Nach Orgelsanierung: Neuer Klang unterm Sternenhimmel

Die Sanierung der Orgel in der Kirche in Lützelwig ist abgeschlossen. Das Instrument wird in einem Festgottesdienst wieder in Betrieb genommen.
Lützelwig – Die Lützelwiger sind stolz, dass ihre Kirchenorgel nun in neuem Glanz erstrahlt und wieder mit vollem Klang ertönen kann. Das Musikinstrument aus der Zeit der Neugotik wurde in den vergangenen eineinhalb Jahren aufwendig saniert. Am Sonntag, 7. Mai, wird sie ab 14 Uhr mit einem Festgottesdienst eingeweiht.
Die Sanierung sei dringend nötig gewesen, sagt Heike Schneider, Pfarrerin im Ruhestand. Sie hat das Projekt noch vor ihrer Pensionierung begleitet und wollte es zu Ende bringen. Die Kirche in Lützelwig wurde bereits saniert, ein einzigartiger hellblauer Sternenhimmel ist das Aushängeschild der neugotischen Kirche, die in den 1890er Jahren gebaut wurde. „Ungefähr genauso alt ist die Orgel“, sagte Reiner Volgmann, Bezirkskantor Fritzlar. Er war für die Begutachtung des Instrumentes zuständig.
Sanierung von Orgel war dringend notwendig
Der Orgelbauer Euler aus Hofgeismar hatte das Instrument einst gefertigt. Dessen Orgeln stünden unter Denkmalschutz. Das Instrument sei in einem desolaten Zustand gewesen, sagt Volgmann. Die Pfeifen waren verschimmelt und verstaubt. Der Holzwurm hatte das Holz befallen. Der Zahn der Zeit hatte an dem Instrument genagt. Das letzte Mal sei sie um die 1950er Jahre herum gesäubert und teilsaniert worden.
Der Klang sei wirklich schlimm gewesen, sagte Heike Schneider. Daher habe man sich bereits viele Jahre eine Teilsanierung gewünscht. Das habe sich allerdings ewig hingezogen. Seit 2010 sei man an dem Projekt gewesen. Erste Angebote gab es 2018. Durch einen Glücksfall habe die Kirche Küsterland an die Stadt Homberg verkaufen können. Der Gewinn darf laut den Statuten lediglich für Kirchen- oder Orgelsanierungen genutzt werden, daher habe sich dies angeboten, sagte Schneider.
Orgel in Lützelwig erhielt neue Pfeifen
Orgelbaumeister Peter Kozeluh sanierte das Instrument aufwendig in der Orgelbauwerkstatt in Rotenburg. 352 Pfeifen sind in dem Gehäuse, darunter viele Holzpfeifen im Inneren, die nicht sichtbar sind. Die Prospektpfeifen, die sichtbaren Pfeifen, wurden komplett neu gegossen. Sie stammten aus den Nachkriegsjahren. „Im Krieg wurden die ursprünglichen Metallpfeifen eingeschmolzen, um daraus Patronenhülsen zu fertigen“, sagte Kozeluh.
Die ursprünglichen Pfeifen bestanden aus einer Legierung aus Zinn und Blei. Nach dem Krieg wurden sie durch Zinkpfeifen ersetzt, um Kosten zu sparen. Diese seien allerdings vom Klang her nicht vergleichbar. Daher habe man sich nun entschieden, die 20 Prospektpfeifen nach altem Vorbild neu zu gießen. Das sei eine sehr aufwendige Handarbeit, sagte Kozeluh. Etwa 1600 Stunden habe die Werkstatt an der Sanierung der Orgel gearbeitet.
Die Sanierung kostete 60 000 Euro. Das Holzgehäuse wurde passend zum Sternenhimmel in der Kirche neu gestaltet. Restaurator Florentin Blum aus Geisa griff das Hellblau auf und mischte Weiß mit Goldapplikationen. (Christine Thiery)