Illegale Abfallentsorgung: Wenn der Wald zur Müllhalde wird

Autoreifen, Bauschutt und Fliesen: Immer öfter laden Unbekannte Abfall jeglicher Art im Wald bei Remsfeld ab. Erwischt werden die Täter fast nie.
Knüllwald – Was hat Müll im Wald zu suchen? Genau, nichts. Das richtige Entsorgen von Papier, Plastik und Biomüll lernen bereits Kinder. Trotz Aufklärung, Hinweisschildern und dem ausgeklügelten, deutschen Müllsystem kommt es immer wieder vor, dass Menschen ihren Abfall im Wald wegschmeißen.
Roland Baumunk, Förster und Revierleiter in Remsfeld macht das wütend. In letzter Zeit findet er vermehrt Müll in seinem Revier. Erst kürzlich haben Unbekannte Bauschutt, Stoffreste, Fliesen, Montageschaum und Hausmüll in einem Waldstück abgeladen. Auch Elektroschrott, eine Toilettenschüssel und Kanister voll mit Diesel hat Baumunk am Waldrand gefunden.
Ein Kollege machte ihn neulich auf eine besonders kuriose Entdeckung in der Nähe des Parkplatzes Riedwiesen aufmerksam: Ein mit Pferdemist gefüllter Big Bag (großer Transportsack) angebunden an einen Pfosten. „Wahrscheinlich hat jemand den Sack angebunden, um ihn beim Wegfahren von der Ladefläche oder vom Anhänger zu bekommen“, vermutet der Förster. Daraufhin deute auch der leicht verbogene Pfosten. „Warum man Pferdemist im Wald entsorgt, ist mir schleierhaft.“
Müll in der Natur kann teuer werden

Dass Dinge im Wald landen, die dort nicht hingehören, sei nicht neu, komme aber immer häufiger vor, sagt der 54-Jährige. „Der Riedwiesenparkplatz und die Einbuchtungen der Landstraße L3465 zwischen Remsfeld und Rengshausen sind sehr müllträchtig.“ Die nahe Anbindung an die Autobahn würden viele nutzen, um kurz abzufahren und ihren Abfall im Wald abzuladen. Auch das Gummi von Altreifen findet Baumunk dort häufig.
Claus-Hartwig Otto vom Bund für Umwelt und Naturschutz im Schwalm-Eder-Kreis bestätigt das Müllproblem. Besonders die Ablagerung von Gartenabfällen in Plastiksäcken mitten in der Natur nehme zu. „Der Bund stellt seit Jahren eine Änderung in den Einstellungen der Bevölkerung zum Umweltschutz fest. Der eine Teil ist hoch sensibel, gestaltet blühende Gärten, vermeidet Müll, fährt mit den Öffentlichen. Der andere Teil pfeift auf den Schutz der Umwelt. Die Trends da sind SUVs, Schottergärten, Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen und die Diffamierung des Klimaschutzes.“
Abfall gefährdet Ökosystem Wald
Wer Abfälle im Wald entsorgt, handelt ordnungswidrig und muss laut Bußgeldkatalog mit einer Geldstrafe von 10 bis 50 000 Euro rechnen. Die Höhe richtet sich nach der Menge und der Gefährlichkeit des abgeladenen Mülls. In den meisten Fällen bleiben die Täter allerdings unbekannt. „Die Abfallbeseitigung liegt in der Verantwortung der Städte und Gemeinden“, sagt Förster Baumunk. „Die entstehenden Mehrkosten bezahlen am Ende die Bürger.“
Außerdem kann der Müll in der Natur großen Schaden im Wald anrichten: Gartenabfälle enthalten fremdartige Gewächse, die heimische Pflanzen verdrängen, Tiere verwechseln den weggeschmissenen Müll mit Futter, Vögel nutzen Plastikfetzen als vermeintliches Nistmaterial und Mikroplastikpartikel gelangen ins Grundwasser. „Gerade jetzt, in der Nist- und Brutzeit, muss der Lebensraum Wald besonders geschützt werden“, appelliert der Revierleiter und erinnert daran, dass Sperrmüll kostenlos bestellt werden kann. (Josefin Schröder)