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Fokus liegt jetzt auf Geflüchteten: Partnerschaftsverein Homberg-Stolin bietet viele Hilfen

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Von: Lea Beckmann

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Arbeiten im Alles-Laden: (hinten von links) Reinhard Valentin, Gisela Nierenköther, Gitta Conrad, (vorn von links) Ines Eckhardt und Tanja Fennel-Trieschmann.
Arbeiten im Alles-Laden: (hinten von links) Reinhard Valentin, Gisela Nierenköther, Gitta Conrad, (vorn von links) Ines Eckhardt und Tanja Fennel-Trieschmann. © Lea Beckmann

Partnerschaftsverein Homberg-Stolin bietet viele Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine.

Homberg – Am 24. Februar jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine. In unserer Themenwoche sprechen wir mit Menschen aus der Region, die von den Auswirkungen betroffen sind. Heute: der Partnerschaftsverein Homberg-Stolin.

Die Aufgaben des Partnerschaftsvereins Homberg-Stolin haben sich seit Kriegsbeginn komplett gewandelt. Der Fokus liegt seit dem nicht mehr auf Belarus, sondern auf der Ukraine. Vor fast einem Jahr, am 24. Februar 2022, griffen russische Truppen das Land an. Für den Partnerschaftsverein waren Fahrten nach Belarus nicht mehr möglich. „Wir wollten aber weiterhin helfen“, sagt Tanja Fennel-Trieschmann vom Verein. Schon während der Corona-Pandemie waren die Mitglieder nicht mehr dorthin gefahren – die Vereinsarbeit ruhe immer noch. „Aber wir hoffen, dass wir irgendwann wieder nach Belarus können“, sagt sie.

Kleiderkammer: Anlaufpunkt für ukrainische Geflüchtete, die eine Grundausstattung brauchen

Wegen des Fokuswechsels des Vereins sei auch die Aktivität der Mitglieder zurückgegangen – das aber auch aus Altersgründen. „Der Vorstand unterstützt die gesamte Arbeit“, sagt Fennel-Trieschmann. Die bestehe eigentlich nur noch aus dem Bestücken der Kleiderkammer beziehungsweise dem Alles-Laden in der Homberger Dörnbergkaserne. Am 14. März 2022 war er eröffnet worden. Das Ganze sei damals aus der Not heraus entstanden: „Unsere Spendenkisten waren voll, wir wussten nicht, wohin damit“, sagt Fennel-Trieschmann. Also wurde die Kleiderkammer zu einem Anlaufpunkt für ukrainische Geflüchtete, die eine Grundausstattung brauchten – und auch immer noch brauchen.

„Mittlerweile kommen mehr Männer“, sagt Fennel-Trieschmann. Anfangs seien vor allem Frauen auf der Suche nach Nützlichem gewesen. Doch es sind nicht mehr nur ukrainische Flüchtlinge, sondern vermehrt viele Arabische. „Unsere Hilfe liegt also mittlerweile allgemein auf Flüchtlingshilfe – von Belarus zur Ukraine und Flüchtlingshilfe“, fasst sie zusammen. Die Kleiderkammer wurde irgendwann zum Alles-Laden, weil Geflüchtete dort „einfach alles erhalten“, sagt Gitta Conrad, die auch im Allles-Laden hilft.

Doch das sei mittlerweile auch nicht mehr ganz zutreffend, es ist noch viel mehr: „ein gut frequentiertes, nachhaltiges Kaufhaus samt Fahrradladen, Übersetzungsbüro, Jobbörse, Begegnungszentrum, Transportunternehmen, Haushaltsauflösungen und Eingliederungsmaßnahmen“, sagt Fennel-Trieschmann. Sie hat mittlerweile um die 1440 Stunden im Alles-Laden gearbeitet. Im Januar kamen in einer Woche sogar 75 Stunden zusammen. „Ich mache das alles ehrenamtlich, weil ich helfen möchte. Wir können jetzt auch nicht aufhören – wir werden gebraucht“, sagt sie. Seit dem Krieg hat sich ihr Alltag komplett gewandelt. „Ich hätte nie gedacht, dass aus der kleinen Kleiderkammer mal so etwas Umfassendes wird. Es ist wie ein Schneeball immer größer geworden“, blickt sie zurück.

Seit der Eröffnung sind 6420 Geflüchtete in die Dörnbergkaserne nach Homberg gekommen

Die Helfer und der Alles-Laden sind ein Anlaufpunkt für Geflüchtete geworden, auch für die Ukrainerin Liuba Chopyk. „Wir sind mittlerweile wie ihre Familie“, sagt Fennel-Trieschmann. Die 34-Jährige arbeitet seit ihrer Flucht im Alles-Laden mit. „Ich dachte, ich bleibe zunächst für zwei oder drei Monate hier, aber es ist doch für länger“, sagt Chopyk. Daher sucht sie auch eine eigene Wohnung. Damit ist sie nicht die Einzige. Viele Ukrainer bauten sich wegen des andauernden Krieges ein neues Leben in der Region auf.

Seit der Eröffnung sind 6420 Geflüchtete in die Dörnbergkaserne gekommen. Und noch immer kommen viele Menschen. „Wir sammeln weiterhin Spenden“, sagt Fennel-Trieschmann. Zurzeit werden Kinderwagen, Koffer, Rucksäcke, Töpfe, Pfannen, Männerschuhe ab Größe 40 und Männeroberteile in XS und S benötigt. Neben der Ausgabe der Spenden im Alles-Laden geben sie auch regelmäßig Kisten an kirchliche Institutionen, die diese in die Ukraine bringen. Die Ukrainer wissen die harte Arbeit der Helfer durchaus zu schätzen, viele Begegnungen beweisen das. „Ich habe einer Konditorin ein Back-Set im Alles-Laden mitgeben können, als sie geflüchtet ist, und da hat sie uns gleich einen Kuchen gebacken“, sagt Fennel-Trieschmann. Das sei nur eine von vielen solcher Geschichten. (Lea Beckmann)

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