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Carsharing startet in Welferode: Erstes Homberger Dorf nutzt Projekt mit Vorzeigecharakter

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Von: Christine Thiery

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Anita Capitain sitzt im Carsharing-Auto.
Anita Capitain nutzt das Carsharing in Welferode zum Einkauf oder zu Arztbesuchen. © Christine Thiery

Morgen findet der 7. Hessische Tag der Nachhaltigkeit statt. Als erster Homberger Stadtteil startet Welferode das Carsharing, das gemeinsame Nutzen eines Autos. 

Welferode – Für Anita Capitain kam das neue Carsharing Angebot in Welferode gerade recht. Ihr Auto hatte genau mit dem Start der Aktion den Geist aufgegeben – Totalschaden. Nun nutzt die 63-Jährige das Angebot als eine der ersten, um zum Arzt, zur Physiotherapie oder zum Einkaufen zu fahren. Seit Anfang September bietet Welferode als erstes Homberger Dorf diesen Service an. Es soll zum Aushängeschild werden und Vorzeigecharakter für andere Stadtteile haben.

Anita Capitain hat das Carsharing bisher fleißig genutzt und gute Erfahrungen gemacht. Die Frührentnerin überlegt ernsthaft, sich kein eigenes Auto mehr anzuschaffen, sondern das Projekt zu unterstützen. Sie sei bewusster im Umgang mit den Fahrten geworden. Die Handhabung mit der App und dem Handy sei leicht zu verstehen und der Service gut, falls es mal Probleme geben sollte. Ihr Mann besitzt ein Fahrzeug, das Zweitauto könnten sie künftig sparen.

Zwei Welferöder stellen Autos für Carsharing-Projekt bereit

Das Pilot-Projekt ist das Ergebnis des Wettbewerbes der Stadt „Homberg fährt Carsharing“, bei dem sich Stadtteile bewerben konnten. Voraussetzung war, dass der Ort ein weiteres Privat-Fahrzeug zur Verfügung stellt. Das Hauptfahrzeug, das in Welferode genutzt wird, ist ein Renault Zoe als Elektrofahrzeug und es stammt aus dem Pool von Regio Mobil. Dieses steht derzeit am Dorfgemeinschaftshaus in Welferode. Zwei weitere Welferöder haben sich bereit erklärt, ihre Autos zur Verfügung zu stellen. Klaus Ohlwein bringt seinen Zweitwagen mit ein. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit etwas für die Mobilität auf dem Land und den Umweltschutz zu tun.

Auch Cora Wüstenhagen verleiht ihren Skoda City Up. Die 27-Jährige fährt meist mit dem Rad zur Arbeit und nutzt das Auto nur selten. Sie lebt gern umweltbewusst. „Nun stehen theoretisch 185 Haushalten in Welferode gleich drei Carsharing-Autos zur Verfügung“, sagt Ortsvorsteher Hans-Joachim Schwietering. Eine gewisse Flexibilität sei nötig, damit man das Projekt glaubhaft und ernsthaft unter Beweis stellen könne. Wenn auch meist das Elektrofahrzeug genutzt werde.

Wollen Vorreiter für das Carsharing sein: Die Welferöder Hans-Joachim Schwietering (von links), Cora Wüstenhagen, Karl-Ernst Paul und Anita Capitain.
Wollen Vorreiter für das Carsharing sein: Die Welferöder Hans-Joachim Schwietering (von links), Cora Wüstenhagen, Karl-Ernst Paul und Anita Capitain. © Christine Thiery

Die Startphase dauere zwei bis drei Jahre. Diese Zeit brauche es vermutlich, bis sich das Angebot richtig etabliert habe, meint Schwietering. Durch die Unterstützung der Sponsoren – der Stadt Homberg, der Cargo Trans Logistik CTL und dem Energieversorger kbg sei es möglich, die Mietkosten gering zu halten. Die Zahlung erfolgt pro Stunde und sei mit 2,40 Euro, plus 34 Cent pro Kilometer, vergleichsweise gering.

„Wir hoffen, dass wir mit dem Carsharing Vorreiter sein können für die Region“, sagt Schwietering. Welferode verfüge über eine der schlechtesten Verbindung im öffentlichen Nahverkehr. Wer sich dennoch umweltfreundlich und kostengünstig fortbewegen wolle, für den könne das Carsharing nun eine echte Alternative sein. „Und es stärkt den Zusammenhalt im Dorf“, sagt Karl-Ernst Paul. Allein für die Bewerbung und Organisation sei jede Menge Zusammenarbeit nötig gewesen.

Carsharing in Welferode: Projekt sei finanziell eine Alternative

Michael Schramek, Geschäftsführer von Regio Mobil und Ecolibro, der das Carsharing auf dem Land etablieren will, betont: „Für jeden, der weniger als 10 000 Kilometer pro Jahr fährt, kann es auch finanziell eine echte Alternative sein.“ Wenn es etwa gelinge das Zweitfahrzeug abzuschaffen, könne man grob zehn Prozent der Haushaltsausgaben sparen. Das sei in diesen Zeiten schon eine Überlegung wert. Er sieht in Welferode gute Potenziale, weil die Menschen begeistert seien und eine außergewöhnliche Offenheit für die Themen bestünde. „Es sind dort alle Chancen da, dass es sich gut entwickelt.“

Auch Helene Peters, Klimaschutzmanagerin der Stadt Homberg, sieht das so. „Die Welferöder haben viel Eigeninitiative gezeigt.“ Das wirke sich auch gut auf die Dorfgemeinschaft aus. Nun gelte es erste Erfahrungen zu sammeln und andere Stadtteile zu überzeugen. Für das E-Auto soll demnächst eine Wallbox zum schnelleren Laden angebracht werden, die dann an der Trafostation im Ort zu finden ist. Und ein Lastenfahrrad wandert als Gewinn für den Sieger des Wettbewerbs nach Welferode.

Welferode setzt als erster Homberger Stadtteil Projekt um 

Die Stadt Homberg fördert Carsharing als Alternative zum Zweitauto. Unter dem Motto „Mobil ohne eigenes Auto“ und mithilfe von Sponsoren sowie mit der Beratung durch Michael Schramek von der Firma Ecolibro und Regio Mobil soll das Angebot an Fahrzeugen und Carsharing-Stationen in den Ortsteilen ausgebaut werden. Der Wettbewerb „Homberg fährt Carsharing“ startete zum Jahresbeginn. Einige Stadtteile sollten ihr eigenes Carsharing-Konzept entwickeln. Dabei konnte man eine eigene E-Ladestation für das Dorf gewinnen, um daraus ein funktionierendes Carsharing-Angebot aufzubauen. Bedingung war, ein weiteres Fahrzeug, etwa aus privatem Besitz, in die Flotte zu geben. Welferode setzt nun als erster Homberger Stadtteil das Projekt in Welferode um. 

Infos zum Carsharing in Welferode bei Klaus Ohlwein Tel. 0171/4853714 oder unter dorfgemeinschaftwelferode@web.de

(Christine Thiery)

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