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Eröffnungswochenende: Göttinger Forum Wissen ist Erfolg bei Besuchern

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Von: Bernd Schlegel

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Andrang im Forum Wissen in Göttingen: Viele Besucher ließen sich die Eröffnungs-Wochenende nicht entgehen und nutzten das Pfingstfest für einen ersten Besuch in dem neuen Wissenschaftsmuseum.
Andrang im Forum Wissen in Göttingen: Viele Besucher ließen sich die Eröffnungs-Wochenende nicht entgehen und nutzten das Pfingstfest für einen ersten Besuch in dem neuen Wissenschaftsmuseum. © Per Schröter

Großer Andrang herrschte am Wochenende im Göttinger „Forum Wissen“, das erstmals seine Pforten für Besucher geöffnet hatte.

Göttingen – Auf 1200 Quadratmetern sind im „Forum Wissen“ mehr als 1500 Objekte aus den Sammlungen der Universität Göttingen und dazu diverse Sonderschauen zu erleben. Das deutschlandweit einzigartige Museum gewährt in beeindruckenden und höchst unterschiedlichen Räumen Einblicke in die außergewöhnlichen Sammlungen der Göttinger Universität. Darüber hinaus wird die Arbeit von Forschern und der Wissenschaft aus verschiedenen Perspektiven gezeigt.

„Das war total interessant“, meinte Steffi Wode, die zusammen mit ihrer Bekannten Nadine Bobring extra aus dem Harz zur Eröffnung angereist war. Was ihr so gut gefallen habe, seien der inhaltlich Aufbau und die Vielseitigkeit der Ausstellung. „Ich gehe eigentlich nicht so oft ins Museum“, meinte Wode. „Aber mich hat als Nicht-Akademikerin einfach interessiert, wie an der Uni gearbeitet wird und ich bin nicht enttäuscht worden“, lobte die Schwiegershäuserin.

„In einigen Räumen wurden Erinnerungen an die Schulzeit geweckt“, sagte Nadine Bobring. Ihr habe zudem besonders gut gefallen, dass im Forum Wissen nahezu alle Sinne angesprochen werden. „Man kann viel sehen und lesen, aber auch Dinge anfassen der einfach zuhören“, so die Herzbergerin.

Video: Rundgang durch das Forum Wissen in Göttingen

„Superinteressant“ nannten Lydia Bethun und Lennart Wilke ihren ersten Besuch im Forum Wissen. „Man bekommt hier viele Eindrücke zu Themen, die man nicht erwartet hätte“, sagte Bethun und führte Abtreibung und Klimawandel, aber auch die kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und mit Tierversuchen als Beispiele an. „Für mich war das ein kleines Erlebnis und ein kleiner Augenöffner“, so Wilke, der das Museum genau wie seine Begleiterin „definitiv nicht zum letzten Mal“ besucht haben werde.

„Ich finde es sehr spannend, dass man sich hier damit befasst, wie Wissen überhaupt entsteht“, betonte der aus Göttingen stammende Bremer Physiker Dr. Frank Mattheis. Man erfahre, „wie Wissen im Kontext mit der öffentlichen Meinung“ gesehen wird. Das habe man sonst nirgends in dieser Art. Auch seine Tochter Julia konnte dem Besuch im Forum Wissen etwas abgewinnen.

Blick in den Raum Atelier: Den Besucher erwartet dort eine Fülle von Bildern.
Blick in den Raum Atelier: Den Besucher erwartet dort eine Fülle von Bildern. © Per Schröter

„Vieles war sehr interessant“, meinte die Schülerin, die einigen Themenbereichen allerdings „nicht so viel“ abgewinnen konnte.

Sehr zufrieden mit der Besucherresonanz zeigten sich die Verantwortlichen des neuen Museums. „Am Samstag haben wir 800 Gäste gezählt und am Sonntag waren es sogar noch deutlich mehr“, meinte Christian Vogel, Referent für Wissensforschung der Zentralen Kustodie, der die Gäste persönlich begrüßte. Ein gelungener Start also für das Forum Wissen, dass ab sofort dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt seine Pforten für Besucher geöffnet hat.

Weitere Informationen gibt es hier. (Per Schröter)

Standpunkt zum Forum Wissen in Göttingen: Besucher und Zweifler überzeugen

Zum neuen Göttinger Museum, dem Forum Wissen, ein Standpunkt von HNA-Redaktionsleiter Thomas Kopietz:

40 Millionen Euro für ein neues universitäres Museum, das Forum Wissen, in einem alten, generalüberholten Gemäuer – ist das zeitgemäß, sinnvoll oder gar notwendig? Die Antwort darauf ist weder einfach noch eindeutig.

Das Projekt, maßgeblich in die Spur gebracht von Ex-Uni-Präsidentin Ulrike Beisiegel, sollte für die ehrgeizige Beisiegel und die Uni eine Trumpfkarte im beinharten Exzellenz-Wettbewerb der Hochschulen sein.

Die Göttinger und ihre Präsidentin scheiterten, das Projekt Forum aber wurde gelobt. Beisiegel und Senat hielten an dem Forum fest, das aber von Beginn an – besonders intern – umstritten war. Denn das Geld der Uni war knapp, vor allem nach den Mittelkürzungen des Landes für die Hochschulen.

Es schien, als hätte sich die Uni verhoben, das Projekt drohte noch in der Bauzeit zu scheitern. Viel Geld aus Berlin und Hannover, maßgeblich eingetrieben vom 2020 gestorbenen Thomas Oppermann, retteten es.

Nun steht das Forum Wissen, in das auch Millionen aus dem Uni-Etat flossen, in einer Zeit, da Mitarbeitende gegen Zeitverträge protestieren, massiv Mittel für die Lehre gekürzt werden, ganze Studiengänge auf der Kippe stehen – gleichwohl aber herausragende Forschungsprojekte zuhauf für Preise, Fortschritte und Renommee sorgen.

In der Uni wird es weiter Unmut geben. Das Forum Wissen muss deshalb nicht nur Besucher, sondern auch Gegner überzeugen. Die Macher und Gestalter um die leider gehende Marie Luisa Allemeyer haben jedenfalls ein faszinierendes Museum der anderen Art geschaffen, das auch wissenschaftlich Unbedarfte und junge Menschen begeistern kann. Das Forum Wissen ist eine einzigartige Attraktion.

Das muss die Region, Deutschland und Europa aber erst einmal erfahren. Der Erfolg ist ihm zu wünschen, auch weil Wissenschaftskommunikation, das hat die Pandemie gezeigt, extrem wichtig ist.

Das Forum Wissen ist also sinnvoll. Aber nur, wenn die Universität ihre ureigenen Pflichtaufgaben erfüllt. Das ist sie vor allem den Studierenden und Mitarbeitern schuldig.

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