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Göttinger Agrarökologen: Feinschmeckender Kakao hilft Kleinbauern

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Von: Thomas Kopietz

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Rot und grün: Ein Kakaobaum, veredelt mit der nicht einheimischen, ertragreichen Sorte CCN51 (dunkelrot). Auf dem Wurzelstock ist eine in Peru heimische Kakaofrucht (grün) entstanden.
Rot und grün: Ein Kakaobaum, veredelt mit der nicht einheimischen, ertragreichen Sorte CCN51 (dunkelrot). Auf dem Wurzelstock ist eine in Peru heimische Kakaofrucht (grün) entstanden. © Teja Tscharntke/Uni Göttingen/nh

Die Umstellung auf eine Kakaosorte mit feinem Geschmack könnte Kleinbauern in Südamerika helfen. Das haben Göttinger Agrarökologen herausgefunden.

Göttingen – Im westlichen Amazonasgebiet wird seit prähistorischer Zeit Kakao angebaut, der für seine genetische Vielfalt bekannt ist. Dort wächst das Interesse, den Anbau von ertragreichem, aber meist qualitativ minderwertigem Kakao auf einheimische Sorten mit besonders feinem Geschmack umzustellen.

Das könnte den Kleinbauern, die oft von weniger als zwei Dollar am Tag leben müssen, höhere Einkünfte verschaffen, wie Forschende der Agrarökologie der Uni Göttingen und ein internationales Team in einer Studie zeigen.

Bessere Anpassung an regionale Klima- und Wachstumsbedingungen

Zudem könnten sich diese Sorten besser an regionale Klima- und Wachstumsbedingungen anpassen und die einheimische Artenvielfalt und Ökosystemleistungen wie biologische Schädlingsbekämpfung und Bestäubung fördern. Die Artenvielfalt erhalten und gleichzeitig die wirtschaftliche Lebensgrundlage der Produzenten sichern: Agroforstwirtschaften in den Tropen sind biodiversitätsfreundliche und produktive Landnutzungssysteme.

Mehr als sechs Millionen Kleinbauern, die von weniger als zwei Dollar pro Tag leben, bauen dort Kakao an. Südamerika ist zwar Herkunftsgebiet, produziert aber nur 13 Prozent des Kakaos auf dem Weltmarkt; der Großteil stammt von Plantagen in anderen Regionen.

Genetisches Potenzial der wilden Kakaopopulationen ist gefährdet

Allerdings ist das genetische Potenzial der wilden einheimischen Kakaopopulationen in Peru und in angrenzenden Herkunftsländern gefährdet, weil veränderte Kulturpflanzen eingeführt, Waldstandorte zerstört werden und weil es an Bemühungen fehlt, die verbleibende genetische Vielfalt zu schützen.

„Dies geschieht, obwohl das hohe sozio-ökologische Potenzial vernachlässigter und wenig genutzter Pflanzensorten und -arten wohl bekannt ist“, sagt der Göttinger Agrarökologe Prof. Dr. Teja Tscharntke, Erstautor der Studie.

Erfolgreiche Umstellung von Plantagen

Die Erfahrungen aus der erfolgreichen Umstellung von Plantagen mit nicht einheimischen Kakaosorten auf Agroforstwirtschaft für Edel-Kakao und mit der Verjüngung durch Veredelung der Pflanzen durch Pfropfung zeigen, dass ein reibungsloser Übergang mit nur geringen und kurzen Produktivitätseinbußen möglich ist, so Tscharntke.

Dazu braucht es auch Selektionsprogramme für ertragreiche und krankheitsresistente einheimische Kakao-Genotypen mit feinem Geschmack sowie die Organisation der Kleinbauern in Kooperativen, um die hohen Schwankungen auf dem Kakao-Markt abzufedern.

Göttinger Agrarökologin und Zweitautorin Dr. Carolina Ocampo-Ariza

„Dazu braucht es auch Selektionsprogramme für ertragreiche und krankheitsresistente einheimische Kakao-Genotypen mit feinem Geschmack sowie die Organisation der Kleinbauern in Kooperativen, um die hohen Schwankungen auf dem Kakao-Markt abzufedern“, ergänzt die Göttinger Agrarökologin und Zweitautorin Dr. Carolina Ocampo-Ariza.

Forschende aus Deutschland, Österreich und Peru beteiligt

Das Team mit Forschenden aus Deutschland, Österreich und Peru betont, dass das aktuelle Interesse an der Produktion von hochwertigem einheimischem Kakao in Ländern wie Peru eine neue Herausforderung ist, die aber viel versprechende sozio-ökologische Perspektiven bietet.

Originalveröffentlichung: Tscharntke, T., Ocampo-Ariza, C., et al. 2022. Socio-ecological benefits of fine-flavor cacao in its center of origin. Conservation Letters n/a, e12936. Weitere Informationen sind hier zu finden. (Thomas Kopietz)

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