„Ich muss sehr darauf achtgeben, dass meiner Lunge nichts passiert“, sagt die 69-Jährige aus Harle. Unter anderem dürfe sie nicht alles essen. „Ähnlich wie eine Schwangere.“ So müsse sie auf Gehacktes, Räucherlachs und Eis aus der Eisdiele verzichten. Auch dürfe sie weder Katzen halten noch echte Blumen in der Wohnung haben.
Durch die Corona-Pandemie ist Christa Eckhardt bislang gut gekommen. Als sie im Spätsommer 2020 in der Reha in Bad Lippspringe war, seien die Besuchsregeln gelockert gewesen, sodass Familienmitglieder sie sehen durften. Wenig später wäre das nicht mehr möglich gewesen.
Mein Mann und ich hatten noch kein Corona.
Zu Hause musste sie sich in der ersten Zeit nach der Reha noch komplett abschotten. „Keiner durfte rein, wir mussten uns schützen“, sagt die 69-Jährige. Die Folge: Ihre Kinder und Enkelkinder sah sie nur am Fenster.
Auch wenn dem nicht mehr so ist, versucht die 69-Jährige eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden. „Innenräumen mit vielen Menschen muss man sich nicht aussetzen“, sagt sie. Bislang hat sich ihre Vorsicht ausgezahlt. „Mein Mann und ich hatten noch kein Corona“, sagt Christa Eckhardt.
Heiligabend 2020 und 2021 traf die Familie Vorkehrungen, um das Ansteckungsrisiko für Christa Eckhardt gering zu halten. So fand die Familienfeier im Garten unter einem offenen Pavillon statt. „Wir sind zwölf Personen“, sagt sie. Christa und Berthold Eckhardt haben drei Töchter und vier Enkel.
Dreimal im Jahr muss die 69-Jährige zu Kontrolluntersuchungen in die Klinik in Oeynhausen. Dort hat sie Antikörper gegen das Coronavirus gespritzt bekommen, da die Schutzimpfungen bei ihr aufgrund der Immunsuppressiva – Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken – nicht anschlugen.
Auch wenn die Kräfte von Christa Eckhardt nach wie vor begrenzt sind, gehe es ihr im Vergleich zur Zeit vor der Lungentransplantation „richtig gut“. „Sie muss nicht mehr daran denken: ‘Reicht der Sauerstoff’?“, sagt ihre Tochter Sandra Faupel. Menschen, die wie der Schlagersänger Roland Kaiser bei einer Lungentransplantation noch jünger seien, könnten danach fast ohne Einschränkungen leben.
Ihrem Spender und seinen Angehörigen ist Christa Eckhardt sehr dankbar. Sie und ihre Familie würden sich wünschen, dass in Deutschland ein Organspendeausweis zum Standard wird. Und: Ähnlich wie nach einer Stammzellenspende, bei der man den Spender zunächst anonym kontaktieren und nach zwei Jahren kennenlernen kann, könne sie über die Stiftung Eurotransplant mit Sitz im niederländischen Leiden anonym Kontakt mit der Familie des Organspenders aufnehmen, so die 69-Jährige.
Im Rückblick sagt Christa Eckhardt: „Ich bin froh, dass ich es habe machen lassen.“ Die Entscheidung sei ihr jedoch nicht leicht gefallen. „Ich hatte richtig Angst vor der Operation.“ Doch nun hat sie gute Chancen, mit der neuen Lunge mindestens zehn weitere Jahre leben zu können.
Der Verein Deutsche Sauerstoff-und-Beatmungs-Liga (LOT) hat mehrere regionale Selbsthilfegruppen. Bis Ende 2021 gab es auch in Kassel eine Gruppe. Diese hatte einen großen Einzugsbereich. Christa Eckhardt aus Harle war, solange sie noch konnte, bei den monatlichen Treffen im Stadtteilzentrum Agathof dabei. Zusätzlich trafen sich die Mitglieder einmal im Monat zu einem kleinen Spaziergang mit Kaffeepause.
Die LOT-Selbsthilfegruppen richten sich an Menschen, die an einer Erkrankung leiden, die zu einer Sauerstofflangzeit-Therapie (LOT - “long term oxygen therapy“) führt. Diese ist nötig, wenn eine chronische Erkrankung der Lunge oder des Herzens vorliegt, die Sauerstoffmangel im Blut verursacht. Dann erhält der Patient Sauerstoff, meist rund um die Uhr, als lebenserhaltende Maßnahme. Sauerstoff verbessert seine Leistungsfähigkeit und Mobilität und lässt ihn teilweise noch am öffentlichen Leben teilhaben.
Edda Kulpe aus Lohfelden ist bei der Deutsche Sauerstoff-und-Beatmungs-Liga bundesweit noch bis 31. Dezember zuständig für die Angehörigenberatung, dann übernimmt ihre Nachfolgerin das Amt. Gerhard Kulpe war der Leiter der Selbsthilfegruppe in Kassel. Nach dem Tod ihres Mannes Anfang 2021 führte Edda Kulpe die Gruppe, in der Hoffnung auf einen neuen Leiter, bis zu ihrer Auflösung Ende 2021 weiter. Derzeit treffen sich die einstigen Mitglieder, wenn, nur noch privat auf einen Kaffee. Würde sich ein neuer Leiter finden, könnte die Selbsthilfegruppe wieder aktiviert werden, so Edda Kulpe. Eine weitere LOT-Gruppe gibt es nicht in Nordhessen. Die nächsten Angebote sind in Frankfurt, Limburg, Leipzig und Dorsten. (Christina Zapf)
Kontakt: KISS – Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen in Kassel Tel. 05 61/8 16 44-2 22, E-Mail-Adresse kiss@kassel.de.