Das Land will mit dem Geld Digitalisierungsvorhaben unterstützen, „um Kommunen noch zukunftsfähiger zu machen, das Leben der Menschen vor Ort angenehmer zu gestalten und Ressourcen zu schonen“, heißt es vom Digitalisierungsministerium. Die Vorgabe: Die Vorhaben müssen Modellcharakter haben. Im Schwalm-Eder-Kreis scheint das der Fall zu sein. Das Projekt teilt sich in mehrere Bereiche, erklärt Rottwilm. Ein Überblick:
Smarte Verwaltung
Schlagworte sind papierlose Verwaltung, effiziente Arbeitsabläufe, digitale Personalverwaltung und elektronische Akten für Bürger. Die können künftig zahlreiche Verwaltungsdienstleistungen online in Anspruch nehmen und bezahlen.
Smarte Umwelt
Das Themenfeld intelligente Umwelt umfasst die Luftqualität und den Verkehrslärm in Borken, Jesberg, Neuental, Bad Zwesten und Wabern. Mittels Sensoren soll beides regelmäßig gemessen werden, sagt Rottwilm. „Mit dem Weiterbau der A 49 wird die Zahl der Autos steigen.“ Die Kommunen wollen herausfinden: Wie können sie clever damit umgehen?
Mithilfe der Messungen soll eine Datengrundlage geschaffen werden, um herauszufinden, inwieweit sich die Verkehrsbelastung erhöht. „Der Lärmschutz muss eingehalten werden. Mit den neuen Messmethoden können wir auf der Grundlage von Daten herausfinden, ob das stimmt“, erklärt Bürgermeister Rottwilm.
Smarte Energie
In öffentlichen Einrichtungen sollen Energiekosten und -verbrauch durch Apps kontrollierbar werden. „Viele Menschen nutzen so etwas schon zu Hause und stellen von unterwegs zum Beispiel die Heizung im Wohnzimmer an“, sagt Rottwilm. Das System solle nun auf öffentliche Gebäude angewendet werden. Wurde in der Kita vergessen, die Heizung abzudrehen? Ein System könnte das bald anzeigen und so unnötigen Energieverbrauch senken. „Wir wollen uns anschauen, wo wir durch digitale Technik energieeffizienter arbeiten können.“
Eine erste Idee sei ein zentrales Heizungssystem für alle Kommunen, in denen beispielsweise alle Kindertagesstätten und Dorfgemeinschaftshäuser aufgelistet würden. Zwölf Standorte sind laut Rottwilm in Sachen Wärme- und Luftmessung im Gespräch. „Wir wollen den Bürgern zeigen, dass auch die Kommunen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Als Pilotprojekts bezeichnet der Bürgermeister das Thema „Intelligente Straßenbeleuchtung“. 140 Lampen an 27 öffentlichen Gebäuden sind aktuell vorgesehen. Sie sollen in bestimmten Straßenzügen erkennen, dass ein Mensch auf dem Gehweg läuft und sich automatisch anschalten. Nach einer gewissen Zeit werde das Licht mittels Sensorik wieder gedimmt.
Smarter Verkehr
Ob B 254, B 3 oder A 49 – der Verkehr spielt in den Schwalm-Eder-West-Kommunen eine große Rolle. Um nachvollziehen zu können, wie sich der entwickelt, sind intelligente Verkehrslösungen ein weiterer Punkt auf der Projektliste.
Melde sich ein Anwohner etwa mit dem Wunsch nach Blitzern oder einer 30er-Zone, könne das in einer Karte erfasst werden, erklärt Rottwilm. In einem Ampelsystem solle dann die tatsächliche Verkehrsbelastung hinterlegt werden. So solle nachvollziehbar werden, wie die Wirklichkeit vor der Haustür eines jeden Einzelnen ist.
Smarter Tourismus
Die Kommunen arbeiten an einer Buchungsplattform für Schwimmbäder, Seen, Museen. Eintrittskarten sollen online reserviert, bestellt, bezahlt werden können. „Der Neuenhainer See hat mehr als 600 Stellplätze. Wir brauchen das dringend, wenn wir modern bleiben wollen“, sagt Rottwilm. Die Plattform solle an die Grimmheimat angeschlossen werden und sei beliebig erweiterbar. (Chantal Müller)
Das Land Hessen stellt 64 Millionen Euro für die Förderung smarter Kommunen bereit. In der aktuellen Phase sollen vor allem „Gemeinschaftsprojekte mit Modellcharakter“ unterstützt werden. Ziel ist, die Digitalisierung voranzutreiben und Kommunen zukunftsfähig aufzustellen und „das Leben der Menschen vor Ort angenehmer zu gestalten und Ressourcen zu schonen“. Die Fördersumme für Projekte kann nach Angaben des Landes Hessen zwischen 100 000 Euro und 2,5 Millionen Euro liegen. (chm)