Wieso Nahwärme in der Altstadt?
Die Stadt erhofft sich so unter anderem eine Wiederbelebung und Aufwertung des Altstadtviertels. Die hohe Dichte an öffentlichen Gebäuden biete sich für eine Testphase an, sagt Klimaschutzmanagerin Helene Peters. Die Hoffnung: Funktioniert es bei öffentlichen Gebäuden, schließen sich auch mehr Privatleute an. Das Netz könnte modular ausgebaut werden. Und das Gebiet ist mit knapp zehn Hektar groß genug, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.
Wie werden die Gebäude derzeit versorgt?
Geheizt wird in der Altstadt vorrangig mit Öl und Gas, in manchen Häusern gibt es sogar noch Nachtspeicheröfen, erklärt Peters. Aus den Untersuchungen 2018 ging hervor: Fast 50 Prozent des Energieverbrauchs gehen fürs Wohnen drauf. Das macht 40 Prozent aller CO2-Emissionen in Homberg aus.
„Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es wichtig, jetzt zu schauen, was wir tun können und ob das Nahwärmekonzept funktioniert“, so Peters.
Wie soll’s konkret aussehen?
Im ersten Schritt werden die öffentlichen Gebäude Multifunktionshaus, Krone, Holzhäuser Straße 1 und Enge Gasse 3 sowie die Löwenapotheke in das Netz integriert. Dafür wurde bereits im Bereich Kreuzgasse/Enge Gasse mit dem Verlegen der nötigen Leitungen begonnen. Dort wird sich auch die Heizzentrale des ersten Bauabschnitts befinden, erklärt Janina Heinemann, Technische Dienste der Stadt Homberg. Und zwar in einer kleinen Garage.
Die sei für den ersten Abschnitt ausreichend. „Von dort aus werden dann alle angeschlossenen Gebäude mit Wärme versorgt“, sagt Heinemann. Zunächst erfolgt die Versorgung noch mit Gas. Erst wenn das Netz nach und nach erweitert wird – das ist das Ziel – sollen Holzhackschnitzel zum Einsatz kommen. „Wir wollen so das Thema in Homberg erst bekannt machen“, sagt Peters.
Was, wenn Hauseigentümer Interesse haben?
Durch die modulare Bauweise lasse sich das Netz nach und nach problemlos in der Altstadt erweitern. Grundsätzlich könne jedes Haus angeschlossen werden.
Wenn die gesamte Altstadt nach dem vorgesehenen Konzept erschlossen wird, soll eine Heizzentrale auf dem Reithausplatz gebaut werden. Sie wird größer sein, als die Garage im Bereich Kreuzgasse und über genug Raum für Holzhackschnitzel verfügen. Die Garage werde dann aber nicht außer Betrieb genommen, sie könne mit einer möglichen neuen Heizzentrale gekoppelt werden, sagt die Klimaschutzmanagerin.
Häuser benötigen dann eine Übergabestation, die ans Heizsystem angeschlossen wird. „Man braucht dann keine großen Kessel mehr im Keller“, sagt Heinemann.
Ist das auch für das Krankenhaus-Gelände und andere Stadtteile interessant?
Für die künftige Nutzung des ehemaligen Krankenhaus-Areals wird das Nahwärmekonzept ebenfalls diskutiert, berichtet Peters. Auch andere Stadtteile – auch innerhalb der Kernstadt – könnten so in Zukunft versorgt werden. Dazu wären weitere Heizzentralen nötig. In Wasenberg etwa waren 2020 bereits 80 Prozent der Anwohner an ein Nahwärmenetz angeschlossen. Mehr als 13 Kilometer Nahwärmenetz sind dort inzwischen verlegt. (Chantal Müller)