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Stolz auf seine Arbeit: Jesberger hat durch neues Gesetz seinen ersten Job gefunden

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Von: Claudia Brandau

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Ist glücklich über seinen neuen Job: Karsten Kilian (rechts) hat nach langer Arbeitslosigkeit einen Job im Bauhof Jesberg gefunden. Dessen Leiter Karl-Heinz Diehl ist vom neuen Mitarbeiter sehr angetan. © Claudia Brandau

Karsten Kilian aus Jesberg war lange arbeitslos. Durch das Teilhabechancengesetz hat er nun eine neue Chance im Jesberger Bauhof gefunden.

Noch vor einem Jahr war es für Karsten Kilian undenkbar, ein Fest zu besuchen. „Wenn jemand gefragt hätte, was ich beruflich mache, hätte ich sagen müssen, dass ich Hartz IV beziehe – das wollte ich nicht.“ Heute besucht der 38-Jährige nicht nur Feiern, sondern gibt gern Auskunft zu seinem Beruf: „Ich arbeite bei der Gemeinde Jesberg“, sagt er stolz.

Seit dem Frühjahr ist Karsten Kilian im Bauhof beschäftigt. Möglich gemacht haben das die Gemeinde Jesberg zusammen mit dem Jobcenter Schwalm-Eder und das neue Gesetz, „Teilhabe am Arbeitsmarkt“, das die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen fördert.

Und genau das war Karsten Kilian – lange Zeit arbeitslos. Sein Job im Jesberger Bauhof ist der erste seines Lebens. Kilian hatte nach der Schule den Anschluss ans Arbeitsleben verpasst, durchlief Maßnahmen der Hephata-Diakonie und der Starthilfe, arbeitete als 1-Euro-Jobber, lebte bei seinen Eltern gut, aber ohne viel Geld und ohne Perspektive. Um die 40 Bewerbungen hat er im vorigen Jahr geschrieben, ohne Erfolg. Doch immer nur zu Hause sitzen und Geld vom Amt beziehen, das sei nicht sein Ding, sagt Kilian: Er begann stundenweise am Bauhof zu arbeiten. Die 119 Euro, die er so im Monat verdiente, gab er beim Amt an und an seine Eltern ab – einen Antrag auf Wohngeld stellte er nicht: „Ich wollte wenigstens die Miete selber zahlen“, sagt der 38-Jährige.

Bauhofleiter Karl-Heinz Diehl fiel diese Einstellung des Jesbergers positiv auf, der immer kräftig mit anpackte, trotz seines großen Körpergewichts nie schlappmachte. „Karsten Kilian will und kann arbeiten“, so Diehls Fazit.

Im Bauhof wurde ein Mitarbeiter gebraucht, die Gemeinde aber hatte kein Geld, um ihn zu finanzieren. Da kam im Januar 2019 das neue Teilhabechancengesetz gerade recht: Zusammen mit Alexander Janitzky und Coach Sandra Stein vom Jobcenter Schwalmstadt entwickelte die Gemeinde Jesberg die Idee, Karsten Kilian einzustellen. Nach einer Probezeit stand fest: Kilian schafft den Sprung von Null auf 100 – und zwar nicht nur in Teil-, sondern gleich in Vollzeit.

Bürgermeister Heiko Manz hat die Entscheidung, Kilian anzustellen, nie bereut. Im Juni, dem Monat, in dem der Bauhof mit vielen Festen und Veranstaltungen alle Hände voll zu tun hatte, habe Kilian seine Feuertaufe bestanden, sagt Manz. Er soll einen Kettensägenlehrgang absolvieren – die Kosten dafür trägt das Jobcenter.

Und das wohl sogar gerne, denn dessen Mitarbeiter Sandra Stein und Alexander Janitzky bezeichnen die Zusammenarbeit mit Karsten Kilian und der Gemeinde Jesberg als geradezu „vorbildlich“. Es sei schön, dass Karsten Kilian eine feste Stelle gefunden habe, sagt Sandra Stein. Noch schöner aber sei es zu sehen, dass er im neuen Job so selbstbewusst und froh wie nie zuvor geworden sei. Kilian hört es und nickt. „Ich lebe nicht mehr vom Amt, sondern von meiner Arbeit. Das ist ein gutes Gefühl.“

Neben dem Kettensägenlehrgang hat der 38-Jährige noch ein weiteres, ganz eigenes Projekt. Abnehmen. Wie? „Ich habe jetzt ja viel weniger Zeit zum Essen,“ sagt Karsten Kilian und lacht. Eine neue Stelle ist eben auch wie ein neues Leben.

Teilhabechancengesetz

Seit 2019 bietet das Teilhabechancengesetz jenen eine Chance, die über 25 Jahre alt sind und von den vergangenen sieben Jahren mindestens sechs Arbeitslosengeld II bezogen haben. Unternehmen, die jemanden einstellen, auf den das zutrifft, können einen Gehaltszuschuss erhalten.

In den ersten beiden Jahren sind das 100 Prozent des Mindestlohns. Ist der Arbeitgeber tarifgebunden, wird das tatsächlich gezahlte Gehalt berücksichtigt. Der Zuschuss sinkt jedes Jahr um 10 Prozent. Die Förderung dauert maximal fünf Jahre. Jesberg konnte mit dem Programm Karsten Kilian zusätzlich einstellen.

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