Ist der Schwalm-Eder-Kreis bald eine Modellregion für Cannabis?

Der Schwalm-Eder-Kreis soll Modellregion für legalen Cannabis-Konsum werden: Zumindest soll sich der Landkreis dafür bewerben. Das fordern die Grünen Schwalm-Eder in einem Antrag für die Kreistagssitzung am Montag, 22. Mai.
Schwalm-Eder – Kleine Mengen Cannabis sollen noch in diesem Jahr legalisiert werden. Zunächst soll das in Modellregionen getestet werden. Die Bundesminister Karl Lauterbach (SPD) und Cem Özdemir (Grüne) hatten entsprechende Pläne bereits vorgestellt. Sollte sich der Schwalm-Eder-Kreis tatsächlich als Cannabis-Modellregion bewerben und den Zuschlag erhalten, würde das den wissenschaftlich begleiteten Verkauf von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften bedeuten.
Die Drogenhilfe Nordhessen ist zwar für eine Legalisierung, blickt aber auch kritisch auf die Pläne: Sie seien noch nicht das, was man sich in der Jugend- und Suchtberatung zum Verbraucher- und Jugendschutz vorstelle. Gut wäre es, Cannabis kontrolliert anzubauen, am besten in Apothekerqualität, so Barbara Beckmann von der Drogenhilfe Nordhessen mit Sitz in Kassel auf Anfrage.
Ziel: Konstum sicherer machen
Ziel sei es, durch die Legalisierung, den Cannabiskonsum sicherer zu machen. Es gehe um „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in klaren Grenzen“. In Ländern, in denen Cannabisprodukte legal sind (Kanada und Bundesstaaten der USA), ist laut Studien der Konsum bei Jugendlichen rückläufig, teilt die Drogenhilfe Nordhessen mit. Ein Erklärungsversuch dafür sei, dass Cannabis durch die Legalisierung an Reiz verloren habe. may
Zudem müsste es in Apotheken oder in entsprechenden Verkaufsstellen verkauft werden. Auch müsse ein Preis erhoben werden, der dem Schwarzmarkt entspreche. Es würden dann Steuereinnahmen fließen, die für präventiven Jugendschutz eingesetzt werden sollten. Zudem spricht sich Beckmann für eine Freigabe ab dem 21. Lebensjahr aus und nicht, wie aktuell geplant, mit Volljährigkeit. „Erst dann ist das Gehirn ausgereift“, erklärt sie.
Es müsse auch eine Qualitätskontrolle der Pflanzen geben und klar geregelt sein, wer anbauen darf, damit es keinen Wildwuchs gibt. „THC im Straßenverkehr ist dann ein neues Thema“, so Beckmann. Denn die Wirkung des psychoaktiven Stoffes lasse sich nicht vorhersehen. Deshalb seien wissenschaftliche Begleitung und Kontrollen wichtig.
Die bisherige Drogenpolitik sei gescheitert und nicht zeitgemäß, so Christoph Sippel von den Kreis-Grünen. Offenbach und Frankfurt hätten bereits erklärt, dass sie Modellregion werden wollen. Sippel betont, dass es diese aber nicht nur in Großstädten geben sollte. „Auch im Schwalm-Eder-Kreis ist der Konsum von Cannabis Alltag, jedoch ohne einen wirksamen Jugendschutz“, erklärt er. Illegale Bezugsquellen stellten eine hohe Gesundheitsgefahr dar. (Maja Yüce)
Termin: Kreistagssitzung 22. Mai, 9.30 Uhr, Kulturhalle Schwarzenborn.