Die Neugierde. Und ich muss auch aus den Mauern des Ministeriums und aus der Blase in Berlin herauskommen, um zu sehen, welch‘ tolle Forschung und Innovation gemacht wird, ebenso, wie viele Menschen sich Tag und Nacht einsetzen, um mehr Wissen zu kreieren und Lösungen zu schaffen.
Warum sind sie an das größte Max-Planck-Institut Deutschlands gekommen, das MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften?
Da ist natürlich die Vernetzung über Konstantin Kuhle. Aber auch die Thematik hier ist superspannend, gerade in diesen übergreifenden naturwissenschaftlichen Bereichen, die die Zukunft sind. ich freue mich darauf, hier etwas zu lernen.
Welche Rolle spielt der Forschungsstandort Göttingen insgesamt?
Die vielen Institute hier und die Universität sind natürlich die Leuchttürme. Sie leisten einen Beitrag, weil sie Bestandteil der Neugier getriebenen Forschung. Einstein sagte: ‘Ich hab kein Talent, aber ich bin neugierig.‘ Jeder von uns hat ein Talent, und der Beitrag, den wir alle leisten können ist unermesslich. All das kann sich hier entwickeln.
Corona hat enorme Herausforderungen gestellt und große Leistungen aus der Wissenschaft hervorgebracht. Welche Herausforderungen stellt der Krieg an die Wissenschaft?
In der Forschung wird gewisse eine Zeitenwende eintreten. Weil wir gesehen haben, dass technologische Souveränität wichtig ist. Nicht im Sinne von abschotten oder autark sein, was Quatsch wäre. Aber immer aus dem Beweggrund, dass man immer anhand der eigenen Werte entscheiden kann, mit wem man forscht und Handel betreibt. Deshalb sehen, dass wir in den Schlüsseltechnologien und in die technischen Lösungen im Energiebereich, dort wo wir Abhängigkeiten haben, investieren müssen. Dort brauchen wir die großen Sprünge. Die Unis, auch Göttingen, können Teil dieser Forschungspipeline sein. Dort und den Forschungseinrichtungen entstehen Ideen, die dann in Produkten münden.
Wie wichtig ist es global bedeutende Forschungsvorhaben mit Russland aufrecht zu erhalten?
Wir haben die Forschungskooperationen, dort wo Geld von Deutschland nach Russland fließt mit öffentlichen staatlichen Institutionen eingefroren. Das tut weh, weil gerade im Bereich Nachhaltigkeit und Klimawandel ein wichtiger Partner war, ebenso in der Weltraumforschung. Aber: In Russland herrscht keine Wissenschaftsfreiheit. So kann auch kein Know-How-Transfer stattfinden. Allerdings ist es wichtig, die Wissenschaftler, die sich dieser Freiheit bekennen und flüchten mussten, aufzunehmen, ihnen Schutz und Heimat geben. (tko)
Bettina Stark-Watzinger, geb. am 12. Mai 1968 in Frankfurt am Main, zog für die FDP 2017 in den Bundestag ein und ist seit Dezember 2021 Bundesministerin für Bildung und Forschung. Sie studierte Volkswirtschaftslehre in Mainz und Frankfurt, arbeitete in England, an der European Business School in Oestrich-Winkel und an der Uni Frankfurt. Bis 2017 war sie Geschäftsführerin des Forschungszentrums SAFE. Die Hessin ist verheiratet und hat zwei Kinder. (tko)