1. Startseite
  2. Lokales
  3. Fritzlar-Homberg
  4. Homberg (Efze)

Angela Borß aus Homberg berichtet über ihr Sabbatjahr in Tansania

Erstellt:

Von: Lea Beckmann

Kommentare

Die Schule in der Stadt Mwanga in Tansania: Angela Borß verbrachte bei den gehörlosen Kindern ein Sabbatjahr.
Die Schule in der Stadt Mwanga in Tansania: Angela Borß verbrachte bei den gehörlosen Kindern ein Sabbatjahr. © Angela Borß

Angela Borß hat ein Sabbatjahr in Tansania verbracht. In der Stadt Mwanga arbeitete sie an einer Schule für gehörlose Kinder.

Homberg – Ohrringe in Form von Giraffen baumeln an ihren Ohren, um den Hals trägt sie die Flagge Tansanias als Kette und an der Wand hängt ein Tuch mit Elefanten darauf. „Ja, ich bin afrikanisch angehaucht“, sagt Angela Borß aus Homberg. Die 41-Jährige hat ein Sabbatjahr in Tansania verbracht. In der Stadt Mwanga arbeitete sie an einer Schule für gehörlose Kinder. Die Schule dort ist ein Internat, in dem 120 Kinder lernen und leben.

„Das Sabbatjahr habe ich zwar schon 2013/14 dort verbracht, aber danach war ich immer wieder an der Schule – das letzte Mal im Sommer vergangenen Jahres“, erzählt sie. Und das soll es auch noch nicht gewesen sein. Für das Schuljahr 205/26 will sie wieder ein Sabbatjahr an der Schule in Mwanga verbringen. Zu den Erlebnissen in Tansania hält Borß am heutigen Donnerstag um 20 Uhr einen Vortrag im Gemeindehaus in Homberg.

Borß ist Lehrerin an der Hermann-Schafft-Schule in Homberg. Sie kennt sich also mit der Materie aus, „aber in Afrika ist das Unterrichten ganz anders“, erzählt sie. An der Homberger Schule haben die Kinder „CIs“-Hörgeräte (Cochlea Implantat). Das sind Hörprothesen für Gehörlose. „In Afrika ist das nicht gegeben“, sagt Borß. Daher musste sie sich dort mit der Gebärdensprache verständigen. „Aber es gibt keine internationale Gebärdensprache, in Afrika sind die Zeichen anders als in Deutschland“, erklärt die 41-Jährige. Daher musste sie die Gebärdensprache neu erlernen und zusätzlich noch die Sprache Kiswahili. „Die Menschen können zwar teilweise Englisch, aber damit fühlen sie sich nicht sehr wohl“, sagt sie.

Afrikanisch angehaucht: Angela Borß freut sich auf die nächste Reise nach Tansania.
Afrikanisch angehaucht: Angela Borß freut sich auf die nächste Reise nach Tansania. © Lea Beckmann

Auch die Unterrichtsmethoden seien neu für Borß gewesen. Dort würden die Kinder anders gemaßregelt. „Der Schulleiter dürfte zum Beispiel mit dem Stock schlagen – das habe ich aber nie erlebt“, sagt sie. Die Lehrer würden ab und zu mit dem Stock auf den Tisch schlagen. „Die Kinder sollen Angst bekommen.“ Borß hingegen hat die Methode angewendet, dass ein Schüler damit bestraft wird, den Unterricht verlassen zu müssen.

Die Unterrichtsfächer hingegen seien ähnlich wie in Deutschland. „Dort gibt es auch Mathe und Biologie“, erzählt Borß. Doch Unterrichtsmaterialien seien kaum vorhanden. „Dort gibt es kein Mikroskop für den Biologieunterricht oder Geodreiecke – die habe ich bei meiner nächsten Reise erstmal mitgebracht“, erzählt sie.

Borß ist Kirchenvorsteherin und somit in der Evangelischen Gemeinde in Homberg aktiv. Dazu gehört auch die Gehörlosengemeinde. „Und diese Gemeinden unterstützen Schulen in Tansania“, erzählt sie. So entwickelte sich die Idee, ein Sabbatjahr in Tansania zu verbringen. Vor ihrer Reise hatte sie auf jeden Fall „Muffensausen“, aber man müsse auch über den eigenen Schatten springen. Und das habe sich gelohnt. Nicht nur, dass sie schon immer nach Afrika wollte, auch hat sie viel aus dieser Zeit und den Aufenthalten mitgenommen. „Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass man sich erst eine Situation anschauen und nicht gleich urteilen sollte“, erzählt Borß. Und die Offenheit der Menschen in Afrika sowie der Zusammenhalt untereinander haben sie beeindruckt.

Doch während ihrer Zeit hat sie Deutschland auch vermisst. „In Tansania wird Weihnachten nur an einem Tag gefeiert und die Adventszeit gibt es gar nicht“, sagt sie. Borß hat sich trotzdem ein Stückchen Heimat geschaffen: „Ich habe mir einen Adventskranz mit vier Kerzen gebastelt – das kannte man dort nicht.“ Denn in Tansania stelle man nur Kerzen auf, wenn der Strom weg wäre. Trotz allem freut sich Angela Borß auf ihr nächstes Sabbatjahr und ihre Freunde in Tansania wieder zu sehen. (Lea Beckmann)

Auch interessant

Kommentare