Wanderausstellung im Göttinger Landgericht
Ausstellung zeigt die Geschichte der Polizei während der Weimarer Republik
Das Bild des Polizisten als "Freund und Helfer" wurde in der Weimarer Republik (1918-1933) geprägt. Eine Ausstellung zeigt das Spannungsfeld, in dem sie sich damals bewegten.
Die Wanderausstellung des Polizeimuseums Niedersachsen in Nienburg, die bis zum 30. Juni während der Öffnungszeiten im Landgericht Göttingen zu besichtigen ist, trägt den Titel „Freunde, Helfer, Straßenkämpfer – Die Polizei in der Weimarer Republik“ und legt einen Schwerpunkt auf die damalige preußische Provinz Hannover, geht aber auch auf Besonderheiten der Länder Oldenburg und Braunschweig ein, die heute ebenfalls zu Niedersachsen gehören.
In den neun Modulen, die größtenteils chronologisch aufgebaut sind, soll die niedersächsische Polizeigeschichte „an Ort und Stelle“ gebracht werden, sagt Barbara Riegger, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Polizeimuseums die Wanderausstellung mit-kuratiert..
Regionale Ausstellungsstücke werden weiter gesucht
Deshalb hatten die Organisatoren der Göttinger Ausstellung rund um Polizeikommissarin Lea Kanngießer auch dazu aufgerufen, regionale Ausstellungsstücke zur Verfügung zu stellen. Bislang gab es jedoch keine Rückmeldung. „Wir sind aber optimistisch, dass sich der ein oder andere noch während der Ausstellung meldet“, hofft Riegger.
Unter Tel. 0551 / 491-1004 können sich noch Personen melden, die etwas zur Ausstellung beitragen wollen. Auch kostenlose Gruppenführungen können unter dieser Rufnummer angemeldet werden.
Regionale Ausstellungsstücke seien vor allem wichtig, um einen Bezug zu den Menschen vor Ort herzustellen, wie die Mit-Kuratorin erläutert. Aber auch ohne diese zeichnet die Wanderausstellung ein umfassendes Bild von der Polizei der Weimarer Republik im heutigen Niedersachsen.
Und das zeigt: Die Polizei der ersten deutschen Demokratie versuchte, sich sehr rasch von der Polizei des Kaiserreichs abzugrenzen. Das sollte einerseits durch umfangreiche Reformen, aber auch durch Symbolik erreicht werden.
Der Gummiknüppel stand für die demokratische Polizei
So galten Säbel und Pickelhaube als Symbole des Kaiserreichs und das Tragen wurde Polizisten – zumindest in Preußen – untersagt. Stattdessen wurde der Gummiknüppel eingeführt, der für die demokratische Polizei stand, weil er weniger schwere Verletzungen verursacht.
Wie wichtig diese Symbolik war, zeigte sich Ende der 1920er Jahre, als die preußische SPD-Regierung als Kompromiss mit den Traditionalisten den Säbel wieder zuließ. Als die Nazis die Macht ergriffen hatten, wurde der Gummiknüppel gleich wieder abgeschafft.
„Uns war wichtig, die Sprache der historischen Objekte in den Vordergrund zu stellen“, betont Riegger. Und die zeigen den Gegensatz zwischen „Freund und Helfer“ beziehungsweise demokratisch geprägte Polizisten auf der einen Seite und den Traditionalisten und Straßenkämpfern bei der Polizei auf der anderen Seite.
Zudem sind zwei Vorträge vorgesehen, der erste am Dienstag, 28. Mai, um 16.30 Uhr im Foyer des Landgerichts, wenn Dr. Rainer Driever, über die Situation der Polizei in Göttingen ab 1933 referiert. Der zweite Vortrag trägt den Titel „Die Polizei und das Scheitern der Weimarer Republik“ (Datum noch offen).
Ein historisches Rätsel ist gelöst: Dank alter Fotos kann die Geschichte des Töchterheims auf der Marbachshöhe in Kassel aufgearbeitet werden. Die Bilder laden ein zu einer Reise in die 1920er-Jahre.