„Drei ???“-Star Jens Wawrczeck sorgte bei Hitchcock-Lesung in Wabern für Gänsehaut

Schaurig gute Stimmung herrschte am Samstag bei der Lesung von „Drei ???“-Star Jens Wawrczeck in Wabern. Der Schauspieler las aus dem Roman „Die Vögel“.
Wabern – „Die drei ???“ sind am Samstagabend im ausverkauften Waberner Kulturbahnhof allgegenwärtig – auf T-Shirts, Anstecknadeln und natürlich in der Stimme von Jens Wawrczeck. Seit Jahrzehnten gibt der Hamburger Schauspieler in der Kult-Hörspielreihe den zweiten Detektiv Peter Shaw und ist mit den spannenden Fällen für Alt und Jung längst so etwas wie einem Kultstar geworden.
Bei seinem Gastspiel in Wabern sollte es aber um etwas anderes gehen: „Ich liebe die Filme von Alfred Hitchcock“, sagt der 59-Jährige. Für ihn gebe es kaum einen Filmemacher des 20. Jahrhunderts, der „auf so unvergessliche und unvergleichliche Art seine Sehnsüchte und Ängste, seine Träume und Albträume, seinen schwarzen, sehr englischen Humor in legendäre Filmszenen verwandelt hat“. Doch was hat „Sir Alfred“ eigentlich zu seinen Meisterwerken inspiriert? 42 seiner rund 50 Filme, so hat es Wawrczeck recherchiert, basieren auf literarischen Vorlagen – auf Theaterstücken, Romanen und Erzählungen. Eben diese auszugraben und hörbar zu machen, habe er sich zur Aufgabe gemacht. Wawrczeck macht keinen Hehl daraus, dass Hitchcock mit den Werken immer sehr frei umgegangen ist. Ganz egal, wie hochkarätig die Autoren waren.
„Am Ende sah man auf der Leinwand immer einen echten, unverfälschten, typischen Hitchcock-Film.“ So auch bei „Die Vögel“, die am Samstag mit ungeahnter Wucht durch den Waberner Bahnhof fliegen – und das ganz ohne Leinwand und den Meister der frühen Gruselfilme.
Wawrczeck hat sich das Original von Daphne du Maurier vorgenommen, und da geht es statt ins sonnendurchflutete Kalifornien ins verregnete, trostlose Cornwall. Der Hitchcock-Fan liest nicht einfach nur, er scheint jedes Wort, jede Stimmung regelrecht aufzusaugen, um sie sogleich seinem Publikum um die Ohren zu hauen. Statt auf die kühle Blondine Tippi Hedren und den smarten jungen Anwalt Rod Taylor trifft man hier auf die einfache Familie des im Krieg verwundeten Nat Hocken.
Die Szenerie wird immer lebendiger, auch durch Jan-Peter Pflugs raffinierten Einsatz des Theremins, mit dem er Wawrczeks akzentuierter Lesart einen Rahmen gibt. Gemeinsam gelingt es ihnen, die Stimmung des Romans auf den Punkt zu bringen und eine Gänsehaut nach der anderen zu erzeugen. Von Minute zu Minute wird die Bedrohung durch die Vögel präsenter, bis die finale Konfrontation zwischen der Familie Hocken und den Vögeln in einem crescendoartigen Höhepunkt endet, der ein begeistertes Publikum zurücklässt, das „Die drei ???“ längst vergessen hat und Jens Wawrczeck spätestens jetzt als das sieht, was er zweifelsohne ist: ein fantastischer Schauspieler und so viel mehr als „nur“ ein Hörspielsprecher. (Sascha Hoffmann)