Sie bändigen die Mähne des Pferdes: Ab sofort gibt es Tai-Chi-Kurse im alten Ratskeller in Züschen

Ab sofort gibt es Tai-Chi-Kurse im alten Ratskeller in Züschen.
Züschen – Ab und zu knarzen die alten Dielen in dem großen, lichtdurchfluteten Raum, wenn einer der acht Menschen, die alle in einem gewissen Abstand zueinander stehen, einen Schritt nach vorn geht.
Im Hintergrund läuft Entspannungsmusik, gelegentlich wird diese von den Anweisungen durchdrungen, die Michael Hohmann seiner Gruppe gibt. Es ist ein besonderer Ort im Fritzlarer Stadtteil Züschen, an dem sich die Menschen zur gemeinsamen Tai-Chi-Übungsstunde treffen. Dort, wo die Züscher einst Hochzeiten und andere Feste feierten, geht es nun ruhig und meditativ zu.
Tai Chi ist eine chinesische Kampfkunst, in der es um den inneren Ausgleich geht. Doch mit dem, was man sich sonst unter Kampfkunst vorstellt, hat das, was Hohmann und seine Kursteilnehmer in Züschen absolvieren, nur wenig zu tun. Intensives Athletiktraining oder Sparring, wie etwa beim Kickboxen, wird dort nicht absolviert.
Tai Chi: Schritt für Schritt lernen die Teilnehmer Bewegungsabläufe, die teils poetische Namen tragen
Mit Bedacht bewegen sich die Teilnehmer, es geht nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern darum, sich auf die eigenen Bewegungen und den Körper zu konzentrieren. Immer wieder blicken die Teilnehmer in Richtung des riesigen Spiegels, der eine Wandseite des Übungsraumes komplett auskleidet. Schritt für Schritt lernen sie Bewegungsabläufe, die teils poetische Namen tragen. „Wir üben jetzt das Scheiteln der Mähne des Wildpferdes“, sagt Michael Hohmann und demonstriert der Gruppe den Ablauf der Bewegung. Nur wenig Fantasie ist nötig, um nachvollziehen zu können, warum die Bewegung den Namen trägt.
„Tai Chi ist für Menschen jeden Alters“, sagt Logopädin und Musiktherapeutin Evelyn Hohmann, in deren Praxis die Kurse stattfinden. Es gebe etwa auch Teilnehmer mit chronischen Krankheiten. Das Gebäude, in dem die Kurse stattfinden, ist der ehemalige Ratskeller. Das hatte Sohn Oliver Hohmann vor einiger Zeit gekauft und zusammen mit Michael Hohmann saniert. Neben der Logopädiepraxis von Evelyn Hohmann, die von Fritzlar nach Züschen umgezogen ist und in der kommenden Woche eröffnet, gibt es im Gebäude noch Wohnungen. „Hier wohnen junge Familien, das belebt das Dorf“, sagt die 56-Jährige. Tai Chi kommt ursprünglich aus China, erläutert Michael Hohmann, der diese spezielle Form der Bewegungslehre in einer Reha kennengelernt und sich danach zum Tai-Chi-Tainer ausbilden lassen hat. Derzeit absolviert der 58-Jährige die Fortbildung zum Tai-Chi-Lehrer und sammelt fleißig Übungsstunden.
Tai Chi in Züschen – mit einem plätschernden Bach und viel Natur in der unmittelbaren Umgebung
Für den Sommer planen die Hohmanns, die Kurse auch im Freien anzubieten. „Wir haben im Ort ein Ferienhaus mit einem großen Garten“, sagt die Logopädin. Ein perfekter Ort, um die Kampfkunst zu praktizieren, mit einem plätschernden Bach und viel Natur in der unmittelbaren Umgebung.
Die Tai-Chi-Kurse finden dienstags und donnerstags in der Praxis von Evelyn Hohmann im Ratskeller in Züschen statt. Zehn Einheiten kosten 100 Euro. Anmeldung und mehr Informationen unter Tel. 0 56 22/93 07 42 1 und logopädie-musiktherapie-hohmann.de (Daniel Seeger)