Vier Ausstellungen für einen Heiligen: Dommuseum Fritzlar widmet sich ab heute Bonifatius

Im Fritzlarer Dommuseum gibt es ab heute (1. März) eine neue Ausstellung. Sie widmet sich dem Missionar und Heiligen Bonifatius.
Fritzlar – Für viele Katholiken in und um Fritzlar ist das Jahr 2023 ein ganz besonderes. Vor 1300 Jahren hatte der Heilige Bonifatius sein Wirken in der heutigen Dom- und Kaiserstadt begonnen. Im Jahr 723 fällt der Missionar vor den Augen der hier ansässigen Chatten die Donar-Eiche – ein germanisches Heiligtum. Und auch das Dommuseum möchte den Mönch, der aus dem damals durchaus fernen Angelsachsen nach Nordhessen kam, angemessen würdigen.
Insgesamt vier Sonderausstellungen soll es zum Thema Bonifatius geben – und die erste startet heute Abend um 18.30 Uhr mit einer feierlichen Eröffnung in der Alten Waage. Sie ist nicht nur die erste Sonderausstellung im Bonifatius-Jahr, sondern auch die erste, seit das Dommuseum komplett neugestaltet wurde.
Es geht um ein spezielles Buch: Jede Ausstellung im Fritzlarer Dommuseum hat einen speziellen Blick auf Bonifatius
Doch um die Donar-Eiche soll es in der Ausstellung „Bonifatius – ein Angelsachse im Frankenreich“, die bis zum 23. April zu sehen sein wird, nicht gehen, verrät die Kuratorin Stefanie Cossalter-Dallmann. Stattdessen dreht es sich in der Auftakt-Schau um sein Leben, sein Wirken und seine Werke. Dabei steht ein Objekt inhaltlich und auch räumlich im Mittelpunkt – der Ragynrudis-Codex – eine Handschrift aus dem Frühmittelalter. Das Original soll aus dem Besitz des Missionars stammen und befindet sich in den Beständen des Bistums Fulda. In Fritzlar wird ein Faksimile zu sehen sein.
„An den Seitenrändern des Textes findet man noch Anmerkungen, die von Bonifatius selbst stammen“, erklärt die Kuratorin. Bücher sollen für den christlichen Missionar ohnehin eine besondere Bedeutung gehabt haben. Cossalter-Dallmann berichtet davon, dass aus Quellen überliefert ist, dass Bonifatius bei seiner Missionstätigkeit eine Bücherkiste dabei gehabt haben soll.

Bonifatius-Ausstellung in Fritzlar: Ein Buch mit bemerkenswerter Geschichte
Das Buch ist nicht nur wegen seines Inhalts bemerkenswert. Vor allem sein Erscheinungsbild erzählt eine eigene Geschichte. Tiefe Einschnitte sind an den Rändern des Buches zu sehen. Diese Schnitte sollen eng mit dem Märtyrer-Tod des katholischen Heiligen zusammenhängen, erklärt Cossalter-Dallmann. Überliefert ist, dass der Missionar sich bei seinem Märtyrer-Tod im friesischen Dokkum mit einem Buch von Angreifern geschützt haben soll. Die Schnitte an den Rändern des Buchs wurden lange Zeit so gedeutet, dass es genau dieser Codex war, den der Missionar zu seinem eigenen Schutz vor den Schwerthieben benutzt hat.
Unumstritten ist das nicht, sagt Cossalter-Dallmann. Mit diesem Ereignis beschäftigt sich die Forschung noch heute. Denn es ist zweifelhaft, ob die großen Schnitte tatsächlich bei dem Angriff entstanden sind oder aber erst nachträglich hinzugefügt wurden. „Das von einem Schwert oder Dolch durchstochene Buch ist auch ein Attribut des Bonifatius in den Darstellungen des Heiligen“, erklärt die Kunsthistorikerin.
Der Mönch Bonifatius
Geboren im Jahr 672 als Winfried in Devonshire/England, wurde der später Bonifatius genannte Mönch erst im mittleren Alter zum Missionar. Nach vergeblichen Missionierungsversuchen in Friesland ging er nach Rom und wurde 723 beauftragt, in Nordhessen zu missionieren. Dort fällte er als Demonstration für die heidnischen Chatten bei Fritzlar die ihnen heilige Donar-Eiche und baute laut Überlieferung aus dem Holz eine Kirche, die dem heiligen Petrus geweiht wurde. Dort soll heute der St. Petri-Dom stehen. Dieses Ereignis ist nun 1300 Jahre her und gilt als Beginn der Christianisierung, nicht nur in diesem Bereich des heutigen Bistums Fulda. Bonifatius wurde 754 in Dokkum/Friesland erschlagen und in Fulda beigesetzt.
Die weiteren Sonderausstellungen im Dommuseum werden sich dann um die Fällung der Donar-Eiche, die Heiligenverehrung und die Bonifatius-Rezeption im 19. Jahrhundert drehen. (Daniel Seeger)
Zuletzt ist das Heinrichskreuz wieder ins Fritzlarer Dommuseum zurückgekehrt – nach monatelanger Abwesenheit.
Info: Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Samstags kann das Museum von 11 Uhr bis 16 Uhr besucht werden, sonntags von 14 Uhr bis 16 Uhr.