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Neuer Stolperstein in der Fritzlarer Fußgängerzone verlegt

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Von: Daniel Seeger

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Verlegt den neuen Stolperstein in der Kasseler Straße: Peter Schlechter vom Bauhof der Stadt Fritzlar.
Verlegt den neuen Stolperstein in der Kasseler Straße: Peter Schlechter vom Bauhof der Stadt Fritzlar. © Seeger, Daniel

Ein neuer Stolperstein wurde in der Fritzlarer Fußgängerzone verlegt. Die Initiative geht auf ein Schulprojekt zurück.

Fritzlar – In der Fritzlarer Altstadt wurde ein neuer Stolperstein verlegt – zum Gedenken an eine Jüdin aus der Dom- und Kaiserstadt, die Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten wurde. Der Stein mit dem Messingbeschlag erinnert an das Leben von Gretel Nussbaum, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Leopold in der Kasseler Straße wohnte.

Während ihr Mann Leopold im Vernichtungslager Auschwitz getötet wurde, gelang Gretel Nussbaum die Flucht nach Schanghai, berichtet Dagmar Lohmann.

Die Fritzlarerin ist nicht nur im örtlichen Geschichtsverein aktiv, sondern war auch viele Jahre als Lehrerin an der Ursulinenschule tätig. Dort hatte sie mit einigen Schülerinnen ein Stolperstein-Projekt ins Leben gerufen und einen Flyer dazu erstellt. Dabei fiel auf, dass ein Stolperstein fehlte.

Der neue Stolperstein in der Kasseler Straße in Fritzlar erinnert an das Schicksal von Gretel Nussbaum.
Der neue Stolperstein in der Kasseler Straße in Fritzlar erinnert an das Schicksal von Gretel Nussbaum. © Seeger, Daniel

„Zwar war überall von 73 Stolpersteinen die Rede, aber tatsächlich befanden sich nur 72 in Fritzlar“, sagt die pensionierte Geschichtslehrerin. Also begann die Suche. Besonders hilfreich: ein Buch von Paulgerhard Lohmann.

Der ehemalige Pfarrer hatte sich intensiv mit der Fritzlarer Stadtgeschichte und der Geschichte der Fritzlarer Juden in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt – und war auch ein Initiator dafür, dass seinerzeit die Stolpersteine auch nach Fritzlar kamen, berichtet Dagmar Lohmann. Möglich wurde die Verlegung des Steins, weil sich ein Sponsor dazu bereit erklärt hat, die Kosten für den Stein zu tragen.

Über das Leben von Gretel Nussbaum ist bekannt, dass sie am 14. April 1914 geboren ist, von 1923 bis 1928 besuchte sie die Ursulinenschule. Der letzte bekannte Aufenthaltsort von Gretel Nussbaum und ihrem Mann Leopold ist Berlin.

Über den Kontakt zum Stolperstein-Erfinder und Künstler Gunter Demnig erhielt Lohmann den wichtigen Hinweis, dass Gretel Nussbaum nach Schanghai ausgewandert sein muss.

Sie starb bereits im Jahr 1943 im Alter von nur 28 Jahren. Mit im Haus in der Kasseler Straße wohnte mit Siegfried Neugarten wohl ein Verwandter Nussbaums.

„Den genauen Verwandtschaftsgrad konnten wir nicht ermitteln“, sagt Lohmann. Auch an ihn erinnert ein Stolperstein. Neugarten überlebte die Verfolgung, weil er im Jahr 1942 nach Belgien flüchten und sich bis zur Befreiung durch alliierte Truppen im Jahr 1944 verstecken konnte. (Daniel Seeger)

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