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Busfahrer in Göttingen: Kaum Zeit für den Toilettengang

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Von: Bernd Schlegel

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Ein Göttinger Stadtbus der Linie 11: Klimaaktivisten und Busfahrer wollen enger kooperieren.
Ein Göttinger Stadtbus der Linie 11: Klimaaktivisten und Busfahrer wollen enger kooperieren. © Bernd Schlegel

Zeitdruck bestimmt die Arbeit von Busfahrern in Göttingen. Das wurde bei einem Treffen mit Klimaaktivisten deutlich. Beide Gruppen wollen enger kooperieren.

Göttingen – Bei einem Treffen mit Klimaaktivisten nahmen Göttinger Busfahrer kein Blatt vor dem Mund. Sie schilderten im Alten Rathaus schonungslos ihre Probleme im Alltag. Die Beschäftigten der Göttinger Verkehrsbetriebe und die Aktivisten wollen künftig enger kooperieren.

Denn: Ein guter Nahverkehr sei für ein wichtiger Baustein für Klima- und Mobilitätswende, hieß es. Ziele sind deshalb Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen und bessere Gehaltstarifverträge für die Fahrerinnen und Fahrer im Nahverkehr.

Busfahrer in Göttingen: Kaum Zeit für den Toilettengang

Seit einem Vierteljahrhundert fährt Susanne Engelke für die Göttinger Verkehrsbetriebe (GöVB) Fahrgäste durch die Uni-Stadt, berichtete sie bei dem Treffen. „Damals hatten wir noch Zeit“, machte sie deutlich. Das Problem jetzt: Die Fahrzeiten auf den Linien wurden seitdem nicht verändert. Inzwischen ist aber der Verkehr deutlich dichter geworden und auch die Fahrgäste „nicht einfacher“.

Busfahrerin Susanne Engelke schilderte ihre Arbeitsbedingungen
Die Göttinger Busfahrerin Susanne Engelke schilderte ihre Arbeitsbedingungen. © Bernd Schlegel

Die Folge: Es kommt immer wieder zu Verspätungen, berichtet sie. Doch dafür haben viele Fahrgäste kein Verständnis. Und noch ein Problem: Zwar gibt es an den meisten Endhaltestellen inzwischen Toiletten für die Fahrer. Doch für den Toilettengang bleibt wegen der Verspätungen oft kaum Zeit.

 Damals hatten wir noch Zeit.

Die Göttinger Busfahrerin Susanne Engelke über ihre Arbeit am Steuer vor 25 Jahren

Deshalb wünscht sich Engelke mehr Fahrzeit und weniger Zeitdruck. Damit trotzdem ähnlich viele Fahrten innerhalb des Stadtgebietes angeboten werden können, müssten aber mehr Busse samt Fahrer auf der Straße sein. Das würde aber das Defizit, das aus dem städtischen Haushalt getragen wird, vermutlich deutlich erhöhen.

Außerdem hatte Engelke einen großen Wunsch an die vielen Radfahrer in Göttingen. Sie sollten sich unbedingt an die Verkehrsregeln halten. So immer es immer wieder vor, dass ein Bus wegen eines Radfahrers stark abbremsen müsse. Die Folge sind unter Umständen Stürze von Fahrgästen, die dabei verletzt werden. „Der Verursacher ist dann schon weg“, sagt Engelke. Außerdem vermisst sie bei vielen Fahrgästen die Höflichkeit.

Busfahrer Dennis Meyer wies auf die Bezahlung hin. So fange ein Beschäftigter im Fahrdienst mit 15,61 Euro Brutto-Stundenlohn bei den GöVB an. Das ist aus seiner Sicht zu wenig, um die Familie, Wohnung und ein Auto, das für die Fahrt zum Dienst benötigt werde, finanzieren zu können. Auch vor diesem Hintergrund sei es schwierig, Nachwuchs-Busfahrer zu finden.

Verspätungen sind Stress für die Fahrer

Carsten Syring, der viele Jahre Betriebsratsvorsitzender der GöVB war, rief junge Arbeitnehmer dazu auf, sich gewerkschaftlich zu organisieren, um Forderungen durchsetzen zu können. Er berichtete zudem: Bereits mit fünf bis sechs Minuten Verspätung in eine neue Tour mit dem Bus zu starten, sei für die Fahrerinnen und Fahrer „einfach Stress“.

Gemeinsames Treffen im Alten Rathaus: Busfahrer und Klimaschützer wollen in Göttingen stärker kooperieren.
Gemeinsames Treffen im Alten Rathaus: Busfahrer und Klimaschützer wollen in Göttingen stärker kooperieren. © Bernd Schlegel

Beim nächsten globalen Klimastreik von „Fridays für Future“ am Freitag, 3. März, soll es deshalb besonders um das Thema Nahverkehr gehen. (Bernd Schlegel)

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