Bundesvorsitzende Ricarda Lang zu Gast bei Neujahrsempfang der Grünen Schwalm-Eder

Der Saal im Waberner Bahnhof war gesteckt voll zum Neujahrsempfang der Grünen Schwalm-Eder. Es sollte mal wieder ein richtig schönes Treffen am Freitagabend werden.
Wabern – Alle waren gespannt auf die junge neue Bundesvorsitzende Ricarda Lang, die zu Gast beim Neujahrsempfang war. Vor dem Eingang waren allerdings Demonstranten. Sie schrien Parolen begleitet von Trommelwirbel und Trillerpfeifen.
Ricarda Lang ließ sich nicht groß davon beeindrucken, obwohl sie von den Demonstranten vor der Tür als „Kriegstreiberin“ beschimpft wurde. Zudem hatte sie an diesem Tag einen Drohbrief in ihrem Wahlkreisbüro erhalten, wie sie erzählte. Die Bedrohung von Politikern und Demokraten sei Alltag geworden: „Ich schäme mich nicht ein Feindbild von AFDlern zu sein.“ Demokratie könne man nicht wegbrüllen oder wegbedrohen.

Die 29-Jährige wurde vor einem Jahr gemeinsam mit Omid Nouripuor Bundesvorsitzende der Grünen. Sie habe sich damals nicht vorstellen können, dass sie Entscheidungen treffen müsse, die sie sich nie habe ausmalen können. Doch wer in der Regierungsverantwortung sei, sei politisch verantwortlich für die Realität.
Der russische Angriffskrieg habe ihr viele schlaflose Nächte bereitet. Doch wenn Millionen von Menschen in der Ukraine angegriffen würden, dann müsse man ihnen zur Seite stehen. „Wir verteidigen die Demokratie für uns alle.“ Der Krieg sei eine Tatsache und es gebe nur einen Schuldigen und das sei Putin. Die Gasabhängigkeit von Russland sei eine politische Fehlentscheidung der Großen Koalition gewesen.
Längst seien Klimaschutz und Wohlstand kein Widerspruch mehr, das gehöre ins vorige Jahrhundert. Das Gegenteil sei der Fall. Klimaschutz schaffe Wohlstand, weil er unabhängig von fossilen Energien mache. „Klimaschutz ist Menschenschutz“, sagte sie. Man müsse nur in die Katastrophengebiete schauen, wie etwa zu den Hochwassern in Bangladesch im vergangenen Jahr. „Das Klima braucht uns nicht, aber wir brauchen das Klima. Am Ende schützen wir uns selbst“, sagte sie.

Jeder müsse bereit sein, etwas dafür zu tun. Nein-Sager könne man sich nicht mehr leisten. Beispiele seien der Ausbau der Schiene, endlich ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen und das 49-Euro Ticket, das neben Klimaschutz Teilhabe ermögliche.
Die Gas- und Strompreisbremse sei ein wichtiger Schritt gewesen, um kleinen Unternehmen und Menschen mit geringem Einkommen unter die Arme zu greifen. Sie forderte zudem unter anderem mehr Tarifbindung und eine Kindergrundsicherung.
Der Europaabgeordnete Martin Häusling ging später am Abend auf europapolitische Themen ein, wie der jüngsten Entscheidung des Parlamentes ab 2035 keine Autos mehr zuzulassen, die Kohlenstoffdioxid ausstoßen. Zudem müsse es eine zeitnahe Beitrittsperspektive der Ukraine in die EU geben. Er bemängelte den Antibiotikamissbrauch in der Hähnchenzucht. Zudem warnte er vor einer Flächenversiegelung durch Fotovoltaik, vorher müssten erst vorhandene Hallendächer bestückt werden.
Die beiden Direktkandidaten für die Landtagswahl Kerstin Diehl und Christoph Sippel stellten sich am Ende des offiziellen Teils vor, bevor es dann zu Gesprächen ins Foyer ging. (Christine Thiery)