Hinweise auf illegales Drogengeschäft
Festnahmen in Göttingen: Hells Angels im Visier der Polizei
Göttingen. Fünf Wochen nach dem Verbot des Göttinger „Hells Angels“-Ablegers ist die Polizei mit Festnahmen erneut gegen Angehörige des südniedersächsischen Rockermilieus vorgegangen.
Das Land wird bei seiner harten Gangart gegen die Rocker bleiben, wurde am Montag bekannt. Beamte einer Spezialeinheit nahmen am Samstag auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants in Göttingen drei Männer vorläufig fest. Unbestätigten Informationen zufolge sollen sich darunter auch Mitglieder des verbotenen Rockerclubs befunden haben. Anlass der Polizeiaktion seien Hinweise auf ein Drogengeschäft gewesen, sagte am Montag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen. Die Fahnder hätten bei der Durchsuchung der Autos und der Wohnung eines Verdächtigen 5000 Euro Bargeld sichergestellt. Drogen habe man nicht gefunden. Alle drei Verdächtigen befänden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius hatte den Rockerclub „Hells Angels MC Charter Göttingen“ im Oktober verboten. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Verbots durchsuchten mehr als 300 Polizisten das Clubdomizil in Adelebsen sowie diverse Wohnungen von Vereinsmitgliedern. Anlass war ein Ermittlungsverfahren, das sich unter anderem gegen den 48-jährigen Präsidenten des Clubs richtet. Dieser sitzt seit Ende September wegen des Verdachts der versuchten räuberischen Erpressung in Untersuchungshaft. Der Kampfsportler soll gemeinsam mit seinem 51-jährigen Bruder unter Drohungen versucht haben, einen 60-jährigen Mann aus dem Raum Hofgeismar um 100.000 Euro zu erpressen.
Inzwischen haben Clubmitglieder 15 Klagen beim Verwaltungsgericht Göttingen eingereicht. Sie wollen die Polizeidirektion Göttingen gerichtlich dazu verpflichten, ihnen die beschlagnahmten Motorräder und Kutten wieder herauszugeben.
Unterdessen hat das Land Niedersachsen angekündigt, weiterhin bei seiner harten Gangart gegen Rocker zu bleiben. „Die Rockerszene wird auch weiterhin ein Schwerpunkt der Kriminalitätsbekämpfung bleiben“, kündigten Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) am Montag mit Blick auf den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität an. Sie werten das Vereinsverbot, das gegen die Göttinger Hells Angels erlassen wurde, als Erfolg. Beide Minister fordern bei der Organisierten Kriminalität vereinfachte und verbesserte Vorschriften zur Vermögensabschöpfung. Damit könnten die Strukturen nachhaltig geschwächt werden. (pid/bsc)
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