Auch die Evangelische Landeskirche ruft zum Energiesparen auf – ohne konkrete Vorgaben zu machen. „Das wird individuell besprochen“, sagt Dekanin Sabine Tümmler. 83 Prozent der evangelischen Kirchen im Landkreis werden mit Strom beheizt. „Wir gehen mit den Energiekosten verantwortungsvoll um und wollen zugleich auch mit den Menschen zusammenrücken“, sagt sie. Deshalb gebe es auch sehr kreative Angebote: Gottesdienst im Kurzformat, unter freiem Himmel mit anschließendem Kirchenkaffee. „Da sind wir durch die Coronazeit geübt“, sagt Tümmler.
„Unser Kirchenvorstand hat sich dafür entschieden, die Heizung herunterzudrehen“, sagt Pfarrer Friedrich Heidelbach. In der Homberger Stadtkirche wird die Heizung auf 13 Grad gestellt. Bislang waren es 17 Grad. In der Woche, außerhalb der Gottesdienstzeiten, liege die Temperatur dann bei fünf Grad. „Sonst lagen wir in der Woche bei neun Grad in der Kirche“, so Heidelbach. So spare man auf jeden Fall Energie. Wie viel das sein werde, stehe noch nicht fest.
Auch in der Homberger Stadtkirche wird die Heizung gedrosselt. Decken für die Gottesdienstbesucher wird es aber dort nicht geben. „Da bräuchten wir um die 50 Decken und die müssen auch von jemandem gepflegt werden – das würde nicht funktionieren“, sagt Pfarrer Friedrich Heidelbach. Er gehe davon aus, dass die Menschen so gekleidet kommen, dass sie auch draußen nicht frieren. „Diesen Vorsatz verfolgen wir schon lange, denn wenn es draußen kälter ist, heizen wir auch weniger, da die Besucher entsprechend angezogen sind“, sagt Heidelbach.
Wenn es trotz allem zu kalt werden würde, dann ziehe der Pfarrer auch in Erwägung, den Gottesdienst im Gemeindehaus stattfinden zu lassen. Dort dürfen es maximal 19 Grad sein.
In der Tannenwegkirche ist es während des Gottesdienstes auch um die 13 Grad warm. „Unter der Woche stellen wir die Heizung allerdings komplett aus, da der Gottesdienst die einzige Veranstaltung in der Woche ist“, sagt Heidelbach. Zum Gottesdienst würde die Heizung dann drei Stunden vor Beginn angestellt werden, sodass dann die entsprechende Gradzahl erreicht wird.
Der Wechsel in das Gemeindehaus sei für die Gottesdienste nicht möglich, sagt der Fritzlarer Dom-Pfarrer Patrick Prähler. „Wir haben keinen Raum, der um die 200 Personen fasst. Deshalb rät er den Gläubigen zu Decken, Sitzkissen, warmer Kleidung und auch zu Handschuhen und kleinen Wärmekissen für die Taschen. Um noch mehr Strom zu sparen, werde man den Dom um 17 Uhr schließen, bislang war er bis 18.30 Uhr zugänglich. Auf die Außenbeleuchtung werde schon seit Wochen verzichtet. Und: „Im Innenraum stellen wir auf LED-Beleuchtung um“, sagt Prähler.
Die Kirchen fürchten trotz gedrosselter Heizungen keinen Besucherschwund in diesem Winter. Bei den Gläubigen stoßen die Sparmaßnahmen angesichts der hohen Energiepreise und Klimaschutzbestrebungen überwiegend auf Verständnis, ist sowohl aus der katholischen als auch aus der evangelischen Kirche zu erfahren. Die Gottesdienstbesucher seien durch die in der Zeit der Corona-Pandemie notwendigen Beschränkungen beim Heizen an niedrige Temperaturen gewöhnt.
Technisch seien die evangelischen Kirchen unterschiedlich ausgerüstet, so Dekanin Sabine Tümmler. Wo es Bankheizungen gebe, könnten diese gezielt eingesetzt werden, dann müsse nicht der ganze Kirchenraum beheizt werden. Empfohlen werde, dass Kirchengemeinden Gottesdienste in einer Kirche gemeinsam feiern.
Schwieriger sei es mit dem Heizen großer Kirchen, die mit Gas oder Öl eine Umluftheizung betreiben. Die prozentualen Anteile der Heizarten der Kirchen im Kirchenkreis: 83 Prozent Strom, 8,4 Prozent Gas, 7,9 Prozent Heizöl und 0,5 Prozent Nahwärme. (Maja Yüce und Lea Beckmann)