. Bei den Texten in Minischrift muss man genau hinschauen. Manchmal steckt in einer Fußnote jedoch der Hinweis auf einen Schatz. Das hat Kaplan Jürgen Kämpf aus Fritzlar jetzt erlebt. Bei seinen Recherchen zum Fronleichnams-Fest ist er in einer Fußnote auf einen Hymnus zu Ehren des heiligen Nikolaus gestoßen.
Die Handschrift des Nikolausrhythmus „De sancto Nicolao“ wurde

laut Kämpf im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts in Fritzlar verfasst – und nun erstmals übersetzt. „Das ist etwas Besonderes“, sagt der Kaplan, der bei dem Fund von einer Fügung spricht. In Fritzlar habe es ab dem 10. Jahrhundert eine große Nikolausverehrung gegeben. Ob sich der Verfasser an einen bestehenden Hymnus orientiert hat, sei unklar. „Die Vermutung liegt nahe, dass er auf einer Vorlage aufgebaut hat.“ Eine Quelle lasse sich aber nicht bestimmen.
Mit dieser Technik stünde der Verfasser jedenfalls nicht alleine da. Es sei im Mittelalter üblich gewesen, Hymnen weiter zu dichten und zu beten.
So seien viele neue Werke entstanden. Kämpf hat den Hymnus in der Staatsbibliothek in Kassel ausfindig gemacht. So wie viele andere Schriften ist auch der Nikolaushymnus 1804 nach Kassel gebracht worden.
Aus dem Lateinischen
Der Kaplan übersetzte ihn aus dem Lateinischen und verfasste eine melodische Variante. Dominik Mulqueen war für den Satz zuständig, Günther Hehenkamp für die Vertonung. Dabei haben sie den Grundton aus dem bekannten Nikolauslied aufgegriffen.
In den sieben Strophen geht es um den heiligen Nikolaus als Vorbild, um seine Gütigkeit und Tugenden. Der Text ist sogleich fürbittendes Gebet – der heilige Nikolaus möge für den Beter eintreten und den Segen Gottes erbitten. Kämpf möchte mit seiner Übersetzung den Hintergrund der Nikolausfeier wieder ins Bewusstsein heben.

Bei aller Kommerzialisierung sei es wichtig und geradezu ein Kulturauftrag, das Fest mit Leben zu füllen. Dem Kaplan hat sein Fund aber auch etwas anders gezeigt: „Es ist wichtig, das Kleingedruckte zu lesen. Oft verbergen sich dort Dinge, die unseren Horizont öffnen“.
• Termin: Vorstellung Fritzlarer Nikolaushymnus „De sancto Nicolao“, Donnerstag, 30. November, 19.15 Uhr, Stiftsaal. Archivfoto: Zerhau