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Verschärfte Corona-Regeln für den Einzelhandel: Die Reaktionen

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Von: Matthias Haaß, Claudia Brandau, Christina Zapf, Daniel Seeger, Damai Dewert

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Werden zukünftig mit dem Ipad die Genesenen- und Imfnachweise kontrollieren: Torsten Peter und Ralph Habenicht von „Der Fahrradladen“ in Gudensberg.
Werden zukünftig mit dem Ipad die Genesenen- und Impfnachweise kontrollieren: Torsten Peter und Ralph Habenicht von „Der Fahrradladen“ in Gudensberg. © Daniel Seeger

Die vierte Corona-Welle und die neue Omikron-Variante sorgen auch im Schwalm-Eder-Kreis ab Sonntag, 5. Dezember, für strengere Corona-Regeln. Diese treffen vor allem Ungeimpfte.

Unter anderem wird ab Sonntag, 5. Dezember, die 2G-Regel verschärft: Auch im Einzelhandel dürfen dann nur noch Geimpfte und Genesene Einlass erhalten. Ungeimpfte können lediglich für die „Grundversorgung“ (täglichen Bedarf) einkaufen, zum Beispiel in Supermärkten, Drogerien und Apotheken.

Die Corona-Lage und die Omikron-Variante des Virus sorgen ab Sonntag für stärkere Einschnitte im Alltag – vor allem für Ungeimpfte. Für sie soll ab Sonntag, 5. Dezember, gelten, dass sie sich im öffentlichen Raum nur noch mit maximal zwei Hausständen treffen dürfen. Außerdem wird die 2G-Regel verschärft. Dann darf der Einzelhandel nur noch Geimpfte und Genesene einlassen. Das hat die hessische Landesregierung beschlossen.

2G-Regel im Einzelhandel: Ungeimpfte dürfen künftig nur noch für ihre Grundversorgung einkaufen

Ungeimpfte dürfen damit künftig nur noch für ihre Grundversorgung einkaufen, also für den täglichen Bedarf, zum Beispiel in Supermärkten, Drogerien und Apotheken. Außerdem ist nach dem Bund-Länder-Gipfel am 2. Dezember mit weiteren Einschränkungen zu rechnen.

Für den Einzelhandel gilt ab kommender Woche die 2G-Regel. „Grundsätzlich begrüßen wir alle Maßnahmen, die helfen, die Pandemie einzudämmen“, sagt Thomas Vockeroth, Chef der Melsunger Modekette. Es sei aber unverständlich, dass es im Einzelhandel wieder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gebe. Der Einzelhandel sei nachweislich kein Infektionstreiber. „Das verstehen wir nicht“, sagt Vockeroth. Reibungslos habe man 3G am Arbeitsplatz eingeführt, halte umfangreiche Hygienekonzepte vor und müsse jetzt doch Kunden ausschließen. Dazu stelle sich immer die Frage, wer die Einhaltung der Regeln kontrolliere. Er sei sich aber sicher, dass sie auch 2G stemmen würden.

2G-Regel im Einzelhandel: Polizei wird Ordnungsamt bei Kontrollen unterstützen

Die Polizei rechnet mit erheblicher Mehrarbeit. Noch gebe es kein genaues Konzept, sagt Markus Brettschneider, Sprecher der Polizeidirektion Schwalm-Eder. In erster Linie müssten die Ordnungsbehörden die Einhaltung der 2G-Regel im Einzelhandel kontrollieren. „Die Polizei unterstützt die Kontrollen, wo das möglich ist“, sagt Brettschneider. Dies sei bereits im Öffentlichen Nahverkehr der Fall, dort gilt die 3G-Regel.

Andreas Schultheis, Vorsitzender der Kreisgruppe des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, sieht bei der Umsetzung von Kontrollen insbesondere im ländlichen Bereich praktische Probleme. Viele Ordnungsämter hätten überhaupt nicht das Personal, um überall Präsenz zeigen zu können, so der Schrecksbacher Bürgermeister: „Ich stelle mir das sehr schwierig vor.“ Auch sieht Schultheis die Gefahr von Denunziantentum und fragt sich, ob das in der angespannten gesellschaftlichen Gesamtsituation förderlich sei.

Etwa 32 000 Ungeimpfte im Landkreis

Die Zahl der vollständig geimpften Menschen gab der Kreis gestern mit 119 211 an. Bei einer Einwohnerzahl von gut 180 000 bedeutet das im Umkehrschluss: 60 000 Menschen sind nicht geimpft. Selbst wenn man alle 28 000 im Landkreis lebenden Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre abzieht (Zahlen Hessisches Statistisches Landesamt, Stand 31. Dezember 2020), bleiben bei dieser stark vereinfachten Rechnung circa 32 000 Menschen übrig, die bislang ungeimpft sind. 

Buchhandlung Akzente in Bad Zwesten: Ungeimpften bleibt der Lieferservice

Katja Jankowski, Inhaberin der Buchhandlung Akzente in Bad Zwesten, kann die Folgen noch nicht abschätzen. Aber die Verschärfung der Vorgaben beschäftigt sie, seit sie verkündet wurden: „Ich mache mir Gedanken über die Umsetzung“, sagt Jankowski. Voraussichtlich werde sie die Kunden schon an der Ladentür auf die 2G-Regel hinweisen. „Ich hatte gehofft, dass das nie auf uns zukommt“, sagt Jankowski. „Ich werde mitmachen, ich kann es mir nicht leisten, den Laden zu schließen.“

Doch auch wenn Ungeimpfte bald nicht mehr ihre Buchhandlung betreten dürfen, will Jankowski ihnen mit telefonischer Beratung und einem Lieferservice weiter die Möglichkeit geben, bei ihr einzukaufen. „Das ist ein guter Kompromiss.“ Mit Blick auf die nächsten Tage hat Jankowski Sorge, von Kunden, die noch vor Einführung der neuen Regeln Weihnachtsgeschenke besorgen wollen, überrannt zu werden.

Modegeschäfte „Augenweide“ in Fritzlar und „Griesel“ in Homberg: Kunden sind verunsichert

„Uns ist jeder Kunde wichtig“, sagt Ursula Griesel-Bickel von den Modegeschäften „Augenweide“ in Fritzlar und „Griesel“ in Homberg. Doch werde man sich natürlich an die neuen Vorgaben halten.

„Den Einzelhandel trifft die Corona-Krise sehr hart. Gerade jetzt hatten wir auf das Weihnachtsgeschäft gehofft“, so Griesel-Bickel. Doch jetzt sei die Verunsicherung wieder sehr groß – auch bei den Kunden.

„Marjannies Conceptstore“ in Homberg: Bußgeld wäre bei Verstoß zu schmerzhaft

Marjannie Norder vom Homberger „Marjannies Conceptstore“ fällt es schwer, die neuen Bestimmungen umzusetzen: „Bei mir ist doch immer jeder willkommen – und jetzt muss ich Leuten den Zutritt verweigern“, sagt die Niederländerin, die in der Westheimer Straße ein Geschäft für Geschenkideen und Wohnaccessoires führt.

Aber sie werde den neuen Bestimmungen folgen – ein drohendes Bußgeld sei fürs kleine Lädchen nicht tragbar. „Ich bin aber schon froh, dass die Geschäfte nicht komplett schließen müssen“, sagt Norder.

Sie will ihren Kunden aber auf jeden Fall entgegenkommen: Wer bestimmte Wünsche hat, solle sich einfach melden, man werde Wege finden, um die Dinge dorthin zu bringen, wo sie gewünscht werden.

„Der Fahrradladen“ in Gudensberg: Inhaber setzen auf Verständnis der Kunden

Ralph Habenicht und Torsten Peter von „Der Fahrradladen“ in Gudensberg haben sich dazu entschlossen, ihr gesamtes Ladengeschäft auf 2G umzustellen. Theoretisch würde für den Verkauf von Ersatzteilen auch die 3G-Regel ausreichen, jedoch sei eine Trennung im Geschäft kaum umsetzbar. „Selbstverständlich bedienen wir auch Kunden, die keinen Genesenen- oder Impfnachweis vorlegen können – dann aber eben vor dem Laden“, sagt der Mit-Inhaber Habenicht.

Dass Kunden kein Verständnis für die 2G-Regel in seinem Geschäft haben werden, glaubt er nicht. Bereits bei der Einführung der Kontaktnachverfolgung hätten die Kunden viel Verständnis gezeigt.

Fritzlar: Ordnungsamt kontrolliert stichprobenartig

Fritzlars Bürgermeister Hartmut Spogat (CDU) sagt, dass man die Einhaltung der 2G-Regel im Einzelhandel auf jeden Fall stichprobenartig kontrollieren könne. „Für flächendeckende Kontrollen haben wir, wie die meisten Städte, nicht genug Personal.“

Grundsätzlich gehe man aber davon aus, dass sich die meisten Einzelhändler an die Vorgaben halten werden. (Christina Zapf, Maja Yüce, Daniel Seeger Und Claudia Brandau, Matthias Haass und Damai D. Dewert)

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