Gudensberger Mediziner Prof. Henning Beier wird 80 Jahre
Er ist ein Pionier der Fortpflanzungsmedizin
Gudensberg/Aachen – Er gilt als Pionier der Fortpflanzungsmedizin in Deutschland und Wegbereiter der sogenannten künstlichen Befruchtung. Er hat als Wissenschaftler die Welt gesehen und kehrt doch immer wieder gern zu seinen Wurzeln in Nordhessen zurück. Heute wird Prof. Henning Beier 80 Jahre alt.
„In Gudensberg bin ich nicht nur geboren, sondern auch aufgewachsen“, sagt Henning Beier nicht ohne Stolz. Es sind familiäre und freundschaftliche Bindungen, die den Kontakt nach Nordhessen aufrecht erhalten – die in Kassel lebende 102-jährige Schwiegermutter, die ehemaligen Klassenkameraden aus der Schulzeit an der König-Heinrich-Schule in Fritzlar, wo er 1960 das Abitur ablegte und nicht zuletzt die Freundschaft zu Dr. Edgar Franke, dem ehemaligen Gudensberger Bürgermeister und heutigem Bundestagsabgeordneten, die den Kontakt zur alten Heimat aufrecht erhalten.
Auch seine Ehefrau Dr. Karin Beier-Hellwig ist Ärztin und ebenfalls in Gudensberg aufgewachsen, das Paar ging schon gemeinsam in Fritzlar zur Schule und ist heute glücklich über einen Sohn und eine Tochter sowie fünf Enkelkinder.
Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Von-Behring-Röntgen-Stiftung in Marburg und Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ist Beiers Meinung als Wissenschaftler und Politikberater bis heute gefragt. „Ich verfüge über die Expertise und Erfahrung und gebe sie gerne weiter“, so Beier, der nach dem Abitur Biologie, Chemie und Medizin in Marburg und Freiburg studierte.
Seine Wissenschaftlerlaufbahn begann er 1964 als Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes in den Forschungslaboratorien der Behringwerke in Marburg. Beier entdeckte 1966 ein neues Protein. Er nannte es Uteroglobin. Die Entdeckung dieses Moleküls sollte wegweisend für seine weitere wissenschaftliche Laufbahn sein und hunderte Forschungsprojekte weltweit begründen, unter anderem in den USA, Japan, Korea und Israel.
Es folgten Forschungsaufenthalte im Namen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den USA, bevor er sich 1973 an der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel habilitierte. Danach erhielt Beier die erste Professur für Reproduktionsbiologie an einer deutschen medizinischen Fakultät in Aachen, wo er als Professor und Direktor des Instituts für Anatomie und Reproduktionsbiologie bis zu seiner Emeritierung 2007 forschte und unzählige Medizinstudenten ausgebildet hat.
Beier verfasste mehr als 350 wissenschaftliche Publikationen und ist auch heute noch am Institut für Molekulare und Zelluläre Anatomie der RWTH Aachen mit Fragen der rechtlichen und ethischen Probleme der Fortpflanzungsmedizin und Stammzellforschung befasst. „Was wir dringend brauchen ist ein neues Fortpflanzungsmedizingesetz, sodass ungewollt kinderlose Paare nicht gezwungen sind, Hilfe im Ausland zu suchen“, so Beier abschließend im Gespräch mit unserer Zeitung. (Kerstin Diehl)