Schwalm-Eder-Kreis auf dem Weg zum Corona-Hotspot

Die Sieben-Tage-Inzidenz des Schwalm-Eder-Kreises hat erstmals den Schwellenwert von 350 überschritten. Hält dieser Trend in den nächsten Tagen an, wird der Landkreis ab Donnerstag, 20. Januar, als Corona-Hotspot eingestuft.
Schwalm-Eder - Welche Regelungen dann verschärft werden, zeigen unsere Fragen und Antworten.
Wie hoch ist aktuell die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis?
Die Inzidenz lag laut Robert-Koch-Institut am Montag bei 400,4 – so hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Unsere Grafik (rechts) basiert auf Angaben des Landkreises beziehungsweise des Robert-Koch-Instituts. Am Wochenende stieg die Inzidenz erstmals über die Marke von 300, Montag auf 400,4.
Wie überraschend kommt diese Entwicklung?
Wirklich überraschend kam das nicht. Wegen der vielen mit der Omikron-Variante in Verbindung stehenden Neuinfektionen gelten bereits seit Tagen einige Regionen in Hessen als Hotspots. Zudem liegt die landesweite Inzidenz bei 626,7 und die bundesweite bei 528,2, also jeweils deutlich über dem Schwellenwert 350. Es war im Grunde eine Frage der Zeit, wann der Schwalm-Eder-Kreis diese Schwelle überschreiten wird.
Es hat vergleichsweise lange gedauert, bis die Inzidenz im Kreis so stark angestiegen ist. Gibt es Gründe dafür?
Die Arbeit im Bereich der Kontaktpersonennachverfolgung sei im Landkreis sehr gut gelaufen, deshalb habe man sich im Kreis lange unter dem Wert von 350 bewegen können, so das Fazit von Landrat Winfried Becker.
Wann könnte der Landkreis als Hotspot eingestuft werden?
Nach der Coronavirus-Schutzverordnung des Landes Hessen gilt eine Region als Hotspot, wenn der Inzidenzwert drei Tage in Folge einen Wert von mehr als 350 hat. Der Schwalm-Eder-Kreis hat am Montag erstmals diesen Wert überschritten, sodass ab Donnerstag, 20. Januar, der Kreis vom Land Hessen als Hotspot eingestuft werden muss, wenn die Inzidenz weiterhin über 350 liegt.
Welche Folgen hat die Einstufung als Hotspot?
Zu den bereits gültigen Regeln des Landes könnte der Landkreis noch folgende Regeln ergänzen: ein Alkoholverbot an belebten Orten und Plätzen sowie Maskenpflicht in Fußgängerzonen.
Was kündigt die Kreisverwaltung für den Fall an, dass der Landkreis zum Corona-Hotspot wird?
Durch eine Allgemeinverfügung wird der Schwalm-Eder-Kreis festlegen, an welchen belebten Orten und Plätzen das Alkoholverbot sowie das Tragen von Masken in Fußgängerzonen verpflichtend ist. Dies erfolge in Abstimmung mit den Kommunen, teilt der Kreis mit.
Was ist mit Gastronomie und Kultur?
Bereits jetzt – und zwar unabhängig von der Inzidenz – sieht die Corona-Schutzverordnung des Landes Hessen in der Gastronomie im Innenbereich die 2G-Plus-Regel und im Außenbereich 2G-Regel vor. Außerdem gilt für Veranstaltungen – mit mehr als zehn Personen – sowie im Kultur-, Sport- und Freizeitbereich im Innenbereich 2G-Plus und im Außenbereich 2G. Durch Verordnung des Landes würden zudem Prostitutionsstätten geschlossen. Auch bei touristischen Übernachtungen gilt dann 2G oder 2G-Plus.
Wer ist für die Kontrolle der Einhaltung der Regeln zuständig?
Für die Kontrollen sind die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden sowie die Polizei zuständig.
Wie haben sich die Infektionszahlen sonst im Landkreis entwickelt?
Bereits zum Ende des Jahres 2021 gab es im Landkreis leicht steigende Infektionszahlen. In der letzten Woche des Jahres wurden dem Gesundheitsamt 219 Infektionen gemeldet. In der ersten Woche des Jahres 2022 waren es bereits 362. Mit 720 Neuinfektionen in der zweiten Januarwoche hat sich die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche nahezu verdoppelt, teilt die Kreisverwaltung mit.
Welche Regionen sind bereits Hotspots?
Das Sozialministerium listet im Internet die Corona-Hotspots auf. Die Regelungen gelten bereits seit einigen Tagen im Landkreis Bergstraße, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Landkreis Fulda, Landkreis Gießen, Landkreis Groß-Gerau, Hochtaunuskreis, Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Landkreis Offenbach, Rheingau-Taunus-Kreis, Wetteraukreis. Ebenso in den Städten Darmstadt, Frankfurt, Kassel, Offenbach und Wiesbaden. Ab heute kommen die Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Waldeck-Frankenberg hinzu.
Gibt es überhaupt noch einen Landkreis in Hessen, der unter der kritischen Marke von 350 liegt?
Ja, der Werra-Meißner-Kreis hat derzeit eine Inzidenz von 263,9. Allerdings waren auch dort die Zahlen in den vergangenen Tagen steigend.
Und wie sehen die Zahlen in den anderen angrenzenden Landkreisen in Nordhessen aus?
Auch sie liegen alle über der Marke von 350: Die Stadt Kassel erreicht eine Inzidenz von 532,2, der Landkreis Kassel liegt bei 351,9. Marburg-Biedenkopf bei 456,3, Hersfeld-Rotenburg bei 384 und Waldeck-Frankenberg bei 466,4. (Maja Yüce)