1. Startseite
  2. Lokales
  3. Göttingen
  4. Göttingen

Autos nach Probefahrten nicht zurückgebracht: 36-Jähriger steht vor Göttinger Landgericht

Erstellt:

Von: Heidi Niemann

Kommentare

Gerichtsgebäude in Göttingen: Eingangsschild und Briefkasten am ehemaligen Haupteingang.
Ein 36-jähriger Mann muss sich derzeit vor dem Göttinger Landgericht verantworten. Ihm wird Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen. © Thomas Kopietz

Ein 36-jähriger Mann steht in Göttingen wegen Betrugs und Urkundenfälschung vor dem Landgericht.

Göttingen/Osterode – Weil er bei vermeintlichen Probefahrten hochpreisige Autos unterschlagen haben soll, muss sich nun ein 36-jähriger Mann aus Montenegro vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm neben Betrug auch Urkundenfälschung vor.

Laut Anklage soll er im März 2021 zunächst bei einem Autohaus in Osterode (Landkreis Göttingen) und drei Tage später bei einem Autohaus in Münster (Nordrhein-Westfalen) gefälschte Dokumente vorgelegt und dort so getan haben, als würde er ein bestimmtes Fahrzeug kaufen wollen.

Kreis Göttingen Mann täuscht Kaufinteresse an Autos vor - und bringt sie nach Probefahrten nicht mehr zurück

Er habe sich dann jeweils unter falschem Namen ein Fahrzeug im Wert von rund 50.000 Euro für eine einstündige Probefahrt ausgeliehen, jedoch anschließend nicht zurückgebracht.

Bei der ersten Tat hatte sich der Angeklagte, der zurzeit in der Justizvollzugsanstalt in Hamburg-Fuhlsbüttel, „Santa-Fu“ genannt, in Haft sitzt, Anfang März 2021 in einem Autohaus in Osterode einen Audi SQ7 ausgeliehen.

Laut Anklage soll der 36-Jährige, ebenso wie später auch bei der zweiten Tat, einen niederländischen Ausweis, einen Führerschein und eine Meldekarte vorgelegt haben. Sämtliche Dokumente seien gefälscht gewesen, der Angeklagte habe auch keine gültige Fahrerlaubnis gehabt.

Mann (36) leiht sich unter falschen Namen Autos im Wert von 50.000 Euro zu Probefahrten

Wie von ihm geplant, habe er das Auto erhalten, dieses aber entgegen der Vereinbarung nicht nach spätestens einer Stunde zurückgebracht.

Stattdessen sei er auf die A 7 in Richtung Hamburg gefahren. Dies konnten die Ermittler deshalb nachvollziehen, weil er mit dem mehr als 500 PS starken Auto an der Anschlussstelle Ramelsloh geblitzt wurde. Wo er dann hinfuhr, ist unklar. Der Wagen sei nicht wieder aufgefunden worden, heißt es in der Anklage.

Bei dem zweiten Fahrzeug konnten die Ermittler den Verbleib aufklären. Der Angeklagte soll sich bei dieser Tat wieder unter Vorlage der gefälschten Dokumente in einem Autohaus im westfälischen Münster einen VW-Campingbus im Wert von 54.000 Euro für eine Probefahrt ausgeliehen haben.

Anschließend soll er das Fahrzeug laut Anklage zwei unbekannten Mittätern übergeben haben. Diese hätten den Wagen dann für knapp 43.000 Euro verkauft.

Auto nach Probefahrt nicht zurückgebracht: Fahrer wurde auf der Autobahn 7 geblitzt

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass noch mindestens zwei weitere Personen an der Tat beteiligt waren, sie hat den 36-Jährigen deshalb wegen bandenmäßigen Betruges angeklagt. Die drei Beteiligten hätten die Absicht gehabt, weitere vergleichbare Taten zu begehen.

Zu Prozessbeginn räumte der Angeklagte in einer von seiner Verteidigerin verlesenen Erklärung die Vorwürfe weitgehend ein. Demnach hatte er von Anfang an vor, mit den Autos zu verschwinden. Er habe damals Geld gebraucht, weil er seit rund einem Jahr auf der Flucht gewesen sei. Vorher habe er in der JVA Fuhlsbüttel eingesessen, verbüßte dort mehrere Freiheitsstrafen.

Eine Bekannte habe ihm später vorgeschlagen, Autohäuser „abzuzocken“. Nach Angaben des Angeklagten soll diese Frau die Drahtzieherin der Autobetrügereien gewesen sein. Sie habe die Autohäuser ausgekundschaftet, deren Verkaufsangebote studiert und den jetzt Angeklagten auch dorthin gefahren.

Gefälschte Dokumente: 36-Jähriger besorgt sich Papiere am Hamburger Hauptbahnhof

Die gefälschten Dokumente habe er sich bereits vorher besorgt. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, wo er sich die falschen Papiere beschafft habe, erklärte er: „Am Hamburger Hauptbahnhof kriegen Sie alles.“

Der Angeklagte gab an, dass er für den Transfer der beiden unterschlagenen Fahrzeuge jeweils 1.000 Euro erhalten habe. Er sei auch mit 5.000 Euro am Verkaufserlös des VW-Busses beteiligt worden. (pid)

Auch interessant

Kommentare