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Geständnis: Erst Vater getötet, dann Feuer gelegt

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Von: Heidi Niemann

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Prozessauftakt: Dem 27-jährigen Angeklagten, hier im Gespräch mit seinem Verteidiger Björn Nordmann, wird vorgeworfen, seinen Vater getötet zu haben.
Prozessauftakt: Dem 27-jährigen Angeklagten, hier im Gespräch mit seinem Verteidiger Björn Nordmann, wird vorgeworfen, seinen Vater getötet zu haben. © Stefan Rampfel

Weil er seinen 59-jährigen Vater getötet haben soll, muss sich seit Dienstag ein 28-jähriger Göttinger vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Göttingen verantworten.

Göttingen – Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Mai vergangenen Jahres im Verlauf eines Streits seinem Vater eine Flasche auf den Kopf geschlagen und mehrfach mit einem spitzen Gegenstand in die linke Halsseite gestochen zu haben. Danach habe er sich auf dessen Körper gesetzt, ihm den Mund zugehalten und mit massiver Gewalt auf ihn eingeschlagen. Anschließend habe er in dem gemeinsam bewohnten Wohnhaus im Göttinger Buchenweg Feuer gelegt. Da durch das Feuer auch der Leichnam des Vaters in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat die Staatsanwaltschaft den 28-Jährigen außer wegen Totschlages und Brandstiftung auch wegen Störung der Totenruhe angeklagt.

Zum Prozessauftakt verlas der Verteidiger im Namen seines Mandanten eine Erklärung, in der dieser einen Großteil der Tatvorwürfe einräumt. Er habe seinen Vater getötet, könnte sich aber nicht mehr an Einzelheiten erinnern, heißt es darin. Er habe damals ständig Drogen konsumiert, hauptsächlich die Designerdroge MDPV. Auch am Tattag habe er unter Drogen gestanden und daher nur noch bruchstückhafte Bilder im Kopf. „Mein Vater hatte Alkoholprobleme, ich hatte Drogenprobleme“, so der Angeklagte. „Wenn er nüchtern war, haben wir uns gut verstanden, das kam leider sehr selten vor.“

Tat unter Einfluss von Drogen

Trotz dieser Spannungen lebte der 28-Jährige immer noch im Haus des Vaters. Seine Geschwister waren seinen Angaben zufolge dagegen längst ausgezogen. Warum es am Tattag zum Streit kam, wisse er nicht mehr, erklärte der Angeklagte. Er habe zu einem Inbusschlüssel gegriffen und zugestochen. „Irgendwann bin ich dann wieder zu mir gekommen und habe mit Erschrecken festgestellt, dass mein Vater nicht mehr am Leben war.“ Daraufhin sei er in Panik geraten: „Ich wollte weg, alles hinter mir lassen.“ Er habe dann Feuer gelegt, wisse aber nicht sicher, ob er dabei Benzin, Ethanol oder Grillanzünder benutzt habe.

Der Angeklagte gab an, dass er inzwischen eine Therapie begonnen habe, um seine Drogenprobleme in den Griff zu bekommen. Heute befinde er sich in nüchternem Zustand und müsse mit dem Wissen leben, dass er für den Tod seines Vaters verantwortlich sei. Er bedauere zutiefst, dass es zu diesem furchtbaren Geschehnis gekommen sei, und müsse mit dieser Schuld leben: „Ich schäme mich jeden Tag.“

Ein Zeuge hatte damals in dem Wohnhaus Qualm bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Da sich die Eingangstür nicht öffnen ließ, brachen die Feuerwehrleute eine Kellertür auf und verschafften sich so Zutritt in das Gebäude. Dort stießen sie zunächst auf jede Menge Qualm und einige angekokelte Türzargen, aber kein offenes Feuer. Im Wohnzimmer entdeckten sie dann eine leblos wirkende Person, die in einer großen Blutlache auf dem Fußboden lag. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt (Heidi Niemann)

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