Neuro-Wissenschaftler erhalten Millionen-Förderung
Elite-Projekt von Göttinger Forschern: Eintauchen in die Tiefen der Nervenzellen
Sie wollen die Medizin entscheidend voranbringen, tauchen ganz tief ein in die Nano-Strukturen der Zellen. Diese Forschungsreise kann nun für zwei Göttinger Forscher weitergehen und sie zu bisher neuen Zielen und Themengebieten führen.
Göttingen – Prof. Silvio Rizzoli und Prof. Nils Brose von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und dem Max-Planck-Institut für Experimelle Medizin können dranbleiben, erhalten Förderung aus Europa. Davon profitiert der die neurowissenschaftliche Forschung am Göttingen Campus insgesamt, an den für für fünf Jahre ab 2021 mehr als sechs Millionen Euro fließen werden.
Offiziell heißt das Elite-Förderprojekt des Europäischen Forschungsrates (ERC) Synergy-Grant. Gefördert wird dabei die Zusammenarbeit, also Forscherteams, die bahnbrechende, risikoreiche Forschungsprogramme betreiben, die zudem nicht von einzelnen Labors bewältigt werden können.
Dafür sind die Projekte von Nils Brose und Silvio Rizzoli Musterbeispiele: Broses Team kooperiert mit der Neurowissenschaftlerin Prof. Anne Schäfer vom Mount Sinai Hospital in New York sowie den Neurobiologen Prof. Thomas Oertner vom Institut für Synaptische Physiologie der Uni Hamburg und Prof. Antoine Triller vom Institut für Biologie der Ecole Normale Supérieure in Paris. Ihr Forschungsprojekt ‘Microcops’ zielt auf die Mikrogliazellen ab. Das sind Immunzellen, die für ihre Rolle als ‘Müllabfuhr‘ im Gehirn bekannt sind. Broses Team und die Mitstreiter wollen die bisher unerforschte Funktion dieser Zellen bei der Kontrolle von Nervenzellschaltkreisen untersuchen. Dafür stehen zehn Millionen Euro bereit.
Prof. Silvio Rizzoli von der UMG kooperiert mit Forschern der Uni Würzburg und dem Massachusetts-Institute in Cambridge (USA). für ihr Projekt ‘Ultrare-Solution’ gibt es eine Förderung von elf Millionen Euro. Sie wollen zusammen neue höchstauflösende Mikroskopie-Methoden entwickeln, um den Aufbau von Nervenzellen zu analysieren. Dazu kombinieren sie superauflö-sende Mikroskopietechniken mit einer neuen Methode zur gleichmäßigen physischen Ausdehnung der zu untersuchenden Proben. So sollen Zellstrukturen sichtbar werden, die bisher nicht abzubilden sind.
„Dass unter den europaweit nur 33 genehmigten von 441 beantragten Synergy-Grants gleich zwei sind, die in Göttingen initiiert wurden, ist eine fantastische Auszeichnung für unseren neurobiologischen Wissenschaftsstandort“, freut sich Nils Brose.
Übrigens: Brose und Rizzoli kooperieren nicht nur international mit Kollegen, sondern auch vor Ort, am Göttingen-Campus: Sie leiten zusammen den DFG-Sonderforschungsbereich Quantitative Synaptologie. „Dort befassen wir uns mit der Biologie von Synapsen, über die Nervenzellen miteinander kommunizieren“, schildert Rizzoli.
Silvio Rizzoli ist Direktor des Instituts für Neuro- und Sinnesphysiologie an der UMG. Nils Brose ist Direktor der Abteilung für Molekulare Neurobiologie am MPI für Experimentelle Medizin. (Thomas Kopietz)