Der unterrichtsfreie Montag sollte in erster Linie den Vorbereitungen für die Besetzungen sowie dem Gespräch mit der Schulleitung gewidmet werden, damit sich ab Dienstag voll und ganz auf die Schülerschaft des FKG und auf das bereits geplante Programm zur Klimakrise fokussiert werden kann.
Der Schulleiter war nicht für Gespräche offen und wurde teilweise handgreiflich.
So versuchten die Schüler nach eigenen Angaben sofort, in konstruktive Gespräche mit der Schulleitung zu gehen. Dies gelang aber nur bedingt. „Der Schulleiter war nicht für Gespräche offen und wurde teilweise handgreiflich“, heißt es in der Mitteilung von EndFossil Göttingen. Der so kritisierte FKG-Schulleiter Michael Brüggemann weist diese Anschuldigungen auf Nachfrage unserer Redaktion klar zurück.
So richtig friedlich scheint der Auftakt der Besetzung jedoch nicht verlaufen zu sein. „Einige der Schülerinnen und Schüler haben sich unter einem Vorwand am Montag Zutritt zum Schulgebäude verschafft“, schildert Maria Schmidt, Schuldezernentin der Stadt Göttingen, die Situation.
Anschließend habe man versucht, die Eingänge offen zu halten, damit weitere Anhänger der Kampagne ins Gebäude kommen konnten. Zur Sicherung des Schulgebäudes verständigte Schulleiter Brüggemann daraufhin die Polizei, die schnell vor Ort eintraf. In den Augen der Besetzenden stellt dies „einen weiteren Versuch der Kriminalisierung der Klimagerechtigkeitsbewegung dar, die sich in den vergangenen Wochen häuften.“
„Ich habe Verständnis für das Anliegen der Schülerinnen und Schüler, für ihre Ängste und Sorgen. Allerdings bin ich für die Einhaltung von Regeln und Vorschriften“, sagte Schuldezernentin Schmidt im Gespräch mit unserer Zeitung und betonte, dass man die Besetzungen dulde, so lang sich die Schülerinnen und Schüler friedlich verhielten.
Schmidt lobte die Einsatzkräfte der Polizei vor Ort am FKG, die deeskalierend eingegriffen und den Schülern die Sachlage genau erklärt haben.
So lange die Besetzungen friedlich verlaufen, dulden wir sie.
Von einer Strafanzeige, die eine Räumung des Gebäudes zur Folge gehabt hätte, habe die Schulleitung abgesehen. „Die Stadt Göttingen als Schulträgerin sowie die Schulleitungen arbeiten in diesen Fällen zusammen und entscheiden gemeinsam, wie wir mit den Situationen umgehen“, erklärte Schmidt.
Bis einschließlich Donnerstag, 22. Dezember, wollen die Besetzenden in der Aula des Felix-Klein-Gymnasiums bleiben. Die Zeit soll für einen Dialog sowie Vorträge und Veranstaltungen rund um die Klimakatastrophe genutzt werden. Die Besetzung soll mit einer Demonstration aufgelöst werden, die am Donnerstag um 11.15 Uhr vor dem FKG starten soll. Jeder sei dazu aufgerufen, sich dem Klimastreik anzuschließen.
Für die Besetzenden bleibt klar: Die Klimakrise wartet nicht und eskaliert immer weiter. Die Verzweiflung angesichts der dramatischen globalen Klimakatastrophe sei größer, als die Abschreckung durch Eisglätte oder großes Polizeiaufgebot, heißt es in einer Mitteilung.
„Die Klimakrise nimmt immer weiter an Fahrt auf, während die Politik weiterhin nicht handelt. Das haben wir nicht nur international anhand der letzten Weltklimakonferenz im November, sondern auch bundesweit gesehen.“ Nun füge man noch die Ebene der Besetzung hinzu, da nur der Druck auf der Straße nicht genug gebracht hat. (mzi)
„Der Stadtschülerrat Göttingen beobachtet besorgt die Entwicklung der Schulbesetzung am Felix-Klein-Gymnasium Göttingen“, heißt es in einer Mitteilung. Darin wird die Schulleitung des FKG aufgefordert, auf den Dialog mit den Besetzenden zu setzen. „Man muss aufhören, die Besetzung als Problem zu sehen, sondern eher als Chance. Denn es gibt in unserem Bildungssystem noch zu wenig Räume und Möglichkeiten, um über die Sorgen und Ängste unserer Generation zu reden.“
Die damaligen Besetzungen im Hainberg-Gymnasium (HG) und in der IGS Geismar hätten bewiesen, dass es eine friedliche Protestform sei, die das Ziel verfolge, den Schulbetrieb nicht einzuschränken, sondern eher zu bereichern, so der Vorsitzende des Stadtschülerrates Göttingen, Tim Wiedenmeier.
„Wir bieten gerne wieder unsere Rolle als Vermittler an und plädieren dazu, die Schülerschaft den Raum zum Austausch und zur Aufklärung zu geben, der uns als junge Generation zustehen sollte.“ (mzi)
Die Aktion am Göttinger Felix-Klein-Gymnasium findet, wie schon am Hainberg Gymnasium und der IGS Geismar unter der Kampagne „EndFossil: Occupy!“ statt, welche in den vergangenen Monaten in Göttingen bereits erfolgreich zwei Schulen und die Uni besetzt hat. Die Kampagne ist international koordiniert und allein in Deutschland wurden bisher über 20 Bildungseinrichtungen besetzt. Noch letzte Woche waren Hochschulen in Aachen, Leipzig und Lüneburg, letztere auch noch im Moment, besetzt. (mzi)