Obwohl in den Wasserproben aus dem Goldbach im November vergangenen Jahres keine multiresistenten Keime gefunden wurden, will Plukons Geschäftsführer Frank Grundl eine Ozonanlage zusätzlich zur internen Kläranlage installieren, um die Abwasser-Diskussion zu entschärfen und den Betrieb weiterzuentwickeln.
„Eine Ozonanlage ist dafür da, um Keime komplett abzutöten“, sagt Grundl. Vor allem um die Bevölkerung zu beruhigen, würde Plukon in eine solche Anlage investieren. Seit Sommer 2022 stehe das Abwasser von Plukon in der öffentlichen Kritik. „Wir werden immer ein Schlachtbetrieb bleiben, das wissen wir. Aber wir müssen zukunftsorientiert planen, investieren und vor allem bei Themen wie Abwasser und Tierwohl uns stetig verbessern“, betont er.
Bei der Vermehrung von Krankheitserregern kann sich das Erbgut der Bakterien so verändern, dass die Erreger unempfindlich gegenüber Antibiotika werden. Diese Bakterien überleben dann eine Antibiotikabehandlung. Sind Bakterien in der Folge gegen viele Antibiotika widerstandsfähig, also resistent, spricht man von multiresistenten Keimen. Bei der Vermehrung von multiresistenten Keimen vererben diese ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Antibiotika.
Da es sich um eine neue Technologie handele, werde bei der Prüfung der Ozonanlage das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der Universität Kassel einbezogen. Mit der geplanten Nachrüstung einer Ozonanlage gehe Plukon einen ersten Schritt in die richtige Richtung, sagt Prof. Dr. Tobias Morck von der Uni Kassel.
Da Ozonanlagen nicht so verbreitet seien, sei es wichtig, alles ganz genau zu testen. So prüfe der Fachbereich der Uni den Standort der Anlage, das Zusammenspiel mit der internen Kläranlage und die Funktion bezogen auf die große Menge Abwasser, die Plukon einleitet – rund 650 Kubikmeter pro Tag. Zum Vergleich: Die Wasserwerke in Deutschland rechnen mit einem Jahresverbrauch von 168 Kubikmetern Wasser für eine vierköpfige Familie.
Sie warten auf die Genehmigung, dann soll es losgehen: Hessens größter Geflügelschlachthof, Plukon in Gudensberg, will in eine Ozonanlage investieren. Kosten: Rund 1,8 bis 2 Millionen Euro. „Eine genaue Summe kann ich noch nicht nennen, weil wir vielleicht direkt in zwei Anlagen investieren müssen“, sagt Frank Grundl, Plukons Geschäftsführer. Der Grund für die hohen Kosten sei die große Menge an Abwasser, welches der Betrieb täglich einleitet: 650 Kubikmeter. So würde sich das gesamte Projekt mit Anlagen, Pumpstationen und Einleitung in die Eder summieren.
„Der entsprechende Antrag auf Änderung der Einleitungserlaubnis wurde beim Regierungspräsidium Kassel im vergangenen Jahr gestellt“, so Otto Wilhelm Vicum von der Oberen Wasserbehörde. Aktuell erfolge die Abstimmung zwischen der Genehmigungsbehörde und dem Planer. Dabei gehe es um Details und mögliche Auflagen.
Da es sich um eine neue Technologie handele, werde bei der Prüfung der Ozonanlage das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der Universität Kassel einbezogen. Prof. Dr. Tobias Morck ist Mitarbeiter des Fachgebiets. Verschiedene Forschungsarbeiten der vergangenen Jahre belegten, dass vor allem Rohabwässer aus Krankenhäusern eine höhere Belastung mit multiresistenten Keimen und Antibiotikarückständen aufweisen. Konventionelle, kommunale Kläranlagen könnten diese nur unzureichend zurückhalten, sagt er. Für die Reinigung wären in den kommunalen Kläranlagen dafür zusätzliche Reinigungstechnologien aus Membranfiltration und Ozonung notwendig. Also das Verfahren, in das Plukon jetzt investieren will. Es habe sich gezeigt, dass betriebseigene Kläranlagen von Geflügelschlachthöfen, die das Abwasser zusätzlich mit einer Ultrafiltrationsanlage und mit Ozon aufbereiteten, die resistenten Keime nicht mehr nachweisbar waren, erklärt Morck. Mit der geplanten Nachrüstung einer sogenannten Ozonungsanlage auf der betriebseigenen Kläranlage ginge der Geflügelschlachtbetrieb Plukon in Gudensberg also einen ersten Schritt in die richtige Richtung, bilanziert Morck.
„In Bereichen mit hohem Antibiotikaverbrauch, wie in Krankenhäusern, Mastbetrieben oder Schlachthöfen, ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass dort auch resistente Keime gefunden werden“, sagt der Professor der Siedlungswasserwirtschaft.
Über Abwässer gelangten diese Keime dann in die Umwelt und könnten von dort wieder zurück zum Menschen, auf Pflanzen oder auf Lebensmittel gelangen. „Die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Erregern über Abwässer in der Umwelt ist daher ein ernst zu nehmendes Problem“, sagt Morck.
Europaabgeordneter Martin Häusling (Grüne) hatte zuletzt die Abwasser-Diskussion ins Rollen gebracht. Zu den aktuellen Plänen Plukons, eine Ozonanlage in die betriebliche Kläranlage zu integrieren, sagt Häusling nun: „Bei der Ozonierung kommt es durch die reaktive Wirkung von Ozon zu einer sehr schnellen Inaktivierung von Bakterien und Viren, das würde die Belastung der Abwässer des Schlachthofes mit organischen Stoffen und kritischen Spurenstoffen erheblich reduzieren.“ Jetzt liege es an der Oberen Wasserbehörde, die Genehmigung für einen Testbetrieb schnellstmöglich freizugeben, so Häusling. (Cora Zinn)