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Rosenmontagsumzug in Fritzlar: Die Nerven liegen blank - Wichtige Entscheidung steht noch aus

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Von: Daniel Seeger, Maja Yüce

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Ob der Rosenmontagsumzug wie auf unserem Archivbild aus dem Jahr 2019 stattfinden kann, ist offen.
Ob der Rosenmontagsumzug wie auf unserem Archivbild aus dem Jahr 2019 stattfinden kann, ist offen. © Maximilian Beer

Die Unsicherheit um den Fritzlarer Rosenmontagszug ist groß. Es geht um die Sicherheit der Zuschauer und Beteiligten.

Fritzlar – Die Vorfreude auf Rosenmontag ist bei den Karnevalisten der Region riesig – dann findet traditionell die Session mit Nordhessens größtem Karnevalsumzug ihren Höhepunkt in Fritzlar. Eigentlich. Denn auch heute – nur sieben Tage vor dem Start – steht noch nicht fest, ob oder wie der Straßenumzug stattfinden wird. Grund dafür sind mögliche Sicherheitslücken entlang der Strecke. Brisant: In Fritzlar soll man sich nach HNA-Informationen erst sehr kurzfristig um zusätzliche sogenannte Zufahrtssperren gegen Fahrzeugattacken gekümmert haben, die für die Absicherung der kritischen Stellen entlang der Strecke nötig sind. Anfragen dafür seien zum Teil erst vor einigen Tagen gestellt worden.

Stadt Fritzlar hat ausreichende Zahl an Sperren, um Rosenmonatszug abzusichern

Bürgermeister Hartmut Spogat betont, dass das Ziel die größtmögliche Sicherheit sei und man mittlerweile eine ausreichende Anzahl von Sperren erhalten habe (siehe: Das sagt). Derzeit ist aber von dem üblichen Verlauf über eine verkürzte Streckenführung bis hin zur Absage des Rosenmontagszuges noch alles möglich.

Das sagt der Bürgermeister: Empfehlungen der Polizei sind Grundlage

Man habe sich zeitgemäß darum bemüht, eine entsprechende Anzahl zertifizierter Sperren zusammenzubekommen. Die Stadt kümmere sich seit mehreren Wochen mit großer Mühe. „Wie die Strecke verlaufen wird, kann frühestens am Donnerstag abschließend bekannt gemacht werden.“ Einfache Betonpoller oder Lkw zur Absicherung der Strecke böten keinen ausreichenden Schutz. „Deshalb planen wir im Moment noch Alternativwege“, so Spogat. Es werde Bereiche geben, die zuschauerfrei bleiben müssen. Definitiv bestätigen, dass der Umzug stattfinden kann, könne er derzeit nicht. Das hänge von den Ergebnissen der Sicherheitsbesprechung am Mittwoch ab. „Ich kann nur mit der Empfehlung der Polizei arbeiten“, betont er.

„Veranstalter des Umzugs ist die FKG Die Eddernarren“, so Spogat. Diese hätten wie jeder andere Veranstalter ein Sicherheitskonzept vorlegen müssen und es mithilfe einer Beratungsfirma erstellt und vorgelegt. Nach einer Beratung finde ein Gespräch mit der Polizei und der Stadt statt. „Dann ist die Stadt im Boot.“ Nach diesen Ergebnissen und den Verordnungen des Landes zu Großveranstaltungen sei die Gefahrenlage zu bewerten. Die Bewertungen fielen wegen der Größe des Umzugs anders aus als in Holzhausen/Hahn oder Guxhagen. Spogat: „Ziel ist die größtmögliche Sicherheit für Teilnehmer und Besucher des Umzugs.“

Rosenmontag in Fritzlar: So viele Anmeldungen wie vor Corona

Am Mittwoch soll die Entscheidung fallen, sagt Zugführer Pascal Prior von den Eddernarren. Eine Hängepartie, die nicht nur an seinen Nerven zehrt. „Es haben sich sehr viele Gruppen angemeldet, die Leute haben wieder richtig Lust auf den Rosenmontagszug“, sagt Prior. Wie viele Gruppen es ganz genau sind, könne er nicht sagen. Aber: „Es sind so viele wie vor Coronazeiten“, so Prior.

Zugführer der Fritzlarer Eddernarren zuversichtlich, dass Rosenmonatszug stattfinden kann

2019 waren insgesamt 72 Wagen, Fußgruppen und Musikzüge gemeldet. Sie haben sich auch jetzt auf den Rosenmontagszug vorbereitet: Wurfmaterial wie Bonbons und Co. wurden für mehrere Tausend Euro gekauft, Kostüme geschneidert und die Aufsätze der Festzugwagen zum Teil neu gestaltet. „Die Gruppe aus Homberg-Holzhausen hat für die Anreise einen Bus gemietet“, sagt Prior. Zur Enttäuschung käme bei einer Absage noch ein finanzieller Verlust hinzu. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden“, so Prior. Dennoch lägen die Nerven blank.

Das bestätigen auch Verantwortliche von einigen Vereinen und Gruppen, die beim Rosenmontagsumzug dabei sein wollen, im HNA-Gespräch. Namentlich öffentlich äußern wollte sich aber niemand von ihnen im Vorfeld der endgültigen Entscheidung. Nur so viel: Sollte es zu einer Absage kommen, wäre man weit mehr als nur enttäuscht. Sie betonen, dass ihnen die Sicherheit wichtig ist. Dass das Thema aber so kurz vor Rosenmontag nicht geklärt sei, irritiere sie.

Alternative Strecke für Rosenmontagszug in Fritzlar geplant

Die Sicherheit müsse vorgehen. Deshalb hat man in Fritzlar vergangene Woche auch eine alternative Strecke ausprobiert – mit dem Prinzenwagen. Bei der verkürzten Variante würde der Festzug vom Marktplatz in die Kasseler Straße einbiegen und dann auf die Allee zusteuern. Eigentlich führt der traditionelle Weg vom Marktplatz durch die Gießener Straße und dann zur Allee. Doch vor allem die Kreuzung am Amtsgericht sei ein Knackpunkt in Sachen Sicherheit, erklärt Markus Brettschneider, Sprecher der Polizeidirektion Schwalm-Eder. „Sie ist sehr breit. Jemand mit bösen Absichten könnte dort von der Gießener Straße und auch vom Schladenweg in die Menge fahren.“ Klar sei, dass an dieser Stelle mehrere geprüfte Zufahrtssperren platziert werden sollten.

Rosenmontagsumzug Fritzlar: Polizei sieht mehrere Schwachstellen bei alter Strecke

Und: Dies ist nicht die einzige Schwachstelle entlang der Rosenmontags-Strecke. „Es geht um alle Stellen, an denen jemand mit einem Auto oder Sprinter in die Menge fahren könnte“, sagt Brettschneider. Sensibel bei der Bewertung einer möglichen Gefährdung seien dabei auch die Bereiche an der Geismar Straße (Zugaufstellung) und die Kreuzung der Allee (Kasseler Straße). Allerdings sei es dort nicht so problematisch, Absperrungen aufzustellen, wie an der deutlich breiteren Kreuzung am Amtsgericht.

„Wir stehen der Stadt beratend zur Seite“, sagt Brettschneider. In Fritzlar müsse nun entschieden werden, wie und welche Abschnitte besonders geschützt werden. Grundsätzlich sei es so, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, Lastwagen zum Schutz als Sperren einzusetzen und an möglichen kritischen Stellen querzustellen. Gerade auch der Anschlag auf den Rosenmontagszug in Volkmarsen, bei dem 2020 ein Mann mit einem Auto in den Umzug gefahren ist und 88 Menschen verletzte, sollte eine Mahnung sein.

Polizei: Entscheidungshoheit über Rosenmontagszug liegt bei Stadt Fritzlar

Die Polizei könne die Strecke nicht verlegen oder den Umzug absagen, diese Entscheidungshoheit habe die Stadt. Aktuell lägen keine Gefährdungshinweise für den Rosenmontagsumzug vor. „Gänzlich ausschließen kann man aber nichts“, so Brettschneider. Daher sollte die wichtigste Frage stets sein: „Wie schütze ich die Bürger bei dem Fest?“

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