Was mit Blick auf den Lärmschutz ein großer Vorteil ist, entpuppt sich nun als großer Nachteil: Die wachsartige Substanz kann durch die Poren besonders tief in die Fahrbahn eindringen. Damit ist es schwierig, die an sich ungiftige Substanz aus der Fahrbahn zu bekommen.
Es gibt noch einen entscheidenden Nachteil: Der Flüsterasphalt ist besonders empfindlich. Das zeigte sich vor einigen Jahren bei einem Lastwagen-Brand zwischen dem Dreieck Drammetal und dem Rasthof Göttingen. Der Flüsterasphalt war durch die Hitze massiv angegriffen worden. Die Folge war: Die Fahrbahn musste auf einem mehrere Kilometer langen Teilstück ausgetauscht werden. Das dauerte ein ganzes Wochenende – mit Sperrungen. Stefan Glück vom Hessischen Institut für Baustoffprüfung (HIB) in Lohfelden betätigt, dass es äußerst schwierig sei, „Wachs überhaupt von einer Straße zu entfernen“. Die Firma im Landkreis Kassel befasst sich schwerpunktmäßig mit der Prüfung und Kontrolle von Fahrbahnbelägen wie etwa Bitumen. Man dürfe nur nicht bei der Entfernung von der Fahrbahn mit zu hohen Temperaturen arbeiten, sagt Glück, dann werde das Bitumen auch weich, und die Griffigkeit des Belages leide. Auch der Experte des HIB räumt ein, dass man in einem solchen Fall notfalls den Belag komplett abfräsen müsse. Er rechnet mit mindestens 15 Euro pro Quadratmeter für Abfräsen und Neuaufbau. Derzeit sieht es aber so aus, als sei das nicht nötig.
Ein gutes Dutzend Spezialmaschinen ist im Einsatz, um das Gemisch mit heißem Wasser aus der Fahrbahn zu waschen. Das Abwasser, ein Gemisch aus der Substanz und eben heißem Wasser, kann aber nicht einfach in die Kanalisation gepumpt werden. Es muss stattdessen von Spezialfirmen entsorgt werden – darunter eine in Kassel: die HIM GmbH mit Sitz Am Lossewerk.
An dem nordhessischen Standort betreibt die Muttergesellschaft Indaver mit Hauptsitz in Biebesheim bei Darmstadt eine chemisch-physikalische Behandlungsanlage, erläutert HIM-Bereichsleiter Eric Theis. Die Technik sei geeignet, Fett-Wasser-Gemische – zum Beispiel Kühl-Schmierstoffe – voneinander zu trennen.
Das Matarial aus der Fahrbahnreinigung werde in der Anlage mit chemischen Zusatzstoffen versehen. Unter anderem sogenannte Polymere werden laut Theis dazugegeben. Nach einer chemischen Reaktion erhalte man dann wieder eine Art Schlamm, in dem auch die urspüngliche Substanz enthalten sei – ebenso wie Wasser. „Man kann also die Stoffe wieder voneinander trennen“, sagt er. „Das Wasser wird dann wieder dem Kreislauf zugeführt.“ In den nächsten Tagen soll die Firma auch mit dem Material von der A7 beschäftigt sein.
Die Firma Green Ports GmbH, ein Recyclingunternehmen mit Sitz im Herzen des Hamburger Hafens, hat damit bereits zu tun. Laut Betriebsleiter Justin Adams ist für dieses Unternehmen die Behandlung der Rückstände eine Routinearbeit. Allerdings bedürfe es zunächst einer genauen Analyse. Dabei geht es insbesondere um die genaue Zusammensetzung des wachsartigen Stoffes.
„Wenn es grünes Licht gibt, dann kommt die gesamte Mixtur in eine biologische Reinigungsstufe und wird dazu mit speziellen Bakterienkulturen versetzt“, hieß es auf Anfrage. Nach einer anschließenden Trennung wird das gereinigte Wasser mit einem Aktivkohlefilter nochmals gereinigt und kann anschließend in die Elbe gepumpt werden. Die verbleibenden Rückstände werden bei anderen Anbietern entsorgt.
Bis Mittwoch wurden per Tankwagen etwa 60 Kubikmeter Gemisch angeliefert.