Auch der Hobbyfotograf Karl Heinrich konnte den seltenen Vogel fotografieren und zeigte dem Förster die Bilder: Dann war klar: Es ist der Seeadler. Das Tier stammt aus dem Harzfalkenhof, wo der Adler 2022 mehrere Monate lang gesund gepflegt wurde.
Das Tier war zuvor bei Hattorf (Kreis Göttingen) gefunden worden. Rochus Brotzer vom Harzfalkenhof Bad Sachsa hatte sich damals um den den jungen Seeadler gekümmert. Der Falkner hatte den nur noch zwei Kilogramm wiegenden Jungvogel von einem Tierarzt untersuchen lassen. Diagnose: Der Seeadler war von Parasiten befallen und bis auf die Knochen abgemagert und entkräftet.
Die Pflege und Heilung in der Station war teuer: etwa 3000 Euro hatte Brotzer veranschlagt, der aber auch in einem NDR-Interview damals sagte: „Wir hoffen, dass er durchkommt. Wir tun alles für den Vogel. So einen Adler hat man nicht jeden Tag, da gibt man alles.“ Brotzer hatte sich auch voller Hoffnung gewünscht: „Wenn er eines Tages frei am Himmel schwebt – das wäre wunderbar.“
Den schließlich vollständig genesenen und inzwischen mit einem Sender versehenen Seeadler hatte Rochus Brotzer im Südharz wieder ausgesiedelt, wie das Forstamt mitteilte. Diese Auswilderung scheint also gelungen zu sein, wie die Fotos beweisen.
Wie lange der Seeadler im Südharz noch seine Kreise ziehen wird, das ist aber ungewiss. Deutschlands größter Greifvogel brütet bislang nicht im Harz, sondern eher in wasserreichen Gegenden wie in Brandenburg. Die nächsten bekannten Brutvorkommen der Seeadler in den Niedersächsischen Landesforsten sind nördlich des Mittelgebirges und an der Elbe. War der Seeadler-Bestand 1970 erloschen, lebten 2019 wieder 74 Brutpaare in den Landesforsten-Wäldern.