Fragen und Antworten zur Entschärfung: Bomben-Blindgänger sind und bleiben gefährlich

Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg sind und bleiben gefährlich. Am Wochenende müssen in Göttingen drei mutmaßliche Bomben entschärft werden.
Göttingen – Erneut werden am Samstag, 25. März, drei mutmaßliche Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Göttingen entschärft. Dazu müssen 8500 Menschen evakuiert werden. Viele fragen sich, warum die Bomben auch heute noch gefährlich sind – dazu Fragen und Antworten.
Was macht die Blindgänger so gefährlich?
Die meisten Blindgänger verfügen über einen „Chemisch-mechanischen Langzeitzünder“. Er wurde in großem Umfang in die Sprengbomben der Briten und der Amerikaner eingebaut.
Warum wurde der Zünder damals eingebaut?
Die Technik sollte im Krieg Lösch- und Bergungsarbeiten behindern beziehungsweise unmöglich machen, heißt es dazu in einem Online-Lexikon. Durch die Detonation noch Stunden nach Ende des Luftangriffs sollten auch Personen getroffen werden, die ihre Schutzräume verlassen hatten. Die Heimtücke der Fliegerbomben wurde daher von der NS-Propaganda besonders angeprangert.
Wie funktioniert der Zünder?
Die Verzögerungszünder waren in der Regel am Heck eingebaut. Der Schlagbolzen, der die Bombe zur Explosion bringt, wird durch eine oder mehrere Scheiben aus Zelluloid, das beispielsweise als Trägermaterial für Filme verwendet wurde, gehalten.
Wie kommt es zur eigentlichen Explosion?
Über den Zelluloid-Scheiben befindet sich eine mit dem Lösungsmittel Aceton gefüllte Glasampulle. Sie wurde bei oder während des Abwurfs zerstört, das austretende Aceton löste die Zelluloidplättchen auf. Abhängig von Anzahl beziehungsweise Dicke der Scheiben wurde der Schlagbolzen nach einigen Stunden oder Tagen freigegeben und brachte die Bombe zur Detonation. Bei den Blindgängern hat dies oft nicht funktioniert. Sie sind daher bis heute gefährlich.
Was ist mit dem Begriff Säurezünder?
Umgangssprachlich werden die „Chemisch-mechanischen Langzeitzünder“ auch Säurezünder genannt. Allerdings handelt es sich beim verwendeten Aceton um ein Lösungsmittel (Keton) und nicht um eine Säure.
Was ist das Problem bei der Entschärfung?
Nicht detonierte Bomben sind mehr als 75 Jahre nach Kriegsende in einem gefährlichen Zustand. Sie dürfen auf keinen Fall in ihrer Lage verändert werden, da der Zünder unberechenbar ist. Deshalb wird der Kampfmittelräumdienst informiert.
Was macht der Kampfmittelräumdienst?
Diese Experten entschärfen im besten Fall die Bombe, in dem sie den Zünder ausbauen. Oft ist aber eine Ausbausperre vorhanden oder der Zünder ist so stark beschädigt, dass in diesen Fällen eine kontrollierte Sprengung der Bombe unausweichlich ist. Damit die Bevölkerung dabei nicht gefährdet wird, muss im weiten Radius um die Fundstelle evakuiert werden.
Kommt es zu Zwischenfällen?
Ja, leider gelegentlich. Eines der schlimmsten Unglücke gab es bei der Entschärfung einer Bombe im Juni 2010 in Göttingen. Damals kamen drei Sprengstoffexperten ums Leben, sechs weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Weitere Infos zur Entschärfung am Samstag gibt es hier. (Bernd Schlegel)