Konzert der Pianistin Maria Kiosseva: Ein Hauch von Leichtigkeit

Was lange währt, wird endlich gut. Ein Sprichwort, welches zu dem Konzert der bulgarischen Pianistin Maria Kiosseva am Samstagabend in dem bestens frequentierten Rathaussaal in Fritzlar passte. Eingeladen hatte der dort ansässige Kulturverein.
Fritzlar – Wegen Corona stand der Kulturbetrieb gezwungenermaßen zwei Jahre lang auf der Bremse und so musste der Auftritt der international renommierten Virtuosin mehrmals verschoben werden. Jetzt kann man langsam wieder etwas Gas geben und dementsprechend froh gestimmt und gut gelaunt präsentierte sich das Publikum.
Kiosseva begann mit der Sonate Nr. 10 von Wolfgang Amadeus Mozart. Ein typisches Werk der Wiener Klassik, das hohe technische Fertigkeiten erfordert, um der von beseelter Leichtigkeit geprägten Komposition Ausdruck zu verleihen. Ein furioses Spektakel an schnellen Läufen und Arpeggien, das ein feines Gespür für ein dezentes Non Legato erfordert, um sich nicht in die Falle einer mechanischen Vortragsroutine locken zu lassen. Die trockene Raumakustik verlangte eine sensible Pedalarbeit und das Andante im zweiten Satz ein intensives Hineinfühlen in eine kontrapunktische Traurigkeit.
All das war für Kiosseva kein Problem. Der Spannungsbogen zwischen enthusiastischem Dur und melancholischem Moll gelang ihr vorzüglich. Dynamik, Ausdruck und technische Umsetzung ließen keine Wünsche offen und sorgten für Begeisterung bei den Gästen. Es folgte Mozarts Sonate Nr. 13, bei der Kiosseva mit den gleichen Attributen punkten konnte wie zuvor.
Der zweite Teil des Abends stand ganz im Zeichen der „Waldszenen“ von Robert Schumann. Es war vorgesehen, dass Dr. Skubella, Pianist, Gründer und Förderer des Kulturvereins und Ehrenbürger der Stadt Fritzlar, den Schumannschen Zyklus mit einem selbstverfassten Text begleiten sollte. Leider war Dr. Skubella aus privaten Gründen verhindert und so übernahm Bettina Terstiege diese Aufgabe.
Das Wechselspiel zwischen musikalischem Vortrag und Lesung entwickelte sich zu einer anspruchsvollen Reise durch eine von Natureindrücken geprägten Epoche der Verklärung, die der Schönheit der Schöpfung zu selten die Leiden der Realität entgegenstellte.
Die schlichte Bildsprache Skubellas und die von der Frühromantik geprägten Kompositionen Schumanns erzeugten ein unbeschwertes Gefühl der Leichtigkeit und wurde von beiden vortragenden Protagonistinnen brillant in Szene gesetzt. Mit Chopins Walzer in a-Moll endete ein Abend voller Abwechslung.
Von Andreas Köthe