Städtepartnerschaften: Botschafter Frank Börner stellt Kontakte her

Frank Börner aus Gleichen ist als Botschafter für kommunale Entwicklungspartnerschaften im Schwalm-Eder-Kreis tätig. Gudensbergs ehemaliger Bürgermeister stellt dafür Kontakte in die Ukraine her.
Gleichen/Schwalm-Eder – Frank Börner wollte in den Ruhestand gehen und sich im Garten und im Haushalt austoben, doch dann kam alles anders: Die Amtszeit des ehemaligen Bürgermeisters von Gudensberg endete an dem Tag, als Russland die Ukraine angriff. Seitdem sorgt er sich um die Menschen in der Ukraine. „Es ist ein Krieg vor der Haustür unserer Freunde“, sagte er damals.
Heute geht ihm das ganze Thema immer noch sehr nah, etwa, wenn man ihn fragt, wie die Situation vor Ort ist. Er hat sehr viel Kontakt zu den Menschen in Schtschyrez, der Partnerstadt von Gudensberg. „Ich war schon so oft im Rathaus in Schtschyrez. Das ist eine Sache für sich“, sagt Börner. Nur mit Hilfe aus Gudensberg bekam das Rathaus Toiletten, die seien nämlich längst keine Selbstverständlichkeit in der ukrainischen Gemeinde.
Weil er sich sowieso seit Februar 2022 für die Ukrainehilfe einsetzt, mit dem Gudensberger Partnerschaftsverein Hilfsgüter in die Ukraine bringt, kam seine neue Aufgabe quasi von allein auf ihn zu. Frank Börner ist jetzt Botschafter für kommunale Entwicklungspartnerschaften des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Frank Börner aus Gudensberg hatte die mit Schtschyrez aufgebaut
„Wir müssen der Ukraine mit vereinten Kräften helfen“, sagt Börner. Er hatte die Partnerschaft mit Schtschyrez aufgebaut, war bis zu zwei Mal pro Jahr zu Besuch. Sein größtes Projekt, eine Kläranlage für Schtschyrez zu bauen, wurde durch den Krieg gestoppt. „Wir setzen das Projekt nach dem Krieg um“, sagt er. Doch wann das sein wird, weiß niemand.
Börner sagt, dass die ukrainischen Kommunen auf einem wirklich guten Weg waren, demokratische Werte zu realisieren. Doch das passte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht in den Kram. Dann begann im Februar 2022 der Angriffskrieg.
„Putin will die westlichen Werte zerstören. Doch die Menschen vor Ort geben nicht auf“, sagt Börner, der den Kontakt weiterhin über mehrere Kanäle pflegt. Die Beziehung zur Partnerstadt liegt Börner sehr am Herzen: „Wir müssen Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Damit stärken wir den europäischen Zusammenhalt.“
Als Botschafter ist es Börners Aufgabe, nordhessische Kommunen von Städtepartnerschaften zu überzeugen. „Ich stelle Kontakte in die Ukraine her, berate und stehe bei bürokratischen Fragen zur Seite“, so Börner. Er ist davon überzeugt, dass man den Kontakt auch von Herzen wollen muss und ihn nicht nur rein auf bürokratischer Ebene pflegen kann. „Vor allem der Bürgermeister einer Kommune muss komplett dahinter stehen“, sagt er. Nach Frank-Walter Steinmeiers Aufruf, Städtepartnerschaften zu knüpfen, hat sich viel im Schwalm-Eder-Kreis bewegt. Vor allem Melsungen und Wabern hätten daraufhin den Kontakt zu Börner gesucht, der den Bürgermeistern dann bei den ersten Schritten geholfen habe.
Wabern und Melsungen bringen Feuerwehrfahrzeuge in die Ukraine
Die Gemeinde Wabern startete ein Pilotprojekt, in dem die Feuerwehr Falkenberg ein Feuerwehrfahrzeug in die Ukraine brachte. Auf den Weg machten sich Bürgermeister Claus Steinmetz, Ralf Faust, Frank Börner, Thomas Brandes und Jaroslaw Zabkiewicz. „Auch die Stadt Melsungen bringt Fahrzeuge in die Ukraine. Die sind überlebenswichtig“, betont Börner. Seine Aufgabe als Botschafter ist eine ehrenamtliche Tätigkeit. Börner bekommt organisatorische Unterstützung von „Engagement Global“, ein Unternehmen mit Sitz in Bonn, das als Anlaufstelle das entwicklungspolitische Engagement von Einzelpersonen, Gruppen und politischen Gemeinden unterstützt.
Weil Börner die Beziehungen, Kontakte und Freundschaften zur Ukraine sehr am Herzen liegen, will er den Job so lange machen, wie er nur kann. „Ich unterstütze gerne“, sagt er – und das auch neben Familie, Haushalt, und Gärtnern.
Kommunale Unterstützung für die Ukraine
Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt „Engagement Global“ anlässlich des Projekts „Kommunale Partnerschaften mit der Ukraine“ seit 2015 ein Netzwerk aus 147 kommunalen Partnerschaften. „Engagement Global“ unterstützt alle Kommunen, schnell und unbürokratisch mit einer ukrainischen Kommune in Kontakt zu kommen. Dafür werden ehrenamtliche Botschafter benötigt, die amtierende oder ehemalige Bürgermeister und Landräte sind.
(Cora Zinn)