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Neue Freizeitangebote und geschützter Raum für queere Jugendliche

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Von: Christina Zapf

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von links Sara Üfler, Stadtjugendpflege Schwalmstadt, Björn Angres, Leiter Jugendamt Schwalm-Eder-Kreis, und Franziska Jäger, Jugendförderung Schwalm-Eder-Kreis.
Möchten einen offenen Queer-Treff gründen: von links Sara Üfler, Stadtjugendpflege Schwalmstadt, Björn Angres, Leiter Jugendamt Schwalm-Eder-Kreis, und Franziska Jäger, Jugendförderung Schwalm-Eder-Kreis. © Christina Zapf

Läuft alles wie geplant, gibt es im Schwalm-Eder-Kreis schon in einem halben Jahr einen regelmäßigen, offenen Queer-Treff.

Schwalm-Eder – Queer ist ein Oberbegriff für unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. Er schließt Schwule und Lesben ebenso mit ein wie Trans-Personen, asexuelle oder nichtbinäre Menschen.

„Als Landkreis wollen wir uns mehr mit dem Thema beschäftigen“, sagt Björn Angres, Leiter Jugendamt Schwalm-Eder-Kreis. Deshalb nimmt der Landkreis s als einer von drei Kreisen in Hessen am Pilotprojekt „Queere Jugendliche im ländlichen Raum“ teil (HNA berichtete). Kooperationspartner ist im Schwalm-Eder-Kreis die Stadtjugendpflege Schwalmstadt. Diese habe bereits Kontakte zu queeren Jugendlichen. Im dortigen Jugendzentrum sollen nun monatliche Treffen für sie angeboten werden, die zu einer festen Einrichtung werden sollen.

Bislang würden viele queere Jugendlichen aus dem Schwalm-Eder-Kreis Angebote in Marburg, Gießen und Kassel nutzen. Das soll sich mit dem Pilotprojekt ändern. Es soll eine Anschubhilfe für dauerhafte Angebote für queere Jugendliche dienen, so Angres. Eines Tages werden „queer“ zu sein dann hoffentlich in der Wahrnehmung der Menschen nicht mehr als ungewöhnlich abgestempelt.

Pilotprojekt im ländlichen Raum

Mit dem zweijährigen Pilotprojekt „Queere Jugendliche im ländlichen Raum“ will die Landesregierung gezielt Impulse zur Stärkung der Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt setzen, teilt das Sozialministerium mit. Für das Projekt stehen 240 000 Euro bereit. Mit der Umsetzung ist der Hessische Jugendring (hjr) beauftragt – drei Landkreise und der Verein Limbunt (Limburg-Weilburg) arbeiten mit. Der Schwalm-Eder-Kreis erhält pro Jahr 10 000 Euro vom Land.

Den Bedarf für einen offenen Queer-Treff gibt es, da sind sich die Initiatoren Björn Angres, Sara Üfler, Stadtjugendpflege Schwalmstadt, und Franziska Jäger, Jugendförderung Schwalm-Eder-Kreis, einig. „Das Projekt kommt zur richtigen Zeit“, sagt Jäger. Denn queere Menschen lebten nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Der geplante Queer-Treff in Schwalmstadt soll den jungen Menschen einen geschützten Raum bieten, um ein ungewolltes Outing zu vermeiden. Außerdem sollen sie sich dort mit Gleichgesinnten austauschen können. „Es soll Spaß machen, den Queer-Treff zu besuchen“, so Üfler. Ziel sei es, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen, zu dem die Jugendlichen leicht Zugang finden. „Junge Menschen sollen sehen, da ist jemand, der sie sieht“, sagt Üfler. Im Queer-Treff können sie ihre Ideen einbringen und das Angebot mitgestalten.

Benötigen die Jugendlichen Beratung, etwa zu Themen wie Outing oder sexualisierte Gewalt, können Üfler, Jäger und Angres zudem auf ein Experten-Netzwerk – darunter Sozialpädagogen und Psychologen – zurückgreifen.

Filmabend zum Auftakt von Pilotprojekt im Landkreis – Kommunen können sich an Projekt beteiligen

Die Auftaktveranstaltung zum Pilotprojekt „Queere Jugendliche im ländlichen Raum“ findet am Donnerstag, 23. März, im Kino in Treysa statt. Gezeigt wird der Film „Love, Simon“, in welchem es um einen Jungen geht, der ein großes Geheimnis hat. Simon ist schwul und wartet auf den richtigen Zeitpunkt, sich zu outen. Durch Zufall erfährt ein Mitschüler davon und droht Simon, ihn ungewollt zu outen. Der Eintritt sowie ein kleines Getränk und eine kleine Portion Popcorn sind für alle Teilnehmenden kostenlos. Einlass ist ab 18 Uhr, die Filmvorführung beginnt um 18.30 Uhr. Die Veranstaltung richtet sich an alle Jugendlichen ab zwölf Jahren aus dem Schwalm-Eder-Kreis. Im Anschluss an den Film gibt es noch eine Talkrunde mit Sara Üfler, Stadtjugendpflege Schwalmstadt, und Franziska Jäger, Jugendförderung Schwalm-Eder-Kreis. Es geht darum, ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.

Regisseur Greg Berlanti wirbt mit seinem Film für Akzeptanz, für Normalität in Bezug auf verschiedene sexuelle Orientierungen, die nebeneinander existieren. Dieses Ziel verfolgt auch das Pilotprojekt im Landkreis. In zwei Beteiligungsworkshops mit Interessierten und Experten wurde ein Konzept zur Entwicklung von neuen queeren Jugendfreizeitangeboten erarbeitet. Zum Tragen kommt es zunächst in Schwalmstadt. Mit der dortigen Stadtjugendpflege und mit queeren Jugendlichen soll das Angebot weiterentwickelt werden.

Natürlich stehen queeren Jugendlichen alle bereits vorhandenen Freizeitangebote im Landkreis offen.

Mit dem Pilotprojekt „Queere Jugendliche im ländlichen Raum“ sollen jedoch zusätzliche, auf sie zugeschnittene Angebote geschaffen werden. Es gebe ja auch spezielle Angebote für Mädchen oder für Senioren, so Björn Angres, Leiter Jugendamt Schwalm-Eder. „Wir wollen keine Abwehrhaltung, sondern Sensibilität erreichen“, sagt er. Ziel sei, Räume zu schaffen, die diskriminierungsfrei, niederschwellig zugänglich sind und in denen die queeren Jugendlichen Rückhalt finden. Zugleich sollen Fachkräfte über das Pilotprojekt die Möglichkeit zu Fort- und Weiterbildungen haben.

Neben der Stadt Schwalmstadt, die bereits Kooperationspartner ist, können auch andere Kommunen, die Freizeitangebote für queere Jugendliche etablieren möchten, sich melden. Ansprechpartnerin für Jugendpfleger ist Franziska Jäger.

Kontakte: Franziska Jäger, Tel. 0 56 81 / 77 55 86, franziska.jaeger@schwalm-eder-kreis.de und Sara Üfler, Tel. 0 66 91 / 91 82 49, s.uefler@schwalmstadt.de.

Beratungsstelle

Die Beratungsstelle des Schwalm-Eder-Kreises bietet unter anderem Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sexuelle Übergriffe erlebt oder beobachtet haben oder die sich in Bezug auf ein sexuelles Erlebnis unwohl fühlen, Unterstützung an.

Termine können vereinbart werden unter Tel. 0 56 81 / 77 56 00 oder per E-Mail an beratungsstelle@schwalm-eder-kreis.de.

(Christina Zapf)

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