Debattierclub Göttingen veranstaltet an drei Tagen eine Campus-Debatte

Rund 100 Teilnehmer an drei Tagen: Das bietet die Campus-Debatte des Debattierclubs aus Göttingen. Doch um was geht es überhaupt beim Debattieren?
Göttingen – Bei Diskussionen in der Familie, mit Freunden und am Arbeitsplatz kann es schon Mal laut und persönlich werden. Genau das ist beim Debattierclub Göttingen nicht der Fall: Hier geht es beim Argumentieren „hart in der Sache, fair im Umgang zu“, wie Mitglied Alex Osterkorn sagt. Der Verein veranstaltet nun eine Campus-Debatte von kommenden Freitag bis Sonntag, bei der Teilnehmer aus ganz Deutschland zu Gast sind.
„Es geht bei uns nicht darum, die eigene Meinung wichtig zu nehmen“, sagt die Vorsitzende Hannah Bilgenroth. Die 21-jährige Lehramtsstudentin ist seit knapp eineinhalb Jahren an der Spitze des Vereins. Viel mehr sollen die Teilnehmer Verständnis für Positionen entwickeln, die sie persönlich vielleicht nicht teilen. Wie bekommen die Teilnehmer das hin? Sie müssen ihnen fremde Ansichten – je nach Debatte – selbst darlegen und verteidigen.
„Die Debatten werden sachlich und nicht persönlich geführt“, erklärt Bilgenroth. Dementsprechend geht es beim Debattieren sportlich zu. Wer kein Interesse an anderen Meinungen hat, dürfte also Fehl am Platz sein.
„Man lernt rhetorische Fähigkeiten“
Doch nicht nur der inhaltliche Aspekt zieht Leute an: „Man lernt rhetorische Fähigkeiten. Zum Beispiel wie es ist, vor Leuten zu sprechen und wie man dabei Auftreten kann“, sat die Lehramtsstudentin. Deshalb hätten etwa 90 Prozent der Mitglieder mit dem Sport angefangen. Wie meistern man diesen? „Sprachbilder erschaffen und alltägliches runterbrechen“, sagt Bilgenroth.
Die Herausforderung: Während der Debatten sind nur Informationen auf Papier nutzbar. Kurz nach Argumenten surfen? Das geht hier nicht. Umso wichtiger ist es also, bei politischen und gesellschaftlichen Debatten auf dem Laufenden zu bleiben.

Die ersten Debatten führte sie über Zoom
Sie selbst lernte den Klub online aus ihrer Heimatstadt Munster kennen, denn sie begann im Wintersemester 2020/2021 mit dem Studium – mitten in der Corona-Pandemie. „Wir haben per Zoom debattiert“, erinnert sich Bilgenroth. Dass sie trotzdem dabei blieb, lag nicht zuletzt an der guten Atmosphäre der Gruppe: „Ich habe mich super wohl gefühlt“. Das gilt auch für die jetzige Besetzung: Die Gruppe gehen zusammen in die Mensa, veranstalten Spieleabende oder verbringt Zeit in Bars nach den Treffen.
10 bis 15 Teilnehmer seien regelmäßig dabei. 55 Mitglieder hat der Verein insgesamt. Darunter aber auch viele ehemalige Debattierer des 2004 gegründeten Vereins.
Die Aktiven, angeführt von Bilgenroth und ihren Kolleginen Iva Jahreis und Evan Campenhausen, hatten nun den Ansporn eine große Debatte in Göttingen zu veranstalten. Also bewarben sie sich bereits vergangenes Jahr beim Verband der Debattierclubs an Hochschule (VDCH), der vier Campus-Debatten jährlich veranstaltet.
Die Veranstaltung wird primär von Privatspenden der Ehemaligen und Familien getragen, den Rest übernahm der VDCH. „Die Sponsoren suche verlief enttäuschend“, sagt Bilgenroth. Sei es drum –über 130 Gäste werden erwartet. Davon werden 90 Debattieren und 30 bis 40 als Juroren Punkte vergeben.
Das große Campus-Debatten-Finale findet am 2. April statt
Das große Finale findet dann am Sonntag, 2. April, von 14 bis 16.30 Uhr statt. Rund 200 Menschen können dann in der Paulinerkirche Platz nehmen. Als Ehrenjury fungieren der Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle (FDP), Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott (Grüne), Physikerin Viola Priesemann und der Göttinger Universitätspräsident Metin Tolan. (Amir Selim)
Die Debattierregeln
Beim Debattieren wird immer eine Streitfrage diskutiert, bei der die Pro-Seite (Regierung) gegen die Contra-Seite (Opposition) antritt. Die Seiten werden zugelost. Die Teams bestehen im Format der Offenen Parlamentarischen Debatte aus drei Rednern. Jede Person hält eine siebenminütige Rede, in der die Argumentation präsentiert und die Punkte der Gegenseite widerlegt werden. Außerdem können Freie Redner eine der beiden Seiten unterstützen. Die Entscheidung über den Sieg fällt eine Jury aus erfahrenen Debattierern. Weitere Infos hier. (ams)