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Großer Ärger um Streckensperrung: Schranke blockiert den Leine-Heide-Radweg

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Von: Stefan Rampfel

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Seit Anfang Februar versperren eine Schranke und Betonpoller den Leine-Heide-Radweg. Ein Umfahren ist aufgrund des direkt angrenzenden tiefen Grabens ziemlich gefährlich. Ein Poller wurde inzwischen entfernt.
Seit Anfang Februar versperren eine Schranke und Betonpoller den Leine-Heide-Radweg. Ein Umfahren ist aufgrund des direkt angrenzenden tiefen Grabens ziemlich gefährlich. Ein Poller wurde inzwischen entfernt. © Stefan Rampfel

Auf einem Teilstück des Leine-Heide-Radwegs zwischen Göttingen-Weende und Bovenden versperren Betonpoller und Schranke den Weg.

Bovenden – Seit September vergangenen Jahres ist das Radfahren auf dem offiziellen Leine-Heide-Radweg verboten – zumindest auf einem Teilstück zwischen Göttingen-Weende und Bovenden. Die Feldmarkinteressentenschaft hatte im September neue Verbotsschilder aufgestellt – und zwar ein Verkehrsschild, das eine Durchfahrt für jegliche Fahrzeuge, also auch für Fahrräder, verbietet. Einige Radfahrer dachten zunächst an einen Schildbürgerstreich.

Doch damit nicht genug: Seit Anfang Februar versperren nun eine Schranke und ein dicker Betonpoller den Feldweg, der bei radelnden Berufspendlern zwischen Göttingen und dem nördlichen Umland das ganze Jahr über eine beliebte Strecke ist. Vor allem in den warmen Monaten herrscht hier mitunter starker Radverkehr. Der offizielle 410 Kilometer lange Leine-Heide-Radweg von Leinefelde in Thüringen bis nach Hamburg führt genau hier entlang. Und seit 2020 auch der neue Leine-Rhume-Hahle-Radweg. Und nun soll man hier nicht mehr radeln dürfen?

Ein Verbotsschild auf dem Leine-Heide-Radweg.
Das Verbotsschild auf Bovender Seite. © Stefan Rampfel

Radfahren verboten: Gesperrtes Teilstück von Leine-Heide-Radweg ist eine beliebte Strecke

Eigentümer des Weges ist die Feldmarkinteressentenschaft Bovenden. Auf einer Versammlung der etwa 200 Mitglieder starken Interessentenschaft sei das Vorgehen abgesegnet worden, erzählt Vorsitzender Hermann Otter gegenüber unserer Zeitung. „Wir haben die Wege für viel Geld angelegt. Von der Hälfte aller Radfahrer werden unsere Landwirte dennoch beschimpft, wenn wir mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen hier entlangfahren“, so Otter. Hauptgrund für das Verbot sei aber die Haftungspflicht. Sagt er zumindest. Und: „Wir können die Verkehrssicherungspflicht nicht gewährleisten. Daher wurden die Verbotsschilder aufgestellt.“

„Solche Probleme wie in Bovenden gibt es nirgendwo in unserem Bereich“, sagt Landvolk-Geschäftsführer Achim Hübner zu dieser Provinzposse. „Die Schilder und die Sperre sind dort zu Unrecht aufgestellt worden und müssen entfernt werden“, sagt er. So steht im Niedersächsischen Waldgesetz, dass das Fahren mit Fahrrädern auf tatsächlich öffentlichen Wegen gestattet ist. Tatsächlich öffentliche Wege sind auch private Wege, die mit Duldung des Eigentümers genutzt werden.

Sperrung auf Leine-Heide-Radweg zwischen Bovenden und Göttingen: Rechtsfrage ungeklärt

Im selben Gesetz steht hingegen aber auch, dass Grundbesitzer die Ausübung der „Betretensrechte“ durch Zeichen oder Sperren verhindern oder wesentlich erschweren dürfen, sofern dies zur ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Nutzung der Grundstücke erforderlich ist.

Was gilt nun hier zwischen Bovenden und Weende? Der Landkreis Göttingen sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Rechtsfrage noch nicht geklärt ist. „Das Aufstellen der betreffenden Verkehrsschilder muss von der Verkehrsbehörde angeordnet werden, aber eine solche Anordnung liegt nicht vor“, sagt Ulrich Lottmann, Sprecher des Landkreises Göttingen.

Vorschlag: Fahrradfahrer sollten die Route über die alte Bundesstraße 3 nehmen

Der Bovender Landwirt Hermann Otter sieht die Situation ganz anders: Die Radfahrer sollten doch über die „sehr gut“ ausgebaute alte Bundesstraße 3 fahren, so sein Vorschlag. Denn: Auch der westlich verlaufende Feldweg entlang des Kompostwerkes gehört der Feldmarkinteressentenschaft.

Und auch hier werden seit Herbst Radfahrer nicht mehr geduldet, zumindest von der Bovender Seite aus. Landwirt Otter ärgert es zudem, dass die beiden Fernradwege damals ohne Rücksprache mit den Eigentümern hier entlang gelegt wurden. Auf die Frage, was die Landwirte machen würden, wenn sie Radfahrer beim Durchfahren erwischen, möchte sich Hermann Otter nicht äußern.

Zumindest macht er Hoffnung, dass wenigstens die Betonpoller und die Schranke im Frühjahr entfernt würden. „Diese haben wir nur aufgestellt, um den Lkw-Verkehr zum Kompostwerk zu unterbinden, der die dortige Baustelle anfährt“, sagt Otter. Und: „Ganz so böse Menschen sind wir nicht, wenn sich die Radfahrer wie Gäste auf unseren Feldwegen benehmen.“

Radfahren verboten: Verwaltung plant Gespräche

„Die Verkehrsbehörde wurde auch nicht zur Aufstellung befragt, die Feldmarkinteressentenschaft hat sie eigenmächtig installiert“, so Lottmann weiter. „Unabhängig von den Rechtsfragen ist aber eines deutlich: Die Duldung zur Nutzung des Weges durch Radfahrer liegt nicht mehr vor“, erklärt Lottmann. Leider hätten mehrfache Gespräche mit der Feldmarkinteressentenschaft bislang keine Ergebnisse gebracht.

Auch die Gemeindeverwaltung Bovenden wurde von den Bovender Landwirten nicht eingebunden, als es um das Aufstellen der Schilder oder der Betonpoller ging. „Wir werden das Gespräch mit der Feldmarkinteressentenschaft suchen und möchten eine einvernehmliche Lösung hinbekommen, die auch im Sinne der Radfahrer ist“, sagt Thomas Brandes, Bovender Gemeindebürgermeister. Erreichen möchte er eine (Wieder-)Öffnung des Weges für Radfahrer.

Ulrich Lottmann vom Landkreis Göttingen ergänzt: „Wir arbeiten daran, dass dieser wichtige Radweg wieder genutzt werden kann. Unter anderem haben wir angeboten, dass der Feldweg durch den Radwegewart des Landkreises unterhalten wird. „Eine Verlegung der Routenführung des Leine-Heide-Radweges sei aus Landkreis-Sicht nicht möglich. Eine geeignete, parallel laufende Route gibt es nicht.“ (Stefan Rampfel)

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