Fahrgäste bemängeln fehlende Überdachung und elektronische Anzeige an Haltestelle
Fernbusse kommen bei Studenten an: 50 stoppen täglich in Göttingen
Göttingen. Für Studenten ist der Göttinger Fernbushalt am Bahnhof zu einem wichtigen Punkt geworden, um zu verreisen. Das hat eine Studie der Universität Göttingen ergeben.
Boom in Uni-Stadt
2013 wurde der Fernbusverkehrs in Deutschland liberalisiert. Daraufhin erlebte die Branche einen Boom – auch in Göttingen. Auch deshalb wurde die Fernbushaltestelle in Göttingen im Herbst 2015 vom früheren Standort vor dem Zoologischen Institut zum Zentralen Omnibusbahnhof verlegt und neu hergerichtet.
Beachtliche Zahlen
Studierende vom Geographischen Institut der Universität Göttingen befragten während einer praxisorientierten Lehrveranstaltung fast 350 Fahrgäste. Der aktuelle Status: „Mittlerweile stoppen in der Uni-Stadt täglich mehr als 50 Fernbusse“, sagt Dr. Tobias Behnen, Leiter der Studie. Die wichtigsten Ziele der Fahrgäste sind Hamburg (20 Prozent), Berlin (zwölf Prozent), Frankfurt (acht Prozent) und Köln (sieben Prozent).
Meist junge Fahrgäste
Etwa zwei Drittel der Fahrgäste sind zwischen 18 und 29 Jahre alt. Hauptargument für die Fernbusnutzung ist der günstige Preis: 85 Prozent der Fahrgäste bezahlten maximal 20 Euro. Und: Immerhin 15 Prozent der Reisenden hätte die Fahrt gar nicht unternommen, wenn das Ticket nicht so günstig gewesen wäre. Die restlichen Reisenden wären überwiegend mit dem ICE gefahren.
Geringe Kosten
„Die Fernbusunternehmen können aber nur so günstig sein, weil die Haltestellenkosten gering sind, sie keine Maut bezahlen, oft auf Subunternehmer zurückgreifen und geringere Fahrgastrechte
garantieren müssen“, macht Tobias Behnen deutlich. Kritisch sei auch die Rolle der Fahrer zu sehen, da diese viele Zusatzaufgaben, zum Beispiel Gepäckverladung oder Fahrkartenverkauf, erledigen müssen.
Fehlende Anzeigen
Mit Blick auf die Göttinger Haltestelle bemängeln die Fahrgäste laut Studie die fehlende Überdachung. Kritik gibt es auch an den Informationsmöglichkeiten. So sind keine elektronischen Anzeigetafeln vorhanden.
Verkehrsverlagerung
Tobias Behnen fasst zusammen: „Zwar ermöglichen Fernbusse preissensiblen Reisenden neue Möglichkeiten. Die neuen Angebote im Fernbusverkehr führen aber zu einer Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße und auch zu völlig neuem Verkehr.“ Diese Entwicklung stehe allerdings laut Behnen im Widerspruch zum Leitbild der nachhaltigen Verkehrsentwicklung.