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Weniger Nachfrage: Sartorius baut am Standort Göttingen Stellen ab

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Von: Thomas Kopietz

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Das Sartorius-Logo auf dem Gelände des Göttinger Standortes.
Während der Pandemie hatte Sartorius eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach seinen Produkten - es wurde entsprechend viel Personal benötigt. © Hubert Jelinek

Die Sartorius AG baut in Göttingen Stellen ab. Grund: Während der Pandemie war die Produkt-Nachfrage überdurchschnittlich hoch. Das reguliert sich nun.

Göttingen – Der Göttinger Life-Science-Konzern Sartorius verkleinert seine Belegschaft am Stammsitz in Göttingen – moderat. Es gibt aber keine betriebsbedingten Kündigungen. Hintergrund sind Kosteneinsparungen. Man passe Kapazitäten an den Bedarf an, wie es heißt. Auch wurden die Schicht-Modelle verändert. Man arbeitet nicht mehr im 24-Stunden-7-Tage- Modus.

Die Aktie des im Dax notierten Unternehmens reagierte am Dienstag zunächst mit einem Plus auf diese Nachricht. Genaue Zahlen zum Stellenabbau nennt Unternehmenssprecher Timo Lindemann aber nicht: Die kursierende Zahl – die Rede ist von 230 – sei ein „rechnerischer Wert“.

Stellenabbau bei Sartorius Göttingen: Keine betriebsbedingten Kündigungen

In Göttingen arbeiten – nach einem massiven Anstieg der Produktion in den vergangenen fünf Jahren – rund 4800 Menschen, 650 in Guxhagen bei Kassel. Die Zahl in Göttingen hat sich seit 2019 in etwa verdoppelt, 1.700 neue Stellen wurden in dieser Zeit am Standort Göttingen geschaffen. Ein Teil davon sollte dabei explizit der Bewältigung von Auftragsspitzen während der Pandemie dienen.

Produktion von Filtermaterial: Bei Sartorius werden auch in der Produktion Stellen abgebaut.
Produktion von Filtermaterial: Bei Sartorius werden auch in der Produktion Stellen abgebaut. Das Unternehmen nennt keine genauen Zahlen. © Sartorius/Peter Ginter/nh

Insgesamt beschäftigt der Konzern weltweit etwa 16.000 Mitarbeiter. 2022 hatte der Konzern insgesamt 2.110 Mitarbeiter eingestellt. Der jetzige Abbau, über den das Göttinger Tageblatt zuerst berichtete, soll unter anderem über ein „Freiwilligenprogramm“ geschehen, wie es vonseiten des Unternehmens hieß. Gedacht werde auch an temporäre Auszeiten, Stundenreduktionen und Altersteilzeit.

Die Stelleneinsparungen sollen „zeitnah in den nächsten Wochen“ vollzogen werden, wie es heißt. „Betroffen sind die Produktion, produktionsnahe und andere Bereiche“, so Lindemann. Zudem gibt es vorerst einen Einstellungsstopp.

Stellenabbau bei Sartorius in Göttingen: Weitere Einsparungen sind nicht auszuschließen

Weitere Einsparungen seien im weiteren Jahresverlauf nicht auszuschließen, hieß es auf HNA-Anfrage. Allerdings: In der Sartorius-Spitze geht man davon aus, dass die Nachfrage nach Produkten noch in diesem Jahr wieder anzieht.

In Guxhagen sei zurzeit keine Stellenreduzierung geplant. Man prüfe aber auch dort Möglichkeiten zur Kostenreduktion, so Lindemann.

Überraschend kommen diese Meldungen zu dem Personalabbau, der natürlich in der Belegschaft für Unruhe sorgt, derweil nicht. Das Unternehmen hatte bereits Ende 2022 moderate Einschnitte bei der Mitarbeiterzahl in Göttingen angekündigt.

Sartorius baut Personal in Göttingen ab: Nachricht kommt nicht überraschend

Grund dafür: Die Sartorius-Kunden – meist Entwickler und Produzenten von Medikamenten und Impfstoffen – hatten ihre Lagerbestände in der Pandemie seit 2020 deutlich erhöht. „Diese Bestände bauen die Kunden nun kontinuierlich ab“, hatte Vorstandsvorsitzender Dr. Joachim Kreuzburg Ende Januar bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2022 gesagt und den Vorgang als „Nachfragenormalisierung“ bezeichnet.

In Zahlen: 2022 sank der Auftragseingang um 10,1 Prozent auf rund vier Milliarden Euro. „Dieser Corona-Effekt hat sich bereits 2022 abgeschwächt und wird 2023 und 2024 weiter nachlassen und gen null laufen“, berichtete Kreuzburg. Generell sei das aber kein Problem: Man habe diese Entwicklung einkalkuliert.

Weil die Geschäfte und Produktion  – auch in Göttingen – auf Hochtouren liefen, brauchte Sartorius aber neue Mitarbeiter und stellte kräftig ein. Diese wurden auch mit befristeten Verträgen ausgestattet. Zudem hat Sartorius Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. Bereits Ende 2022 wurden diese, wie auch Werksverträge von Studierenden, zum Teil nicht mehr verlängert. Das hatte – verständlicherweise – für Unmut bei Betroffenen gesorgt.

Sartorius kürzt Stellen: Aktie reagiert mit einem Plus an der Börse

„Unser Fokus liegt jetzt auf der weiteren Einarbeitung und Integration der vielen neu hinzugekommenen Mitarbeiter sowie auf der Konsolidierung von Organisation und Abläufen“, hatte Kreuzburg im Januar im HNA-Exklusiv-Interview gesagt.

Die Sartorius Aktie reagierte an der Börse am Dienstag mit einem Plus, kletterte von 321 auf 324 Euro. Abwärts ging es am Mittwoch. Um 15 dotierte das Papier bei 312 Euro. (tko)

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