Göttinger Unternehmen fördert Entwickler von superschnellem Corona-Test

Ein günstiger und vor allem superschneller Corona-Test: Daran bastelt ein US-Start-Up aus Texas und wird von einem Göttinger Unternehmen gefördert.
Göttingen – Die Menschen strömen auch in die Corona-Schnelltestzentren. Dort hoffen sie nach einer Wartezeit von mindestens 15 Minuten auf das Ergebnis „negativ“, das ihnen wieder Einkaufs- und Freizeiterlebnisse ermöglicht. Die Kapazitäten sind häufig erschöpft, Wartezeiten die Folge.
Das könnte sich ändern, dank einer bahnbrechenden technischen Entwicklung, die das Testergebnis nach Sekunden verfügbar macht. Daran bastelt das US-amerikanische Start-Up „EviroTech LLC“ aus Lubbock in Texas mit Hilfe eines Göttinger Unternehmens.
Die „1701 Ventures GmbH“ hat jüngst diese Zusammenarbeit besiegelt. Geholfen haben dem Göttinger Unternehmer Felix Dossmann alte, selbst geknüpfte Kontakte in den USA. Vier Millionen US-Dollar investiert „1701“ mithilfe von Geldgebern in das Projekt, das den super-schnellen Corona-Schnelltest mit einem von EviroTech entwickelten Gerät ermöglicht. Der „Ultra-Fast-Covid-19-Sensor“ (UFCS), ist kompakt, portabel, sieht nach Dossmanns Bearbeitung im 3-D-Drucker schick aus und spuckt das Covid-19-Testergebnis in Sekunden aus – nach vorheriger, unkomplizierter Abgabe einer Speichelprobe und der elektrochemischen Untersuchung.
Die Technologie habe ihre Genauigkeit und Anwenderfreundlichkeit im Labor bereits bewiesen. Die Investition und Unterstützung über „1701“ ermöglicht den Texanern die Vorbereitung für die Serienfertigung, die zügig anlaufen soll. Der Verkaufsstart in den USA soll im Herbst sein. In Europa könnte UFCS Anfang 2022 verkauft werden, hofft Dossmann, der überzeugt von der Marktfähigkeit ist: „Der mobile Einsatz, die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Testergebnisse machen den Sensor künftig zu einem unverzichtbaren diagnostischen Werkzeug für das Testen von Gruppen oder für ein erheblich vereinfachtes Monitoring von Einzelpersonen.“ Die Anschaffungskosten des UFCS dürfte sich im Bereich um 5000 Euro bewegen. Der Preis stehe aber noch nicht fest, sagt Dossmann.
Kein Wunder, dass sich Dossmann in Texas mit den Entwicklern auch in einem Stadion traf. Gerade für Sport- und Konzertveranstaltungen mit vielen tausend Besuchern könnte UFCS „die“ schnelle Lösung zum „Frei-Testen“ der Zuschauer sein. Das, so vermutet Dossmann, dürfte auf Dauer ein Thema bleiben, da sicher eine nicht unwesentliche Zahl Nichtgeimpfter übrig bleiben dürfte – weltweit. Auch die Kosten sprechen für das Produkt: Zwischen fünf und zehn Euro soll ein Test kosten.
Eviro Tech tüftelt seit einiger Zeit daran, neue Technologien zur Bekämpfung von Infektionen und viral übertragenen Krankheiten zu entwickeln. Lösungen, die auf elektrochemischen Prozessen basieren. Firmengründerin ist Prof. Gerardine Botte. Die Professorin an der Texas Tech University hat mit Robert Mansfield das Start-Up als Ausgründung der Uni ins Laufen gebracht. „1701 Ventures“ wiederum wurde gegründet, um Start-Ups aus den Bereichen Technologie, Software und Healthcare aufzuspüren und zu unterstützen.
Das soll – wie bei EviroTech – nicht nur über das finanzielle Engagement erfolgen, denn „1701“ will auch das Know-How der Gründer fördern - mit Unterstützung von Investoren, Wissenschaftlern und erfahrene Unternehmern.
Doch woher rührt der spezielle Name „1701 Ventures“? Felix Dossmann, der auf mehreren Geschäftsfeldern von Software-Lösungen in der Logistik, traditionellen Produktionsunternehmen und Beratungen bis hin zu Spiele-Erfindungen unterwegs ist, verrät über die Zahl „1701“ seine Leidenschaft: Ein nicht ganz unbekanntes Raumschiff trug einst die Buchstaben-Ziffer-Kombination „NCC-1701“ durch ferne Galaxien: die USS Enterprise aus der TV-Serie Star-Trek oder bei uns „Raumschiff Enterprise“ genannt. Dessen Stapellauf war übrigens im Jahr 2245. Demnach hat „1701 Ventures“ noch einige Zeit, um viele Start-Ups zu pushen. Das schnelle Speicheltest-Ergebnis dank UFCS aber könnte vor allem Veranstaltern von großen Konzerten und Sport-Events schon bald helfen, viele der Besucher frei zu testen und so die Warteschlangen klein zu halten. (Thomas Kopietz)
