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Zu Besuch in Björn Höckes Nachbargarten

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Von: Nicole Demmer

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Mittendrin: Johanna Scheringer-Wright, Abgeordnete der Linken im thüringischen Landtag, zwischen den Stelen. © Rampfel

Bornhagen. Es ist kalt am Mittwochabend in Bornhagen und es schneit leicht. Die Wege zwischen den 21 grauen Stelen, die das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) im Nachbargarten des umstrittenen AfD-Politikers Björn Höcke errichtet hat, sind rutschig.

Abhalten lassen sich die Besucher des nachgebauten Holocaust-Mahnmals davon nicht. Vor allem kurz vor dem von ZPS-Sympathisanten organisierten Mahngang durch Bornhagen wollen sie sich das Werk des Künstlerkollektivs selbst ansehen. „Das ist Holz“, stellt ein Besucher fest und klopft an die Stelen, die verblüffend echt nach Beton aussehen.

Die Aktion finden viele der Anwesenden gut. „Kunst hat den Anspruch zu rebellieren“, sagt Herbert, der extra aus Halle nach Bornhagen gereist ist und seinen vollen Namen nicht nennen will. „Ich finde, es ist eine gute Idee“, erklärt auch Johanna Scheringer-Wright, Linke-Abgeordnete im thüringischen Landtag und, wie sie selbst sagt, parlamentarische Beobachterin. 

Grenzwertig sei die Nähe zum privaten Wohnhaus des Abgeordneten. Aber: „Man muss sich mit Björn Höcke auseinandersetzen.“ In seiner umstrittenen Dresdner Rede habe er „unglaubliche Dinge gesagt“. Mit seiner Rede habe er den Demonstranten Anlass dazu gegeben, dorthin zu gehen, wo rechte Propaganda betrieben werde, sagt wenig später die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner während des Mahngangs.

Dass sich das ZPS und der AfD-Politiker aneinander reiben, wird schon im Flur des vom ZPS gemieteten Hauses auf dem Weg zu den Stelen klar. Dort hängen Plakate, die auf den Bau der Stelen hinweisen und ein Fahndungsplakat nach „Landolf Ladig“, einem Pseudonym, unter dem Höcke für die NPD geworben haben soll. Aber auch Höckes Replik auf die Stelen-Aktion als Zitat auf einem Plakat: „Wer so etwas tut, der ist kein Künstler, wer so etwas tut, ist noch nicht mal ein Krimineller. Wer so etwas tut, ist in meinen Augen ein Terrorist“, hatte Höcke während der Konferenz des rechtspopulistischen Magazins Compact gesagt.

Die Besucher dürften das anders auffassen: Mit Wohlwollen betrachten sie die Stelen. Anders geht es einem Teil der Bornhagener. „Ich sehe das mittlerweile als Klamauk“, so ein Anwohner, der den anschließenden Mahngang durchs Dorf beobachtet. „Die sollen das vor dem Landtag machen“, fordert eine Bornhagenerin.

Die 80 Demonstranten stört das nicht. Nach dem Besuch der Stelen ziehen sie nicht nur einmal, sondern wiederholt um das Kulturzentrum. 

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