Erpressung mit Nacktfotos: Göttinger Polizei ermittelt

Immer öfter werden Menschen Opfer von Erpressungsversuchen im Netz ‒ auch mit Nacktfotos als Druckmittel. Nun ermittelt die Polizei Göttingen.
Göttingen – Eine neue Form der Erpressung im Internet beschäftigt in den vergangenen Monaten verstärkt die Göttinger Polizei. Opfer von „Sextortion“ sind meist Männer. Der Begriff setzt sich auf den „Sex“ und „Extortion“, dem englischen Begriff für Erpressung zusammen.
Laut der Polizei in Göttingen gibt es bei den Vorgehensweisen der Täter zahlreiche Parallelen. Und so läuft diese Straftat nach Angaben der Ermittler in der Regel ab.
Polizei Göttingen ermittelt wegen Erpressung mit intimen Fotos im Netz
Vorgehensweise
Bei dem Kriminalitätsphänomen werden die Opfer, meist Männer, von angeblich weiblichen Personen in sozialen Medien kontaktiert – zumeist bei Facebook oder Instagram. Anschließend wird durch den Täter oder die Täterin vorgeschlagen, die Chatkonversation über anderen Messenger-Dienste wie „Google-Hangouts“ oder „WhatsApp“ fortzusetzen und dort intimes Bildmaterial auszutauschen.
Sobald die Opfer intime Aufnahmen von sich übermittelt haben, wird ihnen mit der Veröffentlichung des „kompromittierenden Bildmaterials“ gedroht, wenn sie nicht dazu bereit sind, einen gewissen Geldbetrag an die Täter zu überweisen, so die Vorgehensweise der Tätergruppen.
Anfragen ignorieren
Betroffenen wird von der Göttinger Polizei geraten, bei Anfragen von unbekannten Nutzerprofilen vorsichtig zu sein und diese gegebenenfalls zu ignorieren beziehungsweise die Anfragen zu löschen. Sollte es dennoch bereits zur Übermittlung von Bildmaterial und Geldforderungen gekommen sein, rät die Polizei den Betroffenen, umgehend jegliche Konversation mit den Tätern zu beenden und die entsprechenden Nutzerprofile zu blockieren.
„In keinem Fall sollten Zahlungen geleistet werden. Erfahrungsgemäß kommt es nur in seltenen Fällen tatsächlich zu einer Veröffentlichung der Aufnahmen“, so die Polizei. Außerdem sollte unbedingt Anzeige erstattet werden. Häufig agieren die Täter im Ausland und machen damit eine Nachverfolgung beziehungsweise Aufklärung und damit Strafverfolgung für die Polizei äußerst schwer.
Nach Angaben von Kriminalhauptkommissarin Corinna Klaus-Rosenthal wird auch die Möglichkeit, Bekanntschaften über die sozialen Medien beziehungsweise ein Chat-Portal zu knüpfen, von den Kriminellen genutzt: „Nach einer gewissen Zeit werden auch intimere Dinge angesprochen, erklärt Bedürfnisse und Wünsche und übersendet sich nach einer gewissen Zeit auch Fotos und anderes Bild- oder Tonmaterial. So kommt es aktuell immer wieder vor, dass Menschen sich ihrem oder ihrer vermeintlichen neuen Internetliebschaft sehr freizügig zeigen.“
Tipps der Polizei
Die Polizei hat konkrete Tipps, wie man vorgehen sollte, um sich unangenehme Überraschungen zu ersparen:
- Keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen annehmen.
- Die Account- und Privatsphäre Einstellungen (insbesondere nach Aufspielen von Updates) sollten regelmäßig geprüft werden.
- Bei der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber zurückhaltend sein.
- Nicht vorschnell einem Videochat zustimmen. Im Zweifel sollte die Chatkamera zunächst abgeklebt werden, um lediglich per Sprache zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten.
- Keinen „Entblößungen“ oder intimen Handlungen in Videochats zustimmen, wenn die Person erst seit kurzer Zeit bekannt ist.
- Betriebs- sowie Virenschutzsysteme auf den allen online-genutzten Endgeräten (zum Beispiel Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer) immer auf dem aktuellen Stand halten, um sich vor Schadsoftware, sogenannter Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die die Webcam problemlos aktivieren und einen damit jederzeit filmen kann.
- Auf keinen Fall Geld an die Täter überweisen. Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf. Stattdessen unbedingt Anzeige bei der Polizei erstatten.
- Bei veröffentlichten Bildern den Betreiber der Seite kontaktieren und veranlassen, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden.
- Den Kontakt zu der anonymen Person sofort abbrechen und nicht auf Nachrichten reagieren.
- Chatverläufe und Nachrichten unbedingt mit Hilfe von Screenshots sichern.
Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie hier. (Bernd Schlegel)