Technisches Hilfswerk und Feuerwehr üben gemeinsam
Zwischen Flammen und lautem Knall: THW und Feuerwehr üben in Fritzlar die Katastrophe
Katastrophenschutzübung: Dort, wo sonst Volksfeste wie der Pferdemarkt stattfinden, wurde der Ernstfall geprobt, auf dem Festplatz an der Ederaue in Fritzlar – wir waren dabei.
Erdbeben, vermisste Menschen, zusammenfallende Häuser, Brände – das alles sind katastrophale Szenarien, die Einsatzkräfte üben müssen. Der Wecker von Jürgen Lau, Ortsbeauftragter des THW Fritzlar, klingelte am Morgen der gemeinsamen Übung mit der Feuerwehr besonders früh. Die Polizei wird informiert, Auflagen müssen eingehalten werden, letzte Absprachen mit Ämtern und Kollegen werden getroffen.
Der Festplatz in Fritzlar biete optimale Bedingungen und viel Platz für die Übung, sagt Helmut Hucke, Stadtbrandinspektor der Domstadt. 13 Fahrzeuge der Feuerwehr, fünf THW Lastwagen und Transporter, drei große Materialanhänger und insgesamt über 78 Helfer sind im Einsatz.
Dass sie im simulierten Einsatzgebiet 700 Meter Straße beleuchten werden, Gebäude mit Holzbalken abstützen müssen, auf dem Dach liegende Autos wieder umdrehen, sich auf die Suche nach vermissten Personen machen, in die Kanalisation kletterngeklettert werden muss, das konnten die Einsatzkräfte zum Zeitpunkt der Alarmierung nicht erwarten. Schließlich soll alles möglichst realistisch sein. Bloß keine Routine.
Lau schaltet sich immer wider in das Einsatzgeschehen ein und erschwert die Übungen. Er simuliert, dass die allgegenwärtig brummenden Generatoren ausfallen und so während des Einsatzes plötzlich kein Strom mehr vorhanden ist, oder nimmt sich eine Person aus dem Einsatzteam heraus und weist sie an, sich zu verstecken. Daraufhin beobachtet er genau, wie lange es dauert, bis das Team bemerkt, dass eine Kollegin oder ein Kollege verschwunden ist. Zwei Feuerwehren arbeiten zusammen, die sonst aufgrund der Entfernung weniger in Kontakt stehen. Genau so soll es sein, nur so klappt es auch im realen Einsatzgeschehen reibungslos, erklärt Lau.
Es wirkt, als würde den Helfern das alles nichts ausmachen. Hand in Hand arbeiten sie die Szenarien ab, tragen Verletzte von A nach B, sägen Holzbalken zurecht um einstürzende Häuser zu stützen und hauen massive Eisenpfähle in den Boden, um mithilfe von Seilen Autos umzudrehen.
Und dann tönt schon wieder die Stimme der Einsatzleitung. Es folgt ein lauter Knall. Am Ende des Geländes ist ein roter Feuerball zu sehen, der aus einem Kleinwagen aufsteigt. Jetzt kommt eine neue Dynamik in das Übungsgeschehen. Schläuche werden ausgerollt, Pumpen angeworfen. Zu zweit arbeiten sich Feuerwehrmänner an das Fahrzeug heran. Sie beginnen mit den Löscharbeiten. Gleichzeitig werden weitere Schläuche ausgerollt, um die umliegenden Bäume und Sträucher zu bewässern.
Es dauert nicht lange und von der Feuerwolke ist nichts mehr zu sehen. Einzig der tiefschwarze Qualm im Himmel, der gleichfarbige Rasen und der stechende Geruch in der Luft erinnern daran, was vor nicht einmal fünf Minuten passiert ist.
Video von der Katastrophenschutzübung Fritzlar
Lau nickt zufrieden und schaut zu Steffen Link, Zugführer der Fritzlarer Feuerwehr. Auch er ist einverstanden mit der Leistung seines Zugs. Die Strategie scheint aufzugehen: Das ständige unterbrechen der Routine und die alljährlich stattfindenden Übungen wirken. So ist es fast schon selbstverständlich, dass man sich bald erneut zusammensetzen wird um weitere Szenarien zu planen. Nur so können Feuerwehr und THW vorbereitet sein und sich im Extremfall für die Gesellschaft einzusetzen.